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SCHWEINFURT
Verzweifelte und verlassene Frau
Redaktion
 |  aktualisiert: 25.11.2015 03:36 Uhr

Im Theater gab es eine erschütternde Interpretation von Gerhart Hauptmanns „Rose Bernd“ in einer Koproduktion der Ruhrfestspiele Recklinghausen, Théatre national du Luxembourg und Saarländisches Staatstheater Saarbrücken.

Kälte, unerbittliche Kälte strahlt diese Bühne aus, unverwandt blicken die Akteure gefühlte lange Minuten in den Zuschauerraum, es ist schwer zum Aushalten. Die Geschichte um die Kindsmörderin Rose Bernd nimmt ihren Lauf. Am Ende drehen sich alle weg von dieser Frau, die an der Welt irr geworden ist, die in einer erbarmungslosen und engen Gesellschaft zuerst zum Opfer und dann zur Täterin wurde. Die Inszenierung von Frank Hoffmann, das 1904 in Wien nach nur wenigen Vorstellungen mit einem Aufführungsverbot belegt wurde, stellt die Zwänge von Moral und die Einsamkeit und Bindungslosigkeit in den Mittelpunkt.

Die Beziehungen der handelnden Personen zueinander sind vorübergehender Art und geben keinen Halt. Alle Beteiligten tragen zu dem Unglück der Rose Bernd bei. Ein harter Vater (zwingend und kalt Ulrich Gebauer), der Liebhaber Flamm (ganz gerissener Filou Wolfram Koch), der das Vergnügen mit Rose genießt und sich dann in sein Amt zurückzieht. Dessen Frau (Anna Stieblich in ihrer eigenen Verletztheit .) scheint es mit Rose gut zu meinen, schürt aber die Gerüchteküche und stellt Rose an den Pranger.

Der abgeblitzte und versoffene Streckmann (gehässig und gewalttätig Luc Feit) streut in verletzter Eitelkeit Lügen und treibt Rose in die Enge. Allein der Verlobte August hält zu ihr, ist aber in seiner Gottesfurcht zu schwach, um sich eindeutig und in aller Offenheit zu Rose zu bekennen und sie damit zu stützen und zu retten. Bis in die kleineren Rollen ist das Stück hervorragend besetzt.

Das Bühnenbild ganz in Weiß und Grau verschluckt die Figuren, sie werden Teil der fahlen Umgebung. Erst als sich am Ende das schwarze Loch auftut, in das Rose in ihrer Verlassenheit stürzt und wo sie sich aus der Enge und von ihrem Kind befreit, leuchtet das Rot der Bluttat auf. Ein dröhnender Orgelton verschluckt die lastende Stille.

Hat sich seit der Premiere des Stücks im Jahre 1903 so wenig geändert? Die Reihe der in Verzweiflung tötenden Mütter setzt sich fort. Jüngst wurden acht getötete Kleinkinder in einer Kleinstadt in Oberfranken gefunden. Die Mutter hat die Tötung gestanden. Erna Rauscher

 
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