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Schonungen
Viel Arbeit, bis aus der Schafwolle ein Faden wird
Mit den Schafen auf Tuchfühlung: Hanne Schumm (links) zeigt den Sommerkindern und deren Betreuerinnen Ines Lamprecht und Margit Riegger vom Gfi wie man sich in der Herde richtig verhält.
Foto: Daniela Schneider | Mit den Schafen auf Tuchfühlung: Hanne Schumm (links) zeigt den Sommerkindern und deren Betreuerinnen Ines Lamprecht und Margit Riegger vom Gfi wie man sich in der Herde richtig verhält.
Daniela Schneider
 |  aktualisiert: 28.08.2020 02:10 Uhr

Nicht umsonst heißt der naturpädagogische Workshop des Vereins "Gemeinsam Leben Gestalten" "Vom Schaf zum Faden" und so ging es für die "Sommerkinder" gemeinsam mit Schafzüchterin Hanne Schumm erstmal auf die Weide.

Oben an den Hängen der Mainleite zwischen Mainberg und Schweinfurt blökte es schon ganz tierisch: eine Herde mit acht Mutterschafen und zwölf Lämmern begrüßte neugierig die jungen Besucher und ihre Betreuerinnen Elke Riegger und Ines Lamprecht. In Kooperation mit Firmen organisiert die Gesellschaft zur Förderung beruflicher und sozialer Integration (gfi) alljährlich in den Sommerferien eine betriebsnahe Ferienbetreuung, diesmal stand unter dem Motto "WELLness Wochen" für die "Sommerkinder" auch das Bildungsangebot des neu gegründeten Schonunger Vereins auf dem Programm.

Kleine Racker, die alle vier Stunden großen Hunger haben 

Mit Brot bewaffnet ging es dann auch gleich auf Tuch-, naja eher auf Fellfühlung. Die sieben Sommerkinder und Schafe sind begeistert, in der Herde gibt es nämlich drei ziemlich aufgeweckte "Flaschenkinder" - Lämmer aus Drillingswürfen, die Hanne Schumm gemeinsam mit ihrem Mann Fritz aufgezogen hat. Am Anfang ziemlich anstrengend, erzählt Hanne Schumm schmunzelnd, schließlich hatten die kleinen Racker alle vier Stunden Hunger, dafür sind sie jetzt so herrlich zutraulich und stiften die anderen mit an.

Das ist nicht immer so, sagt Schumm, dass die ganze Herde so auf die Besucher zugeht. Sie erklärt eine ganze Menge zum Thema Schaf, genauer gesagt handelt es sich um Coburger Fuchsschafe, eine robuste und genügsame Rasse, die die Schumms morgens und abends mit Heu, Wasser und klein geschnittenem Obst versorgen. Die Kinder entdecken: Schaf Julia humpelt und bekommt gleich eine Ladung "Arnika-Globulis", das hilft bei Verstauchungen Mensch wie Tier.

Bevor kardiert oder gesponnen wird, muss die Schurwolle von den Sommerkindern erstmal in verschiedenen Waschgängen gewaschen werden
Foto: Daniela Schneider | Bevor kardiert oder gesponnen wird, muss die Schurwolle von den Sommerkindern erstmal in verschiedenen Waschgängen gewaschen werden

Eine ganz besondere Vorstellung erhält Schaf Annabelle: Von ihr stammt die Wolle, die die Kinder dann auf dem vereinseigenen Gelände, dem sogenannten "Ascher" am Kaltenhöfer Windrad in der Spinnwerkstatt weiter verarbeiten dürfen. Die Kinder staunen: Schaf Annabell ist gar nicht nackig, ihr Fell ist nämlich seit der Schur im Mai schon wieder kräftig nachgewachsen. Wie Kim nachfragt, werden übrigens auch die Schwänze der Schafe mit geschoren, die Lämmer allerdings nie, wie Zoe, ein weiteres Sommerkind dann erfährt.

Nach ausgiebigem Beschnuppern, Füttern und vielen Streicheleinheiten geht es zurück zum "Ascher" vorbei an Streuobstwiesen mit - wie sich herausstellt - äußerst leckeren Birnen, die der Verein ebenfalls pflegt. Im idyllischen Vereinsgelände mit Hüttchen und Holzofen warten an verschiedenen Stationen Edith Kuhn, Michaela Piening und Elisabeth Weinig. Gemeinsam beschreiten sie mit den Sommerkindern in Kleinstgruppen den Weg bis hin zum Wollfaden; ein Prozess, der Hanne Schumm sehr am Herzen liegt, schärft die Erfahrung doch den Blick auf die immense Arbeit, die dahintersteckt.

Zwei Kilo Schurwolle von Annabelle

Gut zwei Kilo von Schaf Annabelles Schurwolle warten auf die Verarbeitung, Schritt eins übernimmt Edith Kuhn: Die Wolle muss nacheinander bei verschiedenen Temperaturen gewaschen werden und die Kinder schleppen eifrig das Wasser herbei. Dann geht’s weiter zu Michaela Piening, die mit ihrer Gruppe die bereits vorbereitete getrocknete Wolle zupft und kardiert, sprich mit Handkarden oder Trommelkardiermaschine quasi kämmt und so für den Spinnvorgang vorbereitet. Bei "Lizzy" Weinig am Spinnrad sind zwei Sommerjungen am Werkeln; die doch recht technische Angelegenheit macht gerade Jungen viel Spaß weiß Schumm.

Zum Ende halten sie dann den fertigen Wollfaden in der Hand und staunen alle miteinander, wie viel Arbeit doch dahinter steckt, bis man daraus Socken, Pullis oder Filzsachen fertigen kann. Das allgemeine Fazit zum gemütlichen Abschluss: Ein toller Schaf-Tag mit vielen neuen Erkenntnissen.

Infos zum Workshop auch unter www.gemeinsam-leben-gestalten.de.       

Die Schurwolle richtig kardieren: Hanne Schumm zeigt, wie es geht.
Foto: Daniela Schneider | Die Schurwolle richtig kardieren: Hanne Schumm zeigt, wie es geht.
 
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