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Gerolzhofen
Verkehrsüberwachung: Ein Polizist erklärt, worauf es ankommt
Hubert Kimmel von der Gerolzhöfer Polizei freut die Entwicklung der Unfallzahlen – mit einer Ausnahme. Er jagt Raser per Laserpistole und sagt: Kontrolle ohne Folgen bringt nichts.
Hubert Kimmel, Mitarbeiter Verkehr der Polizeiinspektion Gerolzhofen, demonstriert den Einsatz der Laserpistole, um Geschwindigkeitsverstöße festzustellen.
Foto: Michael Mößlein | Hubert Kimmel, Mitarbeiter Verkehr der Polizeiinspektion Gerolzhofen, demonstriert den Einsatz der Laserpistole, um Geschwindigkeitsverstöße festzustellen.
Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:30 Uhr

Es vergeht kaum ein Tag, an dem die Polizeiinspektion (PI) Gerolzhofen kein Verkehrsdelikt meldet. Mal ist ein Lastwagen auf der B 286 schneller als die erlaubten 60 km/h gefahren, mal haben Polizisten einen alkoholisierten Autofahrer erwischt. Auffallend sind in letzter Zeit vor allem die geahndeten Verstöße im Bereich des Schwerlastverkehrs. Hier geht es nicht nur um zu schnelles Fahren. Auch falsch geführte Fahrtenschreiber oder schlampig gesicherte Ladung tauchen im Polizeibericht regelmäßig auf.

Dies alles ist kein Zufall, berichtet Hubert Kimmel. Als sogenannter Mitarbeiter Verkehr hat er bei der PI die Dienstmütze auf für "alles rund um den Verkehr", wie er es beschreibt. Beschwerden landen bei ihm genauso wie Anfragen von Bürgern. Kimmel legt auch fest, wo seine Kollegen schwerpunktmäßig Verkehrskontrollen durchführen. Er weiß: Die Überwachung des Verkehrs erhöht die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer. Deshalb beteiligt sich die PI auch an dem vom Bayerischen Innenministerium verfolgten Verkehrssicherheitsprojekt 2030, das vor allem das Ziel hat, die Zahl tödlicher Unfälle zu verringern.

Das Tragen eines Fahrradhelms ist ihm wichtig

Das Konzept scheint aufzugehen. Die Gesamtzahl schwerer Unfälle sinkt seit Jahren. Doch was Kimmel und seinen Kollegen Sorgen bereitet, das sind die hohen Unfallzahlen bei Radfahrern. Vom 1. August 2020 bis 1. August 2021 waren es im Bereich der PI Gerolzhofen 532 Unfälle mit Radfahrern und 17 mit Pedelecs (Elektrofahrrädern). Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 584 Radfahrer- und 21 Pedelec-Unfälle. Allein, um Zweiradfahrer, aber auch Fußgänger als schwächste Verkehrsteilnehmer besser zu schützen, sind Maßnahmen zur Verkehrsüberwachung notwendig, meint Kimmel, der zudem an Radfahrer appelliert, unbedingt einen Helm zu tragen. Wenn es nach ihm ginge, müsste für Pedelec-Fahrer bis 25 km/h eine Helmpflicht gelten.

Nach der Abfahrt von der B 286 bei Unterspiesheim weist ein Schild Verkehrsteilnehmer darauf hin, gegebenenfalls ihren noch eingeschalteten Blinker auszuschalten. Bevor das Schild stand, wurde dies häufiger vergessen, was an der folgenden Abzweigung nach Unterspiesheim zu Missverständnissen und schweren Unfällen geführt hat.
Foto: Michael Mößlein | Nach der Abfahrt von der B 286 bei Unterspiesheim weist ein Schild Verkehrsteilnehmer darauf hin, gegebenenfalls ihren noch eingeschalteten Blinker auszuschalten.

Unfallschwerpunkte gebe es im Bereich der PI Gerolzhofen aktuell keine, berichtet Kimmel. Bis vor wenigen Jahren habe es gleich mehrere Stellen gegeben, an denen es regelmäßig und schwer gekracht hat: In Gerolzhofen die Kreuzung Abfahrt B 286/Dingolshäuser Straße, die Straße zwischen Unterspiesheim und Kolitzheim, auf Höhe der Abzweigung nach Unterspiesheim und – besonders tückisch – die Strecke zwischen Mönchstockheim und Donnersdorf mit der Sulzheimer, der Kleinrheinfelder und der Traustädter Kreuzung. Doch das Aufstellen zusätzlicher Verkehrsschilder und bauliche Veränderungen an den Kreuzungen, etwa der Kreisverkehr an der Traustädter Kreuzung, habe hier einiges verbessert.

Der Kreisverkehr an der sogenannten Traustädter Kreuzung zwischen Mönchstockheim und Donnersdorf hat laut Polizei eindeutig für mehr Sicherheit an dieser zuvor unfallträchtigen Stelle geführt.
Foto: Michael Mößlein | Der Kreisverkehr an der sogenannten Traustädter Kreuzung zwischen Mönchstockheim und Donnersdorf hat laut Polizei eindeutig für mehr Sicherheit an dieser zuvor unfallträchtigen Stelle geführt.

Extreme Tempoverstöße sind selten

Verkehrszeichen allein helfen aber nicht immer, "viele nehmen diese nicht wirklich wahr", beobachtet Kimmel. Deshalb sei Verkehrsüberwachung wichtig, inklusive Konsequenzen. Wichtiges Hilfsmittel der Ordnungshüter, um Verkehrssünder zu überführen, ist die Laserpistole. Das Gerät der PI ist laut Kimmel "fast jeden Tag im Einsatz". Es ist geeicht, um Geschwindigkeitsverstöße über eine Distanz von bis zu 1000 Metern festzustellen und erfasst Raser bis Tempo 250. An solche extreme Verstöße gegen das Tempolimit kann sich Kimmel jedoch nicht erinnern. Er weiß noch von einem Fall, als ein Autofahrer mit 150 statt der erlaubten 100 auf der B 286 unterwegs war.

Die Laserpistole, mit der Polizist Hubert Kimmel unterwegs ist, überführt Raser auf eine Distanz von bis zu 1000 Metern und bis zu einer Geschwindigkeit von 250 km/h.
Foto: Michael Mößlein | Die Laserpistole, mit der Polizist Hubert Kimmel unterwegs ist, überführt Raser auf eine Distanz von bis zu 1000 Metern und bis zu einer Geschwindigkeit von 250 km/h.

Doch es sind nicht nur Autofahrer, die gerne mal zu schnell fahren. Beim Schwerlastverkehr ist es fast schon gang und gäbe, das Limit von 60 km/h zu überschreiten. Eigentlich dürfen Fahrzeuge über 7,5 Tonnen auf allen Straßen mit baulich nicht getrennten Fahrbahnen maximal 60 fahren, dies gilt auch für die als Schnellstraße deklarierte B 286. Doch viele Laster fahren dort, wenn sie bei Wiesentheid oder Schweinfurt die Autobahn verlassen, einfach mit 80 weiter.

Auf dem Fahrtenschreiber sieht das dann so aus, als ob sie weiter Autobahn fahren würden, erklärt Kimmel. Wenn die Polizei einen Laster jedoch im Bereich Kolitzheim auf der B 286 kontrolliert, dann bekommt der Brummi-Fahrer Probleme, wenn seine Datenblätter, die die Polizei mittlerweile blitzschnell elektronisch auslesen kann, beweisen, dass er pausenlos Tempo 80 gefahren ist, erläutert der Mitarbeiter Verkehr der PI Gerolzhofen. Wer nachweislich eine längere Strecke zu schnell fährt, muss mit höheren Strafen rechnen als jemand, der meinetwegen beim Überholen kurzfristig aufs Gaspedal drückt und dabei erwischt wird.

Lehrreicher Blick durch die Laserpistole 

Polizisten stehen mit der Laserpistole aber nicht nur an bekannten Raserstrecken. Auch innerorts, besonders in Bereichen, in denen zu schnell fahrende Autos Menschen gefährden, wie im Bereich von Kindergärten oder Schulen, wird gezielt kontrolliert. Oder dort, wo Anwohner sich über vermeintlich dauerhafte Raserei beschweren. Dort lässt Kimmel Anwohner auch gerne mal selbst durch die Laserpistole schauen. Diese können dann selbst feststellen: Das Gefühl, dass ein Fahrzeug zu schnell fährt, täuscht leicht.

Durch den Aus- und Umbau der Sulzheimer Kreuzung an der Staatsstraße zwischen Mönchstockheim und Donnersdorf wurde die Unfallgefahr dort aus Sicht der Polizei reduziert.
Foto: Michael Mößlein | Durch den Aus- und Umbau der Sulzheimer Kreuzung an der Staatsstraße zwischen Mönchstockheim und Donnersdorf wurde die Unfallgefahr dort aus Sicht der Polizei reduziert.

Effektiv sei es vor allem dann, wenn er und seine Kollegen an einer Stelle mehrere Tage hintereinander lasern. Diese Präsenz führe zumindest eine Zeitlang dazu, dass dort disziplinierter gefahren wird. "Solange die Polizei irgendwo steht, wird auf jeden Fall langsamer gefahren", sagt der Polizist. Deshalb bringe es aus seiner Sicht auch mehr, an bestimmten Stellen regelmäßig den Verkehr zu überwachen, als wenn etwa an einem angekündigten Blitzer-Tag massenhaft Temposünder gejagt werden.

Verkehrsmesstafeln zählen auch nachts

Vor diesem Hintergrund begrüßt er auch das Aufstellen von Verkehrsmesstafeln durch Kommunen. Diese hielten Autofahrern quasi einen Spiegel vor und zeigten diesen, ob sie die zulässige Höchstgeschwindigkeit einhalten. "Da bleibt immer etwas hängen", sagt Kimmel. Die gemessenen Geschwindigkeiten werden gespeichert und können später ausgewertet werden. Die mobilen Tafeln zählen vorbeifahrende Fahrzeuge auch dann, wenn sie keine Geschwindigkeit anzeigen, auch nachts. Sie helfen so dabei, das Verkehrsaufkommen an bestimmten Stellen zu erfassen.

Aus Sicht der Polizei eine sinnvolle Einrichtung: Verkehrsmesstafeln, wie diese hier, die zur Zeit in der Weiße-Turm-Straße in Gerolzhofen steht.
Foto: Michael Mößlein | Aus Sicht der Polizei eine sinnvolle Einrichtung: Verkehrsmesstafeln, wie diese hier, die zur Zeit in der Weiße-Turm-Straße in Gerolzhofen steht.

Wenn er Verkehrssünder überführt hat, dann erlebt Kimmel es selten, dass diese zu diskutieren beginnen. "Die allermeisten sind einsichtig." Schließlich sei es ja so, dass diejenigen, die gestoppt wurden, sich falsch verhalten haben, und nicht die Polizei, die diese darauf aufmerksam macht.

Falsch verhält sich nach Ansicht Kimmels auch derjenige, der immer die erlaubte Höchstgeschwindigkeit ausreizt. In manchen Situation, etwa wenn Kinder oder unsicher wirkende alte Menschen am Straßenrand zu sehen sind, kann Tempo 50 schon zu schnell sein, um noch rechtzeitig zu bremsen, falls jemand plötzlich auf die Straße tritt. Hier gelte es, lieber freiwillig den Fuß vom Gas zu nehmen, um niemanden zu gefährden.

 
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Kommentare
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  • R. W.
    Der angesprochene Fahrradfahren ist das geringste Problem, die meisten haben ohnehin einen auf. Viel wichtiger wäre die Vermittlung von Verkehrsregeln. Bei immer mehr Radfahrern muss wirklich über einen Führerschein nachgedacht werden. Und auch an eine Kostenbeteiligung für Radwegebau usw. Wird langfristig kein Weg vorbei führen.
    Radfahrer sind viel zu oft zu schnell, fahren entgegen der Fahrtrichtung, biegen ab, wie sie gerade wollen und gefährden damit v. A. Fußgänger. Und wenn man sie darauf anspricht, werden sie noch frech und flitzen davon!
    Auch hier hat die Polizei Eingreifpotenzial!
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  • F. R.
    "...wenn Kinder oder unsicher wirkende alte Menschen am Straßenrand zu sehen sind, kann Tempo 50 schon zu schnell sein, um noch rechtzeitig zu bremsen, falls jemand plötzlich auf die Straße tritt. Hier gelte es, lieber freiwillig den Fuß vom Gas zu nehmen, um niemanden zu gefährden."

    "freiwillig"? Das muss er nach §1 StVO !
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  • D. R.
    Im Bereich der PI Geo gab es doch innerhalb eines Jahres keine 532 bzw. 584 Unfälle nur mit Radfahrern? Diese Zahlen sind doch zu hoch? Sind dies vielleicht die Verkehrsunfälle gesamt?
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