Die Ausbreitung des Corona-Virus hat die regionale Wirtschaft und den Arbeitsmarkt innerhalb kürzester Zeit in den Ausnahmezustand versetzt, schreibt die Schweinfurter Arbeitsagentur in ihrem Juni-Bericht. Gemessen an der Größe des wirtschaftlichen Schocks habe sich die Reaktion der Arbeitsmarktzahlen in der Region Main-Rhön in Grenzen gehalten. Demnach stagnierte im Juni die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat, die Arbeitslosenquote blieb mit 3,8 Prozent unverändert. 9525 Menschen waren arbeitslos gemeldet - 66 Personen oder 0,7 Prozent weniger als im Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahr gab es 2394 Arbeitslose mehr – ein Zuwachs von rund einem Drittel. Im Juni 2019 waren nur 7131 Menschen arbeitslos gemeldet (Quote: 2,9 Prozent).
Arbeits- und Fachkräfte sichern
„Die Coronavirus-Pandemie hat den regionalen Arbeitsmarkt in den vergangenen Wochen stark geprägt. Trotz Aufhebung des ,Lockdowns' befinden sich rund ein Drittel der regionalen Betriebe noch in Kurzarbeit", so Arbeitsagenturchef Thomas Stelzer. Wirtschaftliche Unsicherheiten und Kurzarbeit bremsten die Neueinstellung von Arbeitskräften teilweise aus. Infolge der Pandemie stehe derzeit die Frage der wirtschaftlichen Existenzsicherung im Vordergrund. Jetzt gelte es, soweit möglich antizyklisch zu handeln und frühzeitig in Neueinstellungen zu investieren. "So gesehen bietet die aktuelle Lage für Unternehmen eine Chance, Arbeits- und Fachkräfte für sich zu sichern“, so Stelzer.
Viele Arbeitgeber nutzten weiterhin Kurzarbeit, um ihre Mitarbeiter zu halten und Arbeitsplätze zu sichern. Seit Anfang des Jahres zeigten laut Monatsbericht 4205 Betriebe Kurzarbeit an - rund ein Drittel der 10 955 Unternehmen in der Region Main-Rhön (Stadt Schweinfurt und die Landkreise Schweinfurt, Haßberge, Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld). Die Kurzarbeit-Anzeigen bezögen sich derzeit auf gut 51 000 Personen.
Schwer betroffene Bereiche
Laut der Juni-Statistik sind die Branchen Kunst, Unterhaltung und Erholung sowie das Gastgewerbe besonders von Kurzarbeit betroffen. Hier würden für neun von zehn Personen Kurzarbeit angezeigt. Ebenfalls stark betroffen waren mit sechs von zehn Beschäftigten: sonstige Dienstleistungen - insbesondere Friseure, Wäschereien, Bäder, Saunen, Gebäudereinigung und die Sicherheitsbranche. Mit vier von zehn Personen waren die Zeitarbeitsbranche, die Bereiche Verkehr und Logistik sowie der Handel und die Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen bei den Anzeigen zur Kurzarbeit vertreten.
Das verarbeitende und das Baugewerbe, Finanz- und Versicherungsdienstleistungen sowie das Grundstücks- und Wohnungswesen wiesen drei von zehn Arbeitnehmern für die Kurzarbeit aus. Die Corona-Krise trifft laut Stelzer Wirtschaft und Arbeitsmarkt schon jetzt deutlich härter als die Finanzkrise von 2009. Es seien wesentlich mehr Branchen betroffen, die Zahl der Entlassungen halte sich bislang aber in Grenzen. Das zeige, dass die Betriebe überwiegend ihr Personal halten wollten.
Schutzschirm für Lehrstellen
Bei 601 neuen Suchanfragen von Arbeitgebern nach Arbeitskräften im Juni waren dies 67 Stellenzugänge oder 12,5 Prozent mehr als im Vormonat. Das sei trotz Corona-Krise seit Mai der zweite leichte Anstieg. In den ersten Wochen der Krise hätten Betriebe weniger mit Entlassungen als durch das Aussetzen von Neueinstellungen reagiert, so die Arbeitsagentur.
Auch die Ausbildungsbereitschaft der regionalen Betriebe sei nach wie vor hoch, heißt es im Juni-Bericht. Jugendliche hätten noch eine große Auswahl an Ausbildungsplatzangeboten: "Jedem bisher unversorgten Bewerber standen rein rechnerisch 1,8 unbesetzte Ausbildungsstellen (Juni 2019: 2,2 Stellen) zur Verfügung." Agenturchef Stelzer weist darauf hin, dass die Bundesregierung Ende Juni einen „Schutzschirm für Lehrstellen“ beschlossen habe, weil die Sorge bestehe, dass die betriebliche Ausbildung einbrechen könnte. Die Unternehmen sollen durch die Ausbildungsprämie ermuntert werden, trotz Corona-Krise ihr Ausbildungsengagement aufrechtzuerhalten oder auszubauen.
Region steht noch ganz gut da
Über die zukünftige Entwicklung will sich Stelzer vorerst nicht äußern, weil alle Annahmen mit hohen Unsicherheiten belastet seien. So viel aber doch: "Wenn man die aktuellen Eckdaten des Ausbildungs- und Arbeitsmarktes betrachtet, steht unsere Region Main-Rhön im Vergleich zum übrigen Bundesgebiet vergleichsweise günstig da.“