
Um stabile Mischwälder in Bayern zu erhalten oder neu zu schaffen, müssen die Bestände von Schalenwild "waldangepasst" sein, erklärte Paul Knoblach vor kurzem in einer Pressemitteilung. In dieser hatte der Landtagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen die Jäger im Raum Schweinfurt hart kritisiert. Die wollen die Kritik Knoblachs so nicht stehen lassen. In einem offenen Brief des Jagdschutzvereins Schweinfurts weist Vorsitzender Raimund Abele die Vorwürfe ebenso hart zurück – und erhebt selbst welche.
Im Kern geht es um das Ergebnis des Forstlichen Gutachtens zur Situation der Waldverjüngung 2024 der Bayerischen Forstverwaltung. In seiner Pressemitteilung hatte sich Grünen-Landtagsabgeordneter Paul Knoblach dazu positioniert und seine Schlüsse gezogen. Das Gutachten zeige das "einmal mehr festgestellte Ungleichgewicht von Wald und Wild im Landkreis Schweinfurt und weiteren Hegegemeinschaften im benachbarten Grabfeld und in den Haßbergen", so Knoblach.
Die Verbisssituation in den Jagdrevieren im Kreis Schweinfurt werde schon seit 2006 als zu hoch eingestuft. Knoblachs Appell an die örtlichen Jägerinnen und Jäger: "kein weiter so und mehr Schalenwild schießen".
Jagdschutzvereins-Vorsitzender: Gutachten gibt Schlüsse nicht her
Für den Jagdschutzverein Schweinfurt und seinen Vorsitzenden ein Affront: "Es ist äußerst bedauerlich, dass Sie Ihre persönliche Position in dieser Angelegenheit wiederholt politisch ausschlachten wollten", schreibt Abele in dem offenen Brief als Reaktion auf Knoblachs Kritik. Denn, so Abele: Das Forstliche Gutachten lasse "keine grundsätzlichen Aussagen über den (Reh-)Wildbestand und seine unmittelbaren – wie Sie glauben – schädlichen Folgen auf die natürliche Waldverjüngung zu".
In einem Runden Tisch unter der Leitung des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Schweinfurt hätten Forstleute, Waldbesitzer, Jäger und Vertreter der Naturschutzverbände Leitlinien erarbeitet, "wie wir in Zukunft mit dem Thema Wald und Wild in unserer Region konstruktiver umgehen wollen", heißt es in dem offenen Brief weiter. Damit wolle man sich "aus den pauschalen schwarz-weiß Malereien des Wald-Wild-Konfliktes lösen" und zu konstruktiven Lösungen kommen.
Jägern nicht "Schuld an einer verkorksten Waldstrategie anhängen"
Abele schreibt weiter: "Den Jägern die Schuld an einer verkorksten Waldstrategie anhängen zu wollen, ist billiges politisches Kalkül, das nicht nur falsch ist, sondern unsere Jägerschaft in einer Art und Weise diffamiert, wie es unverschämter nicht geht." Das Forstliche Gutachten sei eine statistische Bestandsaufnahme von Verbiss an naturverjüngten Pflanzen, mehr nicht. Wer dafür verantwortlichsei, Rehe, Mäuse, Hasen oder andere Tiere, sage das Gutachten nicht. Dass die Naturverjüngung in der Region durch den Verbiss behindert werde, dafür gebe es keinerlei belastbare Belege.
Wie Abele schreibt, sei es längst Konsens, dass die Waldentwicklung dringend ein qualifiziertes Monitoringsystem benötige, das alle Einflussgrößen – und nicht nur den untergeordneten Einflussfaktor "Verbiss" – berücksichtige. "Die Jägerschaft leistet dazu sehr wohl ihren Beitrag." Der Zustand der Wälder, die Fortschritte bzw. das erreichte Niveau des Waldumbaus zu resilienten Zukunftswäldern lasse sich aus dem Forstlichen Gutachten nicht ableiten. Die seit über 30 Jahren immer wieder geforderte und stets durch die Jäger "brav erfüllte Erhöhung des Rehwildabschusses" habe weder die Verbissraten substantiell geändert, noch eine irgendwie geartete Auswirkung auf die Waldentwicklung genommen, so Abele.
Vorwurf: "Politisch motivierte Falschaussagen"
Besonders die Grünen hätten sich "auf die Seite der Forstwirtschaft geschlagen, der es im Wesentlichen darum geht, einer materiell orientierten Baumplantagenwirtschaft den Rücken zu stärken und in der Jägerschaft einen Schuldigen zu stempeln", schreibt Abele. Sein Vorwurf an Knoblach: Er sei nicht gewillt, sich konstruktiv mit der Problematik "Wald der Zukunft" auseinanderzusetzen, verbreite "politisch motivierte Falschmeldungen". Knoblach, so Abeles Appell, solle es den regional zuständigen Behörden und Arbeitsebenen überlassen, sich mit den Fakten des Forstlichen Gutachtens und seiner Erkenntnisse zu beschäftigen, "bevor es zu solchen auch für Sie als politische Person und (seriös agieren wollende) Partei beschämenden Falschaussagen kommt".
Für eine offene Aussprache mit den zuständigen Verantwortlichen, den Waldbesitzern, den zuständigen Behörden und der Jägerschaft stehe er zur Verfügung, schließt der Vorsitzende des Jagdschutzvereins.
Jedoch bringen ganz andere Fakten Ihren Stand der Jägerschaft in Verruf: Selbstherrliches, arrogantes Auftreten gegenüber Nutzern der freien Natur, ungerechtfertigte Fotos von Kfz Kennzeichen oder gar Drohungen, begleitende Tiere zu erschießen, falls die von der Leine gelassen würden.
Selbst die relativ vielen Vorfälle in unserer fränkischen Region, bei denen unberechtigterweise Hunde durch "stramme" Jäger niedergestreckt wurden, bringen Ihre gesamte Zunft, Herr Abele, in Verruf.
Vielleicht sollten Sie in solchen Fällen, wie in Haßfurt oder Gerolzhofen geschehen, mal öffentlich in unseren Medien Stellung beziehen, diese jämmerlichen Taten zeihen und präventiv auf bestimmte Jagdgenossen einwirken.
Bei den vielen Jägern, die redlich ihrer Leidenschaft des Hegens und Erhaltung der Natur und vernünftig im Umgang mit den Mitnutzern unserer Natur auftreten, bedanke ich mich.