Auch beim Bürgerdialog im Vasbühler Sportheim wurden mögliche Windrad-Standorte auf der Schraudenbacher Höhe intensiv diskutiert. Dort gibt es im Regionalplan ausgewiesene Vorrang- und Vorbehaltsflächen für Windkraft. Vorgeschlagen hatte Windkümmerer Rolf Pfeifer am Vortag in Schraudenbach ein Ausbauszenario mit drei Windkraftanlagen mit 233 Meter Höhe. Der größtmögliche Abstand zu den einzelnen Ortschaften beträgt circa 1,5 Kilometer, wie Pfeifers Simulationen am Computer zeigten.
In Vasbühl fiel den Teilnehmern auf, dass in diesem Fall alle drei Windräder auf Schwebenrieder Gemarkung stehen. Da wurde die Frage laut, ob Schraudenbach und Vasbühl bei der lokalen Wertschöpfung dann leer ausgehen, obwohl sie von den Windrädern gleichermaßen betroffen wären. Laut Pfeifer müssten sich dann die beiden Gemeinden Arnstein und Werneck über die Verteilung der Erträge einigen.
Da seit 2014 die 10-H-Regelung gilt, sind solche Ausbauszenarien derzeit allerdings Theorie. Umgehen ließe sich diese Beschränkung nur, wenn eine Gemeinde einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan für Windkraftanlagen aufstellt. Teilnehmer der Versammlung wiesen darauf hin, dass Arnstein einen Bebauungsplan aufstellen könne, der bis an die Gemarkungsgrenze zu Schraudenbach und Vasbühl reicht. Den beiden Orten könnten dann Windräder mit viel kleineren Abständen vor die Nase gesetzt werden. "Ich glaube nicht, dass Arnstein einen Alleingang macht", beruhigte Bürgermeister Sebastian Hauck. Schließlich sei Arnstein auf Werneck zugegangen. Auch Pfeifer sicherte zu, dass die Gemeinden miteinander reden: "Deshalb sind die Windkümmerer dabei."
Bürger sollen von der Wertschöpfung profitieren
Um die ausgerufenen Klimaschutzziele zu erreichen, gehen sowohl Pfeifer als auch Bürgermeister Hauck davon aus, dass es bei der "rein politisch motivierten" 10-H-Regelung Änderungen geben wird. Wann und wie könne noch niemand sagen. Gut beraten seien Gemeinden aber, wenn sie für diesen Fall einen Plan B in der Schublade haben, sagte Pfeifer. Denn ein Windanlagen-Projektierer könnte bei einem Wegfall der nur in Bayern bestehenden 10-H-Beschränkung gut und gern zehn Windräder in die Vorrang- und Vorbehaltsgebiete auf der Schraudenbacher Höhe setzen, weil es sich um vom Gesetzgeber privilegierte Vorhaben handele. Verhindern ließe sich das nur durch einen Bebauungsplan, in dem die Gemeinde Abstände und Anzahl der Anlagen selbst vorgibt, sagte Pfeifer. Entscheiden müsse das der Gemeinderat.
Mit Blick auf die angeführten Belastungen hält es Pfeifer für zwingend notwendig, dass betroffene Bürger von der Wertschöpfung vor ihrer Haustür stärker profitieren. Doch auch hier liegen die Tücken im Detail, wie die Diskussionen zeigten. Ein großer Kuchen sind laut Pfeifer die Pachteinnahmen von jährlich 230 000 Euro bei drei großen Windkraftanlagen. Hiervon könnte über ein Flächenpooling zumindest ein größerer Kreis der Grundstückseigentümer auf der Schraudenbacher Höhe profitieren.
Wichtig wäre, dass gezielt betroffene Gemeindeteile von der EEG-Kommunalumlage (0,2 Cent pro Kilowattstunde) profitieren, meinte Philip Nöth. Frage sei auch hier, wie sich das regeln ließe. Berücksichtigt würden Gemeinden im Umkreis von 2,5 Kilometer, erklärte Pfeifer. Ein richtiger Weg seien Bürgerstrommodelle, die Anwohnern in einem bestimmten Umkreis der Anlagen günstigere Strompreise bieten. Erste Modelle gäbe es, wie Udo Rumpel wusste.
Belastungen durch die Vasbühler Windräder
Im Hinblick auf die von Anwohnern geschilderten Belastungen durch die Vasbühler Windräder empfahl Pfeifer, noch einmal bei der Gewerbeaufsicht bezüglich Messungen und einem Schlagschatten-Gutachten vorstellig zu werten. In vielen Fällen könne heute eine computergesteuerte Abschaltautomatik Abhilfe schaffen. Bürgermeister Hauck sicherte zu, hier aktiv zu werden.
Zwar würden die zwei Altanlagen 2026 aus der EEG-Förderung fallen, so Pfeifer, da aber große Stromnachfrage herrsche, sei davon auszugehen, dass der Strom auch weiterhin verkauft werden könne. Sollte die Entscheidung für neue Anlagen fallen, könnte dem Betreiber auch eine Beteiligung angeboten werden, sofern er die nur 600 Meter von der Ortsgrenze entfernt stehenden Anlagen zurückbaut, sagte Pfeifer. Da eine moderne Anlage dreimal soviel Strom erzeuge wie die beiden Altanlagen zusammen, sei das durchaus attraktiv.
Die Gemeinde sei sehr bemüht, gemeinsam mit der Stadt Arnstein eine Lösung zu finden, mit der alle zufrieden sind, sagte Bürgermeister Sebastian Hauck am Ende der Veranstaltung. Einerseits etwas für den Klimaschutz zu tun, andererseits den Bürgern nichts überzustülpen, das sie nicht wollen: So beschrieb Hauck das Spannungsverhältnis, in dem der Gemeinderat nun "entscheiden muss, was wir machen".