Die Kinderschar im Hirschfelder Kindergarten ist überschaubar, doch das könnte sich in den kommenden Jahren ändern, scherzt Hilmar Kirch. Er hofft nämlich, dass sich in naher Zukunft wieder Störche auf der neuen Nisthilfe am alten Sportplatz in Hirschfeld ansiedeln und die gelten ja als Sinnbild für reichen Kindersegen.
Doch noch ist es nicht ganz so weit. Erst kürzlich wurde die Nisthilfe in luftiger Höhe - ein Kooperationsprojekt verschiedener Partner - bei einer coronakonformen Zeremonie eingeweiht. Der Anstoß zum Storchenprojekt kam vom Hirschfelder Gartenbau- und Verschönerungsverein, wie der Vorsitzende Hilmar Kirch berichtete. Gemeinsam mit dessen Ehefrau und den Vereinsvorstandskollegen Gisela und Jochen Fehrmann ist er im vergangenen Jahr immer wieder am ehemaligen Sportgelände spazieren gegangen. Dabei ist die Idee entstanden, dort vom Gartenbauverein aus, eine Nisthilfe auf einem der ausgedienten Flutlichtmasten zu installieren.
Notwendige Umwidmung
Wie Kirch weiter erläutert, galt es im ersten Schritt, sich für eine notwendige Umwidmung das Ok von Landratsamt, Gemeinde und der DJK Hirschfeld einzuholen. Anschließend wurde die Fertigung eines möglichst naturgetreuen Nistplatzes nach fachkompetenter Beratung der Unteren Naturschutzbehörde bei der Lebenshilfe Schweinfurt beauftragt.
Glücklicher Zufall: Ansprechpartner Konrad Schneider vom Vorstand der Lebenshilfe war jahrzehntelang bei der ÜZ beschäftigt und hatte dazu aus Wipfeld schon Erfahrungen mit dem Storchennestbau. Und so entstand in den Werkstätten der Lebenshilfe ein nahezu "lebensechtes", kalkbesprühtes und mit Hackschnitzeln gefülltes Storchennest aus Weidengeflecht auf einem feuerverzinkten Metallträger, übrigens unter Verwendung der alten Aufschieblinge.
Schweres Konstrukt
Das schwere Konstrukt wurde dann vom Röthleiner Bauhof abgeholt und anschließend mit Manpower und Geräten von der ÜZ unentgeltlich in die Höhe gebracht - die vierte Storchennisthilfe nach Wipfeld, Heidenfeld und Grafenrheinfeld im Landkreis, der das nachhaltige Projekt auch mit Fördermitteln unterstützt, wie der stellvertretende Landrat Thomas Vizl erläuterte.
Damit nimmt das Projekt auch am Wettbewerb "Wir sind Vielfaltsmacher" teil, wie Kreisvorsitzender Frank Bauer informierte, die der Bayerische Landesverband für Gartenbau und Landespflege zur Förderung der Biodiversität initiiert hat. Hilmar Kirch hofft nun als "Optimist" auf den Landessieg, zumindest aber - wie er schmunzelnd zugibt - auf eine gute Platzierung.
Wohnform "Außen vor Innen"
Beim Standort im Außenbereich, verrät Bürgermeister Peter Gehring in Anspielung auf die Dorfentwicklung augenzwinkernd, habe die Gemeinde ein Auge zugedrückt und dort ausnahmsweise die Wohnform "Außen vor Innen" genehmigt. Der Platz ist auch einfach perfekt: fernab von der Straße und nur einen Flügelschlag entfernt vom Main, dem Naturschutzgebiet und den Auen - ein reichhaltiges Habitat für Störche.
Die kommen nämlich wieder häufiger in die Region. Erst im vergangenen Jahr gab es am Wipfelder Horst gleich mehrere gefiederte Interessenten, die neben Stammstorch "Casa" ein Auge auf den Nistplatz am Fähranleger warfen und auch auf dem Heidenfelder Kloster herrschte reger Betrieb.
Nun bleibt abzuwarten, ob "Auf der Wiese was gehet", wie die Blaskapelle der Lebenshilfe zur musikalischen Umrahmung fröhlich intonierte, im Anflug sind die Störche jedenfalls laut Expertenmeinung wohl schon.