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Schweinfurt
Viel zu viel Müll und Dreck auf Schweinfurts Straßen
In Fraktionsstärke wollen die Freien Wähler in den Stadtrat einziehen. Sie wollen der Garant sein, dass nicht über die Köpfe, sondern mit den Bürgern regiert wird.
Viele Stühle blieben leer beim Bürgergespräch der Freien Wähler.
Foto: Gerd Landgraf | Viele Stühle blieben leer beim Bürgergespräch der Freien Wähler.
Gerd Landgraf
Gerd Landgraf
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:40 Uhr

Die Idee ist nicht neu und wurde über Jahrhunderte praktiziert. Der Lokalpolitiker geht ins Wirtshaus und hört sich an, wo den Bürger der Schuh drückt. Genau das wollen die Freien Wähler Schweinfurt mit ihrem "Bürgergespräch" tun. Premiere war am Montagabend im Brauhaus am Markt. Stadträte und solche, die es werden wollen, hatten sich bestens auf das Treffen mit dem Bürger vorbereitet. Doch kaum ein Bürger kam.       

Nahezu alle der 23 Schweinfurter im Saal des Obergeschosses stammten aus den eigenen Reihen. Und so wünschte sich Vorsitzender Harald Schmitt schon bei der Begrüßung künftig mehr Interesse. Wie Schmitt und später alle Redner verzichtete anschließend auch der Moderator des Abends, Jochen Keßler-Rosa, auf die installierten Mikrophone. Keßler-Rosa klärte auf, dass man noch kein glattes Wahlprogramm habe, was jedoch auch nicht tragisch sei, denn die Freien Wähler seien Pragmatiker, die sachbezogen anstehende Entscheidungen treffen würden.  

Kleine und große Betriebe fördern

Was den vermutlichen Spitzenkandidaten (Nominierung am 25. November) wichtig ist, verkündeten dann diese selbst. Stefan Labus will "nichts Neues erfinden", sondern als Stadtrat am Ball bleiben und sich insbesondere um die Zukunft des Industriestandortes kümmern. Unter den großen Herausforderungen nannte Labus die Veränderungen in der Automobilindustrie. Festhalten will Labus an seiner Hoffnung auf ein großes Industriemuseum in Schweinfurt.

Auch für Stadträtin Dagmar Bebersdorf steht die Wirtschaftsförderung ganz oben auf der Prioritätenliste. Jedoch will sie sich speziell um die kleineren Betriebe und um Neugründungen kümmern. Eine Neubelebung der Markthalle, barrierefreie Gehwege, die Nahversorgung in den Stadtteilen, Kurzparkzonen in der Innenstadt und der Ausbau der Radwege zählen zu ihren weiteren Themen.

Stadtsanierung zwischen Obertor und Schelmsrasen

Stadtrat Adi Schön fordert mehr Bauplätze für Familien und eine Sanierung und Verdichtung der Wohnbebauung im Bereich nördlich der Niederwerrner Straße (zwischen Obertor und Schelmsrasen). Mit Parkhäusern an der Peripherie und einem neuen Konzept für den Stadtbus will Adi Schön die Verkehrsproblematik entspannen. Durchsetzen will er das kostenfreie Busfahren für alle Grundschüler und für Schüler nach der zehnten Klasse.    

Tomi Neckov hat allerhand Nachholbedarf im Bereich der Bildung ausgemacht. Einsetzen will er sich für die Jugendsozialarbeit, für flexible Ganztagskonzepte an allen Schultypen, für eine zeitgemäße Ausstattung der Schulen und für die Zusammenarbeit zwischen Schule und freier Wirtschaft, zwischen den Vereinen und den Schulen.

Kindergartenbeiträge abschaffen

Für die Abschaffung der Kindergartenbeiträge, für den sozialen Wohnungsbau und für Nachbarschaftsprojekte in den Stadtteilen warb Jochen Keßler-Rosa.

Der zweite Teil des Abends stand unter dem Motto "Damit Schweinfurt mein Schweinfurt bleibt – reden Sie mit uns". Versichert wurde von den Kandidaten, dass man das Ehrenamt nicht nur "sehr wichtig" nehme, sondern in diesem selbst etwas bewirke. Abstand nahm man von einem Abarbeiten einer Prioritätenliste, da man so Dringlichkeiten gegeneinander ausspiele.  

Wohnungsmix statt Ghettobildung

Adi Schön begründete seine Zustimmung zum Teilabriss der ehemaligen amerikanischen Wohnsiedlung in dem neuen Stadtteil Bellevue mit baulichen Mängeln, den gefundenen Schadstoffen und einer möglichen Ghettobildung, die jetzt durch einen Mix mit Eigenheimen und Mietswohnungen nicht mehr drohe.  

Notiert wurde der Wunsch nach mehr Sicherheit für Fußgänger – vor allem vor rasenden Radlern auf unbeleuchteten Fahrrädern. Unwidersprochen blieb, dass der "Müll und Dreck auf Schweinfurts Straßen echt schlimm ist" und, dass das Parken rund um das Leopoldina Krankenhaus sowie in der Innenstadt eine Katastrophe sei.  

Anfreunden wollte sich die klare Mehrheit nicht mit der Aussage, dass Schweinfurts Innenstadt durch zu viele Feste, zu viele Biergärten und zu viele Straßencafés veröde. Dazu Keßler Rosa: "Da kann man auch anderer Meinung sein."

Das nächste Bürgergespräch der Freien Wähler findet im Brauhaus am Markt am 11. November, 19 Uhr, statt. Als Themen sind die Landesgartenschau und die Zukunft der Mainbrücken angesagt. 

 
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Kommentare
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  • E. B.
    Da kommen bestimmt die Bürger in Massen angerannt.
    Alter Käse - neuer Name.
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  • F. R.
    @rbauer: Die Interesselosigkeit der Bevölkerung ist eine Schande! Sie zeigt das Hauptproblem der Stadt: uns fehlt an allen Ecken und Enden eine Universität, mit entsprechenden Kleintel. Beispiel ÖPNV: die WÜer Grünen machten gerade den Vorschlag für eine S-Bahn (siehe MP), die dort aber wegen Strecken-Überlastung durch Bahn-Fernverkehr kaum umzusetzen ist; i Ggs. zu SW, wo zudem die Gleise entlang der Innenstadt laufen, mit bereits drei Halten. Zudem machte Wittek-Brix den Vorschlag einer Regionalstraßenbahn. Die SWer (CSU, SPD, Grüne, FW, etc.) sind aber nicht mal in der Lage, diese Steilvorlage aufzunehmen oder überhaupt zu verstehen. Das wäre nämlich ein Quantensprung für die Stadtentwicklung! Wir versinken in der Zeit nach Grieser in tiefste Provinzialität und Kleingeist.
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