
Nicht so gut meinte es Petrus mit der Gernacher St. Aegidius-Gemeinde an diesem Wochenende: Es war geplant, den Gottesdienst im Freien vor der Kirche des Heiligen Aegidius zu feiern - aber drohende Regenwolken ließen es angeraten sein, den Gottesdienst kurzfristig in die Kirche zu verlegen.
Kirchenpfleger Michael Werner verteilte am Eingang des Gotteshauses die Texte des St. Aegidius-Liedes, dessen Text Pfarrer Thomas Amrehn behutsam aktualisiert hatte, und achtete darauf, dass niemand ohne Maske das Gotteshaus betrat. Bevor der Festgottesdienst begann, war der Seelsorger in der Kirche selbst als "Platzanweiser" aktiv, er achtete darauf, dass die Hygiene-Regeln eingehalten wurden. Die Kirche war voll besetzt - unter Corona-Bedingungen. Pfarrer Amrehn hieß in seiner Begrüßung auch die Gäste aus Unter- und Oberspiesheim willkommen. Sein Wunsch war, dass die Kirche beim nächsten Festgottesdienst zu Ehren des Gernacher Kirchenpatrons auch ohne die coronabedingen Abstände wieder voll besetzt sein werde.

In seiner Predigt stellte der Priester den Ausspruch von Kaiser Karl V. (1500 - 1558) "in meinem Reich geht die Sonne nicht unter" dem Leben des Heiligen Aegidius gegenüber. Karl V. sicherte seine Macht, indem er seine Kriege mit dem Geld finanzierte, an dem das Blut vieler Frauen und Männer aus Südamerika klebte: Mit der Ausbeutung der Schätze in Südamerika finanzierte er seine Kriege zur Aufrechterhaltung und Ausweitung seiner Macht. Ganz anders Aegidius (640 - 720), der als reicher Kaufmannssohn seinen Besitz verschenkte. Er vertraute sich der Legende nach in einem Boot den Wellen des Meeres an und landete an der Mündung der Rhone.

Als Einsiedler ernährte er sich von der Milch, die ihm eine zahme Hirschkuh spendete, vor die er sich schützend gestellt hatte, als der Westgotenkönig Wamba ihr auf der Jagd nachstellte. "Aegidius macht durch sein Leben deutlich, dass der liebende Gott den Krieg nicht will. Es ist Gottes Wille, dass man in Liebe Verantwortung für sich, die Mitmenschen und auch die Schöpfung übernimmt. Gott schlug nicht zurück, als man seinen Sohn - als Opfer von Intrigen und Machtspielen ans Kreuz geschlagen hat. Aegidius, der die Hirschkuh krault, und damit seine Liebe zu den Geschöpfen zeigt, ist das Gegenbild zum Machtmenschen Karl V. Er ist auch für uns eine bleibende Herausforderung, nicht auf Macht, sondern auf Verantwortung für unsere Mitmenschen und die Schöpfung zu setzen", so Pfarrer Amrehn.

Der Dank des Seelsorgers galt der Musikkapelle Gernach, sowie dem Frauenbund Gernach, der für den coronagerechten Imbiss und die Getränke beim Beisammensein im und um das Alte Rathaus in Gernach gesorgt hatte. Trotz des Regens waren viele Gottesdienstbesucher geblieben, um die Bowlen und die Leckereien aus den vorbereiteten Tüten zu genießen und dabei miteinander ins Gespräch zu kommen. Dabei zeigten sich die Gernach großzügig: 240 Euro kamen an Spenden zusammen, die für die Renovierungskosten der Kirche eingesetzt werden.