
Eigentlich sollte er ja Cervinum heißen. Und es hätte ja auch gepasst. Die Cervisia – Asterix-Freunde wissen es – war dereinst ein Weizengebräu der Kelten, und vinum heißt auf gut Latein der edle Saft der Reben. Aus rechtlichen Gründen mussten sich die Bayers aus Theinheim im Steigerwald aber von diesem Namen verabschieden.
Braumeister Helmut Bayer schwebte dann das „Wengertsseidla“ vor. Auch passend – aber nicht mehrheitsfähig im Familienrat. Letztlich einigte man sich auf Vinator. Vin für Vinum, das -ator als angestammte Bezeichnung für Starkbiere.
Der Vinator bringt Bier und Wein zusammen. Aber er ist kein Mischgetränk wie etwa das Radler, sondern ein Hybrid aus Bier und Wein. Soll heißen: Hier werden nicht zwei fertige Produkte zusammengekippt, sondern der Traubenmost wird der heißen Würze des Bieres zugegeben und mit dieser vergoren und gelagert.
„Der Vinator ist kein Bier und ist kein Wein. Er ist einfach was Besonderes“, sagt Bayer. Das richtige Verhältnis zu finden, ist knifflig. „Das ist jedes Mal nicht nur die Komposition eines Musikstückes, sondern das einer ganzen Oper“, meint Helmut Bayer und lacht.
Es ist mittlerweile der zweite Jahrgang des Vinator, der nun zur Verkostung ansteht. Doch wie kam es überhaupt zur Idee? Es war beim Bierkulinarium in Oberschwappach im Januar 2015, in Vorbereitung der regionalen Genießermesse „Kulinea“. Die Absicht war, die beiden Kulturgetränke schlechthin des östlichen Unterfrankens – Bier und Wein – zusammenzubringen. „Meine Frau hat zuerst gesagt: Jetzt spinnt der Alt' total“, erzählt Bayer. Doch dann hatte sie, die in Sand quasi mit dem Wein aufgewachsen ist, gleich einen Tipp zur Hand: „Nimm Müller-Thurgau dazu.“
Bayer indes probierte es für den „weißen“ Vinator zuerst mit Silvaner, den er mit einem bernsteinfarbenen Doppelbock zusammenbrachte. Für die rote Variante des Vinator wählte er die Kombination eines dunklen Doppelbocks mit einem Cabernet Dorsa. Mit dem Oberschwappacher Winzer Udo Vogt hat Bayer den richtigen Partner für seinen Vinator gefunden.
Ein wenig hatte der Winzer die Befürchtung, der Wein könne bei der Sache zu kurz kommen. Doch das Gegenteil war zunächst der Fall. „Ich hatte als Brauer den Wein unterschätzt“, gibt Bayer freimütig zu. Doch nun, nach weiterem Tüfteln, ist die Mischung harmonisch. Und im weißen Vinator mittlerweile auch wirklich Müller-Thurgau.
Der Vinator und die übrigen Bierspezialitäten – wie etwa Dreifachbock, Blütengeheimnis oder Sauerkirschgeheimnis – aus dem Bayer'schen Brauhaus sind auch Thema beim Brauereifest gewesen. Dabei konnte man neben dem süffigen Bayer-Bier auch die Craftbiere verkosten, die hier im „Grünen Baum“ aber nicht so heißen. „Einfach, weil wir mit dem Begriff nichts anfangen können“, wie Bayer gesteht.