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SCHWEINFURT
Viva Voce reißt die ganze Halle von den Stühlen
In neuer Formation, aber so gut wie immer: „Viva Voce“ beim Nachsommer (von links: David Lugert, Bastian Hupfer, Matthias Hoffmann, Jörg Schwarzmanns, Heiko Benjes).
Foto: Josef Lamber | In neuer Formation, aber so gut wie immer: „Viva Voce“ beim Nachsommer (von links: David Lugert, Bastian Hupfer, Matthias Hoffmann, Jörg Schwarzmanns, Heiko Benjes).
Thomas Starost
Thomas Starost
 |  aktualisiert: 22.09.2017 03:14 Uhr

So jetzt haben wir es auch musikalisch bestätigt bekommen, was wir als gebürtige Schnüdel ohnehin wissen. Und wer an diesem Abend als Auswärtiger den Weg in die pickepackevolle SKF-Halle 411 zum Auftritt des A-capella-Ensembles „Viva Voce“ gefunden hatte, dem wurde es ins Stammbuch geschrieben: „Schweinfurt ist der Hit!“ Jaaaawoohll! Das wissen wir zwar schon, aber das noch mal gesanglich bestätigt zu bekommen, riss die ganze Halle 411 von den gut 650 Sitzen.

Fünfstimmig, in bester A-capella-Kultur hören wir: „Schloss Mainberg ist der absolute Hit, da kommt Würzburg lang' schon nicht mehr mit, – in Schweinfurt wollten wir immer schon mal singen, Schweinfurt zum Klingen bringen.“ Zack, das Schweinfurter Auswärtsspiel gewonnen und gleich der benachbarten Domstadt eins eingeschenkt. Passt.

Folgt man Hermann Hesse, wohnt bekanntlich jedem Anfang ein Zauber inne. Der Zauber in Schweinfurt ist, dass das Ansbacher Ensemble im Rahmen des „Nachsommers“ nicht nur seine neue Tournee startet. Gleichzeitig tritt man zum ersten Mal in einer neuen Formation auf. Neu im Ensemble: der Passauer Mathias Hofmann, ein ausgebildeter Pop- und Jazzsänger, der den bisherigen Bariton „MaTe“ (Mateusz Phoutthavong) ersetzt.

Aber auch das „neue“ klangliche Ergebnis kann sich nicht nur hören lassen, sondern auch sehen. Bis hin zu einer witzig abgestimmten Choreographie der fünf Sänger, eingebunden in eine stimmige Lichtregie. Der Erfolg von „Viva Voce“, denen aus triftigen Gründen der Bayerische Musikpreis verliehen wurde, hat bei genauem Hinhören, Hinschauen verschiedene Ursachen.

Fränkische „A-capella–Boygroup“

Zum einen stehen da fünf Sänger auf der Bühne, die versuchen, eine möglichst breite musikalische Palette gesanglich abzudecken. Das geht von eigenen Kompositionen und Liedtexten bis hin zu legendären Songs von Whitney Houston („I will always love you“), Leonard Cohen („Hallelujah“) oder aktueller Andreas Bourani („Auf uns“). Zum anderen hat „Viva Voce“ sich einen ganz eigenen Ensemble-Sound geschaffen, als eine Art fränkischer „A-capella-Boygroup“, bei dem sich die hohen Stimmen auf ein sattes Fundament von Bass-Bariton und menschlicher Beat-Box stellen können. Das ganze gepaart mit einer ausgezeichneten Legato-Technik und melodisch geschickt abgestuftem Gleichklang – immer mit einer gehörigen Portion fränkischem Schalk im Nacken. Alle Hüte ab hier vor Jörg Schwartzmanns, der von Beginn an als eine Art lebende Beat-Box die Rhythmen vorgibt.

Ganz, ganz stark wird das Ensemble um Tenor David Lugert und den Bassisten Heiko Benjes, wenn sie populäre Songs covern und diesen ihren eigenen, humoristischen Stempel aufdrücken. Etwa wenn das Glanzstück aller Tenöre, der neapolitanische Folk-Song „O sole mio“ auf Elvis Presleys „It's now or never“ in einer rabenschwarzen Bass-Version trifft. Das Ganze artet zum erzkomischen Sängerkrieg aus, dass es das Publikum von den Sitzen reißt.

Wie viel das Gesang-Ensemble wirklich auf der Platte hat, wird klar, wenn die Fünf einmal die Mikrofone zur Seite legen und mit „Gentle Shepherd“ einen populären Gospel mit langem Atem, ungemein gefühlvoll in den Raum klingen lassen.

An die ungekrönten Könige des „A-capella-Gesangs“, die King's Singers, kann die Gruppe sicher nicht heranreichen. Es muss aber auch Prinzen geben. Spätestens nach der fulminanten Beatles-Zugabe ist es aber auch vollkommen egal, ob da Könige oder Prinzen auf der Bühne stehen. Geil war's in jedem Fall. Absolut.

 
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