„Beim Schweinfurter Nachsommer kann das Publikum immer etwas Neues, Unerwartetes erleben“, so beschrieb Clemens Lukas einmal ein besonderes Merkmal der von ihm seit 19 Jahren erfolgreich gestalteten Konzertreihe. Das galt auch für das Konzert des britischen Blechbläser-Ensembles „London Brass“, das am Samstag zum strahlenden Finale des diesjährigen Nachsommers blies. Mit seiner makellosen Intonation, seinem frischen virtuosen Spiel und seinen raffinierten Arrangements überraschten und begeisterten die zehn Spitzenmusiker das Publikum im alten ZF-Kesselhaus.
Zwiegespräch zwischen Posaunen und Trompeten
Mit John Dowlands „Airs and Dances“ entführt uns das Ensemble an den Hof von Königin Elisabeth I. Kontrastreich wie das Tutti-Solo-Spiel auch die musikalische Gestaltung der fünf Sätze: Reiner Klang der vier Posaunen wechselt mit einem Zwiegespräch der hohen Trompeten. Nach einem apartem Trio aus Posaune, Horn und Trompete folgen der Moll verhangene Titel „In Darkness Let Me Dwell“ und die Tambourin begleiteten Tänze „Dames and a Squire“. Alles mit Delikatesse, feiner Dynamik und Musizierfreude serviert – wunderbare Klänge, die verzaubern können.
Die folgende „Sonata Pian e Forte“ von Giovanni Gabrieli ist eine Originalkomposition für Blechbläser, alle anderen Titel des Programms sind farbig-überraschende Arrangements, immer kleine Meisterwerke. So in „Jesus bleibet meine Freude“ von Johann Sebastian Bach, in einer rhapsodischen Gestaltung von „Greensleeves“ oder in einer Kurzfassung von Franz Liszts „Ungarischen Rhapsody No 2“. In deren Presto-Finale zeigen die Musiker im fingerbrecherischen Tempo ihre hohe Virtuosität vom Subkontra Ges der Tuba bis zum viergestrichenen C der Trompete. Stürmischer Applaus.
Begeisterungspfiffe und Applausstürme
Mit Witold Lutoslawskis (1913-1994) „Variationen über ein Paganini-Thema“ erklingt Musik des 20. Jahrhunderts in einem spannungsreichen Arrangement von Roger Harvey. Duke Ellingtons „Caravan“ gehört dem Solotrompeter John Barclay, er verblüfft auch zusammen mit Andrew Crowley in Vincent Youmans „La Carioca“ mit silberglitzernden Höhenflügen. Die Zuhörer können nur staunen. Nach den abschließenden Titeln „Eleanor Rigby“ der Beatles und einem Queen-Medley feiert das Publikum die Gäste aus London mit Begeisterungspfiffen und Applausstürmen. Zum Abkühlen dann eine erlesene Zugabe: frühe Kontrapunktik mit Orlando Gibbons „In Nomine“.
In der Pause zeigt sich Programmmacher Clemens Lukas höchst zufrieden mit dem Gelingen dieses 19. Schweinfurter Nachsommers. Er sei begeistert von der neuen Spielstätte, besonders aber von der – zunächst nicht zu erwartenden – guten Akustik in der „ZF Kesselhaus-Kathedrale“ bei den akustisch so verschiedenen Konzerten. Dieses breite Programm-Angebot habe das Schweinfurter Publikum honoriert, für dessen Zustimmung und Treue sei er ihm dankbar. „Und im nächsten Jahr geht es hier weiter“, verspricht der jetzt glücklich entspannte Impresario Lukas aus Bayreuth.