Margit durfte als erste von ganz vielen aus dem Publikum ran: Nicolai Friedrich, Magier, ja Mentalmagier sogar aus Frankfurt, erriet nach einigem Hokuspokus ihr Geburtsdatum, ebenso wie er bei der Varietégala „Magische Momente“ Ursulas gedachte Zahl identifizierte und sie tatsächlich schon mittels eines Zahlenquadrats durch sämtlich Facetten des Rechnens darstellbar gemacht hatte.
Für die Ziehung der Lottozahlen mit Lottofee Helmut erhielt der Künstler Standing Ovations, der Trick mit Sabines ins Rund des Zirkuszelts entschwundenem Foto verblüffte, Cornelias Puzzleteil vervollständigte tatsächlich das Lächeln der Mona Lisa, und der elfjährige Philipp staunte, dass der von ihm verdrehte Rubikwürfel plötzlich wieder zum Urzustand zurückgefunden hatte. Wie hat er das nur gemacht, war die meist diskutierte Frage während der Pause.
Entwarnung aus dem Krankenhaus
Dabei hatte es eine Zeitlang so ausgesehen, als käme es gar nicht zu diesem Abend beim Sennfelder Varietéfestival. Ein Notfall im Publikum während des Eingangs-Acts von Nicolai Friedrich: Festivalleiter Dirk Denzer reagierte besonnen und ließ das Zelt während des Notarzteinsatzes komplett räumen. Nach einer dreiviertelstündigen Unterbrechung ging es weiter, Denzer konnte zu diesem Zeitpunkt Entwarnung aus dem Krankenhaus übermitteln und bedankte sich bei den Rettungskräften. Es gelang ihm sogar in ausgesprochen sensibler und sympathischer Weise, die Situation aufzufangen und das Publikum wieder in die Vorstellung hinein zu geleiten.
Eine ganze Reihe an zauberhaften Momenten, an Artistik, Akrobatik, an Comedy und Magie vollzog sich an diesem Abend. Phil Os aus den Niederlanden jonglierte mit Diabolos, wirbelte und tobte rasant über die Bühne, Jongleur und Akrobat zugleich.
Die Entertainer Junge Junge! aus Stuttgart entführten mit ihrer Magic Art ins New York der Zwanziger Jahre: Als Schuhputzer und Kunde verblüfften sie mit Taschenspielertricks, ließen schwarze Schuhe weiß werden, brachten eine rote Krawatte zum Wandern und einen von Messern durchbohrten Kopf zur 360-Grad-Drehung.
Otto Wessely und seine schrille, rosa gekleidete Partnerin waren als Weltmeister der Eleganz angekündigt. Natürlich verhedderte sich Wessely gleich in seinem Umhang, zerlegte tollpatschig Utensilien, würgte eine unglaubliche Zahl an Plastikbällen aus, zitierte daneben Bertolt Brecht und kam in seiner Satire auf die Comedy-Szene so hirnverbrannt blödsinnig daher, dass sein ständiges Scheitern einfach nur komisch war.
Dazwischen Linda Sanders aus Berlin: Inmitten des Publikums, hautnah zu diesem sogar, kletterte sie katzengleich am Vertikalseil empor, drehte, wirbelte, verrenkte sich – wie hält sich die Frau nur am Seil, staunte man in den Reihen.
Feuer und Klamotten waren das Thema der Quick Change Artisten Sos und Victoria Petrosyan aus Russland: Während Sos mit den Flammen herumzündelte, wechselte Victoria von einem Augenblick zum anderen auf rätselhafte Weise ihre zahllosen Outfits.
Eine vollkommene Verschmelzung von Live-Performance mit Multimedia-Effekten, eine Bäumchen-wechsle-dich-Cinemagie eröffnete den zweiten Teil. Dann Roy Gardner und Butler James aus Düsseldorf: Wer der Magier in dieser Comedy-Nummer war, klärte sich schnell. Der elegante Roy schaffte es nicht mal, eine einzige Taube aus dem Tuch flattern zulassen, lediglich eine Gummi-Ente. Dafür gelang es James, den Taubenschlag zu füllen und in diesem zu verschwinden.
Eleganz gepaart mit Kraft: Damit konnte das Duo Rose, Doppel-Trapezkünstler aus den USA, aufwarten. Beeindruckend war ihre Luftakrobatik, tosenden Applaus gab es dafür. Nikolai Friedrichs Hütchentrick-Nummer mit Hilfe der Sprachassistentin Siri – was für ein Einfall! Kris Kremos Hut-, Ball-, Klötzchenjonglage zeugte von reaktionsschneller Körperbeherrschung, bevor der Schlusspunkt gesetzt wurde: Aaron und Lukas aus Schweden/Finnland verblüfften am Schleuderbrett durch schwindelerregende Mehrfachsalti und wagemutige Sprünge.
Es wurde spät in dieser umjubelten Nacht der Magie, deren Zauber lange nachwirken dürfte.
Für die Zusatzvorstellung der Abschlussgala am Muttertag, Sonntag, 13. Mai, gibt es noch Karten, unter anderem in der Tagblatt-Geschäftsstelle in der Schultesstraße 19 a, Tel. 0931 6001 6000