„Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps“, hieß es am Mittwoch bei der Polizei. Den Hütern der Ordnung war während des Deutschlandspiels im Dienstgebäude an der Mainberger Straße kein Blick auf ein TV-Gerät gestattet. Besser erging es den Rettungskräften der Johanniter, die in den Einsatzpausen auf dem in der Zentrale aufgestellten Fernseher verfolgen konnten, was die Löw-Truppe trieb.
Bei etlichen kleinen Firmen und Betrieben des Mittelstands war den Mitarbeitern wegen des Deutschlandspiels freigestellt, früher zu gehen, etwa bei Karosseriebau Heßler in Niederwerrn. Mache Firmen schlossen früher – wie Motorrad Witzel in Sennfeld, aber auch Bäckereien und Metzgereien gönnten ihren Mitarbeitern einen vorgezogenen Feierabend.
Bei den Stadtwerken sind flexible Arbeitszeitmodelle eingesetzt. „Wer schauen will, der kann“, sagt Geschäftsführer Thomas Kästner – was allerdings nicht für die Kollegen gilt, die in der Netzleitwache oder im Störungsdienst eingesetzt sind. Dort flimmern andere Bildschirme – kein TV-Gerät.
Leinwände und Bildschirme
In der Innenstadt setzte der Berufsverkehr schon weit vor Spielbeginn ein. 30 Minuten vor Anpfiff waren dann in der Eisdiele del Corso in der Spitalstraße alle Stühle besetzt, die einen Blick auf einen der beiden großen Bildschirme boten. Reichlich Platz gab es dagegen bei der Konkurrenz in der Nachbarschaft, wo nur ein Wohnzimmergerät aufgestellt war. Ob in der Spitalstraße oder beim Marktplatz – allenthalben waren die Straßencafés mit Leinwand oder großem Bildschirm ansonsten gut besetzt.
Treffpunkt Stadtstrand
Größter Anziehungspunkt war am Mittwochnachmittag einmal mehr das Public Viewing am Stadtstrand. Noch vor dem Anstoß klang dort „Oh Deutschland olé“ aus hundert und mehr Kehlen.
Wer nach 16 Uhr ins Rathaus kam, durfte sich der ungeteilten Aufmerksamkeit des Personal am Bürgerservice gewiss sein. Gleichzeitig durften sich nicht nur die Kunden der Textilgeschäfte in der Fußgängerzone wie Könige – allerdings ohne Volk – fühlen. Selbst in den kleineren Geschäften und den Läden von Bäckern und Metzgern, in den Reisebüros und im Buchhandel sowie bei den Friseuren übertraf die Anzahl des Personals klar die der Kundschaft – auch dort, wo nur der Inhaber an der Kasse stand.
Autofrei
Noch leerer waren die Straßen. Über den Albrecht-Dürer-Platz wollte direkt vor der Halbzeitpause zwei Minuten lang kein Auto fahren. Gefahren ist der Stadtbus nach Plan. Die Fahrgäste konnten unter vielen freien Plätzen wählen.