
Die Premiere ist gelungen! Am Sonntag stand Frank Wagner zum ersten Mal als Bürgerhauptmann der Oberschwarzacher Bürgerwehr vor, als diese zum 412. Mal das Sebastiani-Pestgelübde erfüllte. Nach zwei Jahren, in denen der Feiertag coronabedingt nur in einem eingeschränkten Rahmen begangen werden konnte, durfte sich der neue Bürgerhauptmann diesmal wieder über die Unterstützung von mehr als 100 Beteiligten freuen.
So waren neben der Bürgerwehr und der Steigerwaldkapelle auch wieder die Fahnenabordnungen der örtlichen Vereine mit dabei. Und auch zahlreiche Zuschauerinnen und Zuschauer waren gekommen und säumten die Wege des Zuges, um die mehr als 400-jährige Tradition hautnah mitzuerleben.

Nach dem Aufstellen der Bürgerwehr unter Leitung von Zugführer Heinrich Bausewein konnte Wagner als Ehrengäste Hauptzelebrant Monsignore Günter Putz, die Mitzelebranten Pfarrer Andreas Engert und Pfarrer Titus Opjonyi, sowie Vertreter der Pfarr- und Marktgemeinde und seinen Vorgänger und Vater Georg Wagner begrüßen.
Sehnsucht nach schützender, heiler Nähe
Gemeinsam ging es dann im Festzug "mit klingendem Spiel und bewaffneter Mannschaft" zum Kirchplatz, auf dem Fähnrich Peter Jäger gemeinsam mit den Offizieren Klaus Bördlein und Jochen Goldstein die Sebastiani-Fahne aus der Kirche holte, bevor die Bürgerwehr gemeinsam unter den Klängen der Steigerwaldkapelle in die Pfarrkirche einzog. Dort wurde der Gottestdienst musikalisch vom Singkreis intakt und von Kantor Karl-Heinz Sauer an der Orgel begleitet.

In seiner Predigt bezog sich Monsignore Günter Putz auf aktuelle Studien von Zukunftsforschern, nach denen sich die Menschen inzwischen immer mehr nach schützender, heilender Nähe und mehr Verbindlichkeit sehnten und stellte fest: "Bereits seit Jahrhunderten kommt die Bürgerwehr diese Anforderungen, die sich nun neu stellen, entgegen." Die Bürgerwehr sei alles andere, als Folklore in dieser Zeit, sondern vielmehr hochaktuell eine Gemeinschaft, die deutlich macht, worauf es ankomme.
Ängste von vor 412 Jahren und heute
Nach dem Gottesdienst und der Kranzniederlegung am Ehrenmal folgte die Ansprache des neuen Bürgerhauptmanns Frank Wagner. Darin verglich er die Ängsten und Nöten der Menschen vor 412 Jahren mit denen der Menschen der heutigen Zeit. Wie die Menschen damals, die aus Verzweiflung, Angst und Sorge den heiligen Sebastian anflehten, bräuchten die Menschen auch heute Vertrauen, Hoffnung und Zuversicht, um zum Beispiel Corona, den Krieg in der Ukraine und die Herausforderungen der aktuellen unstabilen und hektischen Zeiten meistern zu können, so Wagner. Und er mahnte mit dem Zitat von Mahatma Gandhi zum Frieden: "Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg".