Die Meldung dürfte bei vielen Mitarbeitern und Schweinfurtern einschlagen wie eine Bombe. Die Arcadia Hotel-Gruppe um den umstrittenen Hotel-Unternehmer Reinhard Baumhögger übernimmt vom größten Hotelkonzern der Welt – Accor – das Mercure Hotel auf der Schweinfurter Maininsel. Wieder mal. Den meisten dürften die drastischen Maßnahmen noch in Erinnerung sein, mit denen der Baulöwe und Eigentümer des Hotels vor vier Jahren den Pachtvertrag mit dem Weltkonzern fristlos kündigte.
Da ihm selbst diese Kündigungszeit zu lange dauerte, griff er damals kurzerhand zu Selbstjustiz. Mit Security Männern ließ er das Hotel regelrecht stürmen, gab dem Geschäftsführer fünf Minuten, seine Sachen zu packen, tauschte Schlüssel und die Hotel-Fahnen aus und entsorgte Handtücher und Seifen mit dem Accor Logo. Der Hotelkonzern in München ließ sich das Wildwest-Verhalten nicht bieten und erwirkte seinerseits eine einstweilige Verfügung gegen den bulligen Westfalen.
Wenige Tage nach der Hotelbesetzung musste Baumhögger das Hotel wieder räumen, Gerichtsvollzieher und Polizei sorgten dafür. Das Gezerre im nachfolgenden Zivilprozess in München verlor der Unternehmer. Die Richter watschten in der mündlichen Verhandlung das Vorgehen mit den Worten „unzulässige Selbstjustiz“ und „Wildwestmethoden“ ab.
Baumhögger ist nach wie vor Eigentümer des Mercure – und hat sich jetzt mit dem langzeitigen Pächter Accor überraschend geeinigt. Zusammen mit den beiden Pullmann-Hotels in Erfurt und Dortmund, bei denen Baumhögger ebenfalls Eigentümer ist, wird auch das Schweinfurter Haus seiner Arcadia-Hotelgruppe eingegliedert. Der Managementvertrag war zwar langfristig angelegt und vor Gericht mit einer Laufzeit von zehn Jahren deklariert worden. Trotzdem habe man sich jetzt „im gegenseitigen Einvernehmen geeinigt, die bestehenden Verträge aufzulösen“, erklärt Accor-Unternehmenssprecher Eike Kraft gegenüber dieser Zeitung.
Im Klartext dürfte dies nichts anderes bedeuten, als dass von Seiten Baumhöggers und der Arcadia Hotelgruppe der eine oder andere Euro geflossen ist, damit Accor das gewinnträchtige Hotel aus der Pacht vorzeitig entlässt. Kommentieren will man dergleichen bei Accor nicht, aber auch nicht dementieren. Ab 1. September werden wieder Arcadia Flaggen auf der Maininsel wehen.