
Immer, wenn sich „Friend'n' Fellow“, die kleine Powerformation aus der Sängerin Constanze Friend und dem Gitarristen Thomas Fellow, ansagt, muss Disharmonie-Chef Jürgen Dahlke die größere Rathausdiele ordern. Aber auch die war am Samstag längst ausverkauft, vielleicht weil Fellow noch zwei Kollegen aus Dresden mitgebracht hatte: Die Liedermacherin Jule Malischke, die mit dem Gitarristen Stephan Bormann ihre Debut-CD „Whatever may happen“ vorstellte. Es wurde ein mitreißender Abend voller Kontraste.
Jule Malischkes Lieder machen den Anfang. Ihre Texte handeln von persönlichen Begegnungen: Von Glück, Enttäuschung, Sehnsüchten und spiegeln authentisch das Erlebte einer jungen Frau wider. Und sie machen Mut: „Momentaufnahme“ ist eine Empfehlung, gerade wegen der Vergänglichkeit des Lebens, seine kostbaren Momente auszukosten. In „Whatever may happen“ rät sie ihren Zuhörern, sich für Träume und Visionen zu entscheiden.
Von unglücklicher Liebe und neuer Hoffnung erzählen „Goodbye my Love“ und „You could have said no“. Mit heller, klarer Stimme trägt Jule ihre Lieder vor, die Authentizität ihrer Texte berührt ebenso wie die intime Schlichtheit ihres Vortragsstils. Stephan Bormann nimmt in seinen filigranen Gitarrenbegleitungen die jeweilige Stimmung auf, seine Einleitungen und Zwischenspiele sind brillante Miniaturen.
Mit Bormann und Fellow sind natürlich auch die beiden Gitarristen des Duos „Hands on Strings“ spielbereit, das sich mit seinen Disharmonie- und Leo-Konzerten eine große Fangemeinde erobert hat. Das kommt nicht von ungefähr, denn die beiden Dozenten der Musikhochschule Dresden haben sich mit ihrer vitalen virtuosen Musik längst einen der vorderen Plätze in der internationalen Gitarrenszene erspielt. Ihre Ballade „Joshua“ besticht mit ihrer wunderschönen ariosen Melodie, verströmt reine Harmonie und Schönheit. Verzaubert lauscht das Publikum.
Im Song „Conga“ animiert die kubanische Sängerin Gloria Estefan: „Come on, shake your body, baby”. Und genauso lebenssprühend wie der Tanz Conga klingt die Version der beiden Guitarrista. Sie verblüffen mit ihrer exzellenten Technik, mit ihren perfekten Unisono-Passagen im fingerbrecherischen Up-Tempo. „Offroad“ und „Prometheus“ zeigen noch einmal ihren aus Spielfreude geborenen sprudelnden Ideenfluss, gepaart mit Dynamik und Power.
Im vorigen Jahr feierten Constanze Friend und Thomas Fellow 25. Bühnenjubiläum als „Friend'n' Fellow“. Seit ihrem ersten Konzert in Leipzig 1991 haben sie sich zu einer begehrten Größe im Musikgeschäft entwickelt: Von Tourneen durch Europa, Asien und die USA, von Abenden mit Ray Charles, Al Jarreau und Luther Allison können sie berichten. Schon der Auftritt von Constanze Friend beweist diese Extraklasse: Mit ihrer enormen Bühnenpräsenz, ihrem locker-tänzerischem Charme und ihrer modulationsfähigen Stimme gestaltet sie mit ihrem Partner jeden Song zu einem packenden Highlight, Fellows Zwischenspiele sind dabei gitarristische Feuerwerke.
Nach dem Song „Personal Jesus“ der Synthie-Pop-Band „Depeche Mode“ überrascht Constanze Friend in „Fly like an eagle“ mit energiegeladenen Scat-Improvisationen, zusammen treiben beide Künstler das Stück zu einem furiosen Höhepunkt. Ganz andere Töne in der Joni Mitchell-Komposition „A case of you“, die vom Scheitern einer Liebe erzählt. Friend'n' Fellow gestalten diese Ballade zu einer musikalischen Kostbarkeit: Eine Stimme, die verzaubert und eine Gitarre, die diese Magie noch verstärkt.
Die Johnny Cash-Nummer „Ring of fire“ gerät zu Hochspannung pur. John Lennons Friedens-Vision „Imagine“ interpretieren beide Sängerinnen gemeinsam, dann beschließen der groovende „Cool Song“ und „Hope“ ein großartiges Konzert. Mit langem Schlussapplaus bedankt sich das begeisterte Publikum bei den vier Gästen aus Dresden.