(zds/kör) Die Gründerlust fehlt: Weniger Gewerbeanmeldungen, weniger Neuerrichtungen, weniger Betriebsgründungen - eine ernüchternde Bilanz der ersten sechs Monate 2017 offenbart der Blick in Bayerns Gewerbeanzeigenstatistik. Regional gibt es Gewinner und Verlierer. Für Schweinfurt melden die Statistiker fürs erste Halbjahr 2017 mehr Gewerbeanmeldungen. Von Januar bis Ende Juni wuchs die Zahl verglichen mit dem Vorjahr um 33 (15,5 Prozent) auf 246. Werden nur die „Neuerrichtungen“ genommen, gibt es aktuell 29 mehr als im Vorjahr zu verzeichnen.
Das Landesamt für Statistik veröffentlicht monatlich die Gewerbeanzeigenstatistik. Ein Blick auf die Zahlen lohnt sich, denn nicht jede Anmeldung ist auch eine innovative Existenzgründung. Von Januar bis Ende Juni 2017 gingen in Schweinfurt 246 Gewerbeanmeldungen beim Gewerbeamt ein. Darin enthalten sind 208 Neuerrichtungen, also wirklich neue Betriebe und keine von Vorbesitzern übernommenen (Vorjahr: 179).
Und in dieser Zahl wiederum stecken 58 Betriebsgründungen, von denen sich Experten viel versprechen, da es sich um Betriebe handelt, die aufgrund ihrer Rechtsform beziehungsweise Beschäftigtenzahl auf eine größere wirtschaftliche Bedeutung schließen lassen. An diesen Betriebsgründungen hat Schweinfurt bisher gleich viele wie 2016 zu verzeichnen.
Aufgeschlüsselt nach Monaten gab es in Schweinfurt im Januar 2017 insgesamt 46 Anmeldungen (Vorjahr: 40), im Februar dann 59 (Vorjahr: 37) und im März 51 (Vorjahr: 29). Im April wurden 30 (Vorjahr: 40) Gewerbe angemeldet, im Mai 39 (Vorjahr: 35) und im Juni 21 (Vorjahr: 32).
Nicht nur hoffnungsvolle Gründer bestimmen das Geschehen, sondern auch jene, die aus dem Wettbewerb ausscheiden – sei es aus Altersgründen oder weil ihre Idee scheiterte. Zuletzt gab es im Juni 28 Abmeldungen (Vorjahr: 44).
In der Summe haben sich damit im Jahr 2017 bisher 254 Firmen per Gewerbeabmeldung aus dem Wirtschaftsgeschehen verabschiedet (Vorjahr: 212). Davon sind 203 als „vollständige Aufgaben“ eingestuft, wovon 71 als Betriebsaufgaben zählen, bei denen von größeren Arbeitsplatzverlusten auszugehen ist.
Einen Fingerzeig auf die Standortattraktivität geben die Zu- und Fortzüge von Firmen. 22 Betriebe haben im ersten Halbjahr 2017 den Wirtschaftsstandort Schweinfurt verlassen, zugezogen sind demgegenüber 15, das bedeutet im Saldo ein Minus von sieben Gewerbebetrieben. Weiterhin verbergen sich in den Abmeldungen noch 29 Betriebe, die an Nachfolger oder Käufer übergeben wurden, also bei den Anmeldungen in der Zahl der Übernahmen mit 23 größtenteils wieder auftauchen.
Das Steuersystem, Kapitalanforderungen und die Bürokratie schrecken viele Gründerwillige ab. Der florierende Arbeitsmarkt dämpft ebenfalls die Gründerlust. Bayernweit liegen die Gewerbeanmeldungen nach sechs Monaten 2017 bei 61 100, und damit 2,6 Prozent im Minus, bei den Neugründungen sogar um 3,2 Prozent. Der Gründersaldo in Bayern blieb mit 8554 positiv, die Zahl der Abmeldungen war kleiner als die der Anmeldungen. Für Schweinfurt gilt das nicht, hier liegt der Gründersaldo im Minus, die Zahl der Firmen ist also gesunken.
Wie die Landesamtsstatistiker melden, waren in Bayern unter den Betriebsgründungen mit voraussichtlich größerer Bedeutung die Bereiche Handel, Kfz-Instandhaltung und Reparatur, Baugewerbe sowie wissenschaftliche und technische Dienstleistungen am beliebtesten.