Wie war das noch mal mit Simbabwe? Das Land, an das Ulrich Philipp gerade als Sprecher von Amnesty International (AI) Schweinfurt erinnert, ist kein Brennpunkt der Weltpolitik. Gerade deswegen soll genauer hingeschaut werden. Die Ortsgruppe kümmert sich seit Jahrzehnten im Auftrag der global tätigen Menschenrechtsorganisation um gewaltfreie politische Gefangene, die zumindest einen fairen Prozess erhalten sollen. Amnesty Schweinfurt hat eine Patenschaft für drei junge Oppositionspolitikerinnen aus Simbabwe übernommen und möchte am Samstag mit einem Infostand auf deren Schicksal aufmerksam machen.
In der Spitalstraße, Ecke Lange Zehnt-Straße, ist es zwischen 11 und 13 Uhr möglich, eine Petition an die Regierung der südostafrikanischen Republik zu starten. Es geht um Cecillia Chimbiri (33), Jugendleiterin der oppositionellen "Citizen´s Coalition for Change" (CCC), und Joanah Mamombe (28), die einen Stimmbezirk der Hauptstadt Harare vertritt, als jüngstes weibliches Mitglied des Parlaments. Ebenfalls von Repressalien betroffen ist Netsai Marova (26) als Jugend- und Demokratieaktivistin. Simbabwes Präsident Robert Mugabe, der 2017 durch einen Putsch gestürzt worden ist, war bei seiner Absetzung 93 und damit das älteste Staatsoberhaupt der Welt. Mittlerweile lenkt der frühere Stellvertreter Emmerson Mnangagwa die Geschicke der Krisenrepublik, der weiterhin Korruption, Vetternwirtschaft und Unterdrückung der Opposition bescheinigt werden.
Forderung nach juristisch sauberer Klärung
Die genannten Aktivistinnen wurden 2020 bei Protesten gegen die Regierung festgenommen und dann aus dem Polizeigewahrsam entführt. Die jungen Frauen sprechen von Misshandlungen, Folterungen und sexuellem Missbrauch. Es folgten weitere Verhaftungen und Anklagen, unter anderem wegen "staatsschädigender Behauptungen" und vermeintlicher Verletzungen der Lockdown-Auflagen während der Coronazeit. So soll Joanah Mamombe in ihrem Wahlkreis Mahlzeiten an Bedürftige verteilt haben.
Amnesty fordert, die Anklagen "fallen zu lassen und die Schikanen zu beenden", sowie die juristisch saubere Klärung der Verschleppung im Jahr 2020. AI Schweinfurt stellt die Adressen von Botschaft, der zuständigen Ministerien sowie der Generalstaatsanwaltschaft in Simbabwe zur Verfügung, an die "Briefe gegen das Vergessen" geschickt werden können.
Ulrich Philipp berichtet auch von Erfolgen der Schweinfurter AI-Arbeit. So zeichne sich beim inhaftierten iranischen Gewerkschafter Esmail Abdi, einer der betreuten Langzeitfälle, eine Freilassung ab.