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Schonungen
Verein will das historische Bild der Bachgärten erhalten
Bernd Jung (links) und Jürgen Fliehr im Teilbereich der Steinach, wo ein Damm deren Bachbett in zwei Rinnen trennt. 
Foto: Rita Steger-Frühwacht | Bernd Jung (links) und Jürgen Fliehr im Teilbereich der Steinach, wo ein Damm deren Bachbett in zwei Rinnen trennt. 
Rita Steger-Frühwacht
 |  aktualisiert: 20.11.2020 02:17 Uhr

"Wir waren der Zeit eigentlich weit voraus", meint Renate Bönninger, wenn sie an die Gründung der "Bürgerstimme Dorfgestaltung Schonungen" zurückdenkt. Im November 1990 trafen sich sieben Schonunger Bürger im damaligen Gasthaus Lutz, um die künftige Gestaltung des Altorts in den Blick zu nehmen. Vier Ziele wollte die Gruppe, deren Sprecher Fritz Schumm sen. war, im Ort erreichen: ein Seniorenwohnheim, einen Kulturraum, ein funktionales Rathaus und eine Gestaltung der bachbegleitenden Grünflächen.

"Unendlich viele freiwillige Arbeitsstunden brachten Helfer ein, bis nach einem Vierteljahrhundert die Alte Pfarrkirche, die seit Jahrzehnten leer stand, als Kulturraum fertiggestellt war", erinnert sich  Bönninger. Die finanziellen Mittel für dieses Projekts der "Bürgerstimme" kamen aus Benefizveranstaltungen, Eintrittsgeldern, Erlöse von Bewirtung, Zuwendungen der Unterfränkischen Kulturstiftung, des Bayerischen Kultusministeriums, Spenden und den Beiträgen des Freundeskreises Alte Kirche Schonungen zusammen. Die Gemeinde gab Kredite, sodass auch größere Gewerke bei der Instandsetzung der Kirche, die nicht in Eigenleistung getätigt werden konnten, von der "Bürgerstimme" zu finanzieren waren.

Ein Fuß- und Radweg bindet den Altort an die Mainauen und den 600 Kilometer langen Maintalradwanderweg an. "Von der Mainseite her ist er das Tor zum Altort Schonungen", so Renate Bönninger, die die damalige Aktion – das Verlegen von ausgemusterten Betonplatten unten den Brücken entlang an der Steinach als "einen Clou" bezeichnet. Der Rathausneubau wurde 2002 fertiggestellt und das Seniorenwohnheim nahm 2018 die ersten Bewohner auf. Die bachbegleitenden Grünflächen sind allerdings bisher nur in Teilbereichen neu gestaltet.

Apothekergarten und Apothekenmuseum

So lädt der Apothekergarten zusammen mit dem Apothekenmuseum in Mainberg die Besucher dazu ein, hier Pflanzen der Heilkunde kennen zu lernen und im Apothekenmuseum die Arbeit des Apothekers und die Versorgung der Bevölkerung mit Medizin in früherer Zeit anschaulich vermittelt zu bekommen.

Zurzeit thematisieren die rund ein Dutzend Mitglieder, deren Altersspanne von 30 bis ins Seniorenalter reicht, die Umgestaltung der Landzunge im Bachbett der Steinach im Bereich neues Rathaus bis Hauptstraße. "Im letzten Jahr haben wir mit Architekt Artur Metz dieses Gelände vermessen", berichtet Friedrich Karl Schumm jun. Er übernahm 2012 das Amt des Sprechers der "Bürgerstimme".

Im Apothekenmuseum bei einer Gästeführung im Jahr 2012: Fritz Schumm sen. (links, verstorben 2017) und sein Sohn Friedrich Karl Schumm. 
Foto: Archiv Rita Steger-Frühwacht | Im Apothekenmuseum bei einer Gästeführung im Jahr 2012: Fritz Schumm sen. (links, verstorben 2017) und sein Sohn Friedrich Karl Schumm. 

"Wir wollen das historische Bild der Bachgärten erhalten, das Gelände nicht nur touristisch aufwerten", versichert er. In alter Zeit waren diese Gärten oft von Gänsen und Hühnern bevölkert, später waren es private Bauerngärten. Dass sich hier die Steinach in zwei Bachbette aufspaltet, sei der früheren Bewirtschaftung der später mit elektrischem Antrieb versehenen Grobesmühle geschuldet. Für das Mühlrad wurde viel Wasser benötigt, das mit großer Kraft in die Tiefe stürzte. Um Aushöhlungen des Bachbettes zu vermeiden und die Fließgeschwindigkeit zu verringern, führte man das Wasser zunächst einige hundert Meter in separatem Bachlauf dem Main zu.

Das Bachbett renaturieren

"Zurzeit laufen Gespräche mit den zuständigen Behörden, wie man das Bachbett wieder in einen natürlichen Bachlauf zurückführen könnte. Der Diplombiologe Jürgen Fliehr aus unserer Gruppe ist da federführend", so der Sprecher Friedrich Karl Schumm jun.. Er betont die enge Abstimmung und Zusammenarbeit mit der Gemeinde. So unterstütze die "Bürgerstimme" die Gemeinde bei manchen ihrer Vorhaben mit Ideen und Vorschlägen.

Wenn die "Bürgerstimme" in Eigenregie Projekte umsetzt, kann sie dabei meist auf die wohlwollende Begleitung durch Gremien der Gemeinde, Gemeindeverwaltung und Bauhof zählen, so Friedrich Karl Schumm. "Ideen gibt es noch viele", versichert der Sprecher und ergänzt, "die Bürgerstimme greift ebenso gerne Anregungen der Bürgerschaft auf und ist auch für neue Mitglieder offen".

Mit viel ehrenamtlichem Einsatz konnte die ehemalige katholische Pfarrkirche zu einem Kulturraum umgestaltet werden. 
Foto: Rita Steger-Frühwacht | Mit viel ehrenamtlichem Einsatz konnte die ehemalige katholische Pfarrkirche zu einem Kulturraum umgestaltet werden. 
 
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