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Schweinfurt
Schweinfurt: Wie junge Friseure ihre Ausbildung trotz Corona meistern
Im "Groha and Talents" wird auch während der Krise auf den Nachwuchs gesetzt. Im Herbst sollen wieder Auszubildende eingestellt werden. Ein Problem sieht die Innung allerdings.
Aleyna Bas, Auszubildende im zweiten Lehrjahr, und Sarah Illmann, Auszubildende im ersten Lehrjahr, trainieren im "Groha and Talents" an Übungsköpfen an ihren Fähigkeiten.
Foto: Steffen Krapf | Aleyna Bas, Auszubildende im zweiten Lehrjahr, und Sarah Illmann, Auszubildende im ersten Lehrjahr, trainieren im "Groha and Talents" an Übungsköpfen an ihren Fähigkeiten.
Steffen Krapf
 |  aktualisiert: 18.04.2021 02:13 Uhr

Die Friseurbranche stand während der Corona-Pandemie zeitweise unfreiwillig im Fokus der Öffentlichkeit. "Die Friseure öffnen", hieß es während des zweiten Lockdowns, erzählt Valentina Groha, in ihrem Friseurladen "Groha and Talents" in der Schweinfurter Siebenbrückleinsgasse in der Innenstadt. "Tatsächlich wussten wir manchmal selbst nicht genau, warum gerade wir öffnen dürfen."

Die Freude war natürlich trotzdem groß, den Betrieb wieder aufnehmen zu dürfen. Auch die Kunden nahmen die Wiederöffnung der Friseurbranche dankbar entgegen. "Wir freuen uns vor allem für jeden einzelnen Mitarbeiter. Jeder war glücklich, wieder arbeiten zu dürfen." Valentina Groha, die im Groha-Unternehmen verantwortlich für die Organisation und Konzeption ist, denkt dabei besonders auch an die 15 Auszubildenden, die allesamt im "Groha and Talents" ihre Ausbildung durchlaufen. Auch in Pandemie-Zeiten wird dort, im unternehmenseigenen Ausbildungscenter, trotzdem alles daran gesetzt, den angehenden Friseuren und Friseurinnen eine angemessene und vollwertige Ausbildung zu bieten.

Sechs neue Ausbildungsplätze vergeben

Durchaus stolz berichtet Groha davon, dass trotz Corona im letzten September sechs neue Ausbildungsplätze vergeben wurden und die Gesamtzahl der Auszubildenden von 15, auch während der Krise beibehalten werden konnte. Alle Ausgelernten konnten im Unternehmen übernommen werden und fanden unter anderem im neueröffneten Hauptgeschäft "Groha at Luitpold" Anstellungsplätze.

Im "Groha and Talents" legen die "Talente" selbst Hand an am Kunden, zu vergünstigten Preisen. Bevor ein Kunde den Laden verlässt, schaut aber auch einer der immer anwesenden "Trainer" noch einmal über den Kopf und auf Kopf des Kunden, bemerkt Groha. "Der Vorteil bei uns ist, dass die Azubis im ersten Lehrjahr direkt voll mit einsteigen können." Schon nach wenigen Wochen in der Ausbildung dürfen sie ihre ersten Kunden selbstständig bedienen.

Im Laden herrscht ein reges Treiben, natürlich unter Einhaltung des coronakonformen Hygienekonzepts. In Kurzarbeit wurde auch während der Lockdowns selten ein Azubi geschickt. Das ist beim Gehalt der Friseur-Azubis eigentlich nicht tragbar, meint Groha.

Übungsmöglichkeiten im Ausbildungscenter genutzt

Mit Schneidetrainings und Farbunterricht konnte auch während der Schließung im letzten Winter während des Lockdowns weiter an den Fingerfertigkeiten und Kenntnissen gefeilt werden. Gerade für die Auszubildenden im ersten Lehrjahr war das wichtig, damit diese nicht aus der Übung kommen und dazulernen. Der Kontakt mit den "Trainern", also den Ausbildern, wurde auch mittels Zoom-Meetings stets aufrechterhalten. "Es ging uns nicht nur darum das Know-How zu vermitteln, sondern auch das Team aufrechtzuerhalten", erklärt Groha. Die Zeiten in denen, gerade bei den aktuell hohen Fallzahlen, weniger Kunden in den Laden können, werden intensiv mit den Übungsmöglichkeiten im Ausbildungscenter genutzt.

Groha-Trainerin Celine Kammer (links) und Auszbildende Naemi Nienstedt (zweites Lehrjahr) frisieren im "Groha and Talents" gemeinsam eine Kundin.
Foto: Steffen Krapf | Groha-Trainerin Celine Kammer (links) und Auszbildende Naemi Nienstedt (zweites Lehrjahr) frisieren im "Groha and Talents" gemeinsam eine Kundin.

Während die Azubis, die sich 2020 im letzten Lehrjahr befanden, ihre Prüfungen noch unter gewohnten Rahmenbedingungen im Juli abschließen konnten, herrscht derzeit noch etwas Ungewissheit, wie das dieses Jahr geregelt ist. Der theoretische Teil der Zwischenprüfung der Azubis des zweiten Lehrjahrs hat bereits stattgefunden, die praktische ist jedoch "ganz weit nach hinten geschoben worden".

Auch wann die Abschlussprüfung für das dritte Lehrjahr stattfinden, ist noch nicht ganz geklärt. Angedacht sind diese für Juni. Das könnte im schlechtesten Fall zu einer komplizierten Situation führen. Eine Ausbildung ist nämlich erst dann zu Ende, wenn die Prüfungen absolviert sind. Der Berufsschulunterricht findet, abgesehen von der Abschlussprüfungsvorbereitung, komplett online statt. Groha berichtet von einer "tollen Kommunikation und tollem Entgegenkommen" der Berufsschulen mit den Unternehmen. Auch im kommenden September möchte Groha die Ausbildungsstellen wie gewohnt besetzen, auch wenn ein Blick in die Zukunft während Corona schwer fällt. Aber bislang konnte die Zeit während der Krise gut gemeistert werden, so Groha.

Innnung sieht Probleme bei Nachwuchssuche

Ein ähnliches Bild zeichnet Margit Rosentritt, Kreishandwerksmeisterin der Friseurinnung Main-Rhön, was die Ausbildung betrifft. Für die Zukunft allerdings könnte sich in der aktuellen Situation ein Problem auftun: die Suche nach neuen, geeigneten Auszubildenden. Denn, so Rosentritt: "Viele haben normal jetzt Praktikanten im Betrieb, um sich zu entscheiden, ob sie diesen ausbilden möchten. Das ist derzeit schwierig, da sich an die Bestimmung mit den Personen pro Quadratmeter gehalten werden muss." Und ebenso schwierig sei die Entscheidung, ob man zehn Quadratmeter für einen Praktikanten sozusagen wegfallen lasse. "Den nutzen viele natürlich lieber für eine Friseurin."

Auch die Arbeit, die Praktikanten aktuell tatsächlich ausüben könnten, seien eingeschränkt. "Wir wollen ja nicht, dass der Praktikant am Ende nur desinfiziert. Er soll den Beruf auch kennenlernen", so die Kreishandwerksmeisterin. Durch all das sei die Auswahl für künftige Azubis für die Betriebe erschwert, was dazu führe, dass gerade viele Betriebe zögern würden, "weil sie nicht wissen, was sie kriegen, da einfach der Eindruck aus dem Praktikum fehlt".

 
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