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SCHWEINFURT
Unter Hochspannung
Al Jones begeisterte in der Disharmonie durch ein mitreißende Spiel.
Foto: Manfred Herker | Al Jones begeisterte in der Disharmonie durch ein mitreißende Spiel.
Manfred Herker
 |  aktualisiert: 22.10.2017 02:46 Uhr

Mit heute üblichen Superlativen wurde der in Deutschland geborene Bluessänger und Gitarrist Al Jones angekündigt. Er habe bereits mit internationalen Größen des Blues zusammen gespielt: Mit B.B. King, Champion Jack Dupree, Louisiana Red und anderen. Und dass ihm die amerikanische Fachzeitung „Livin' Blues“ bestätigt habe, dass es außerhalb der Vereinigten Staaten keinen vergleichbaren Künstler gäbe. Man war gespannt, vielleicht ein wenig skeptisch auf seinen Auftritt.

Aber nur kurz. Denn schon im Song „All your love, I miss loving“ von Otis Rush beweist Al Jones sein wirklich außergewöhnliches, großartiges Können: Er legt so viel Power, so viel Intensität in seinen Gesang und sein expressives Gitarrenspiel, als ginge es um sein Leben. Seine Single-Note-Läufe brennen voller Dynamik, das Vibrato sorgt für einen zusätzlichen emotionalen Kick. Viele Damen sind heute im Publikum, sie sind entzückt, wenn der Bluesmann sie ansingt: „I miss your kisses, pretty baby“.

Mit auf der Bühne die Gitarristin und Sängerin Yvonne Isegrei, Bernhard Schönke (E-Bass) und Björn Kellerstrass (Schlagzeug). „Eine Formation mit zwei Gitarren bringt eine gewisse Härte“, erklärt Al Jones.

Um seine Hörer zu packen, wählt er aber auch eine meist total überzogene Lautstärke – da kennen die Vier kein Pardon und kein piano. Die Spielart des Quartetts ähnelt dem Chicago-Blues mit seinem harten und erdigen Sound, Otis Rush oder Howlin' Wolf stehen dafür.

Als ich Al Jones und Yvonne Isegrei nach ihrer musikalischen Ausbildung frage, lachen beide. „Wir sind alle Autodidakten, bei unserer Musik geht es um Herz und Hand, zu viel Kopflastiges würde da nur stören“. Dem kleinen Alfred kaufte sein Vater, ein amerikanischer GI, sein erstes Instrument, eine rot-schwarze Wandergitarre. Und ein russischer Nachbar brachte ihm die ersten Griffe bei, für die Titelmelodie der TV-Serie „Peter Gunn“.

In „Society woman“ von T-Bone Walker erzählt Jones die Geschichte von der großen Liebe eines Kerls zu einer Dame aus der besseren Gesellschaft: „Sie isst Steaks und Chicken, ich esse einen alten Bohneneintopf”. Solch unglückliche Liebe lauert an jeder Blues-Ecke: In „Baby, don't change your mind“ ist der Ex seiner Freundin wieder in der Stadt und ihr jetziger Partner beschwört sie „Sei stark, lass die Vergangenheit hinter Dir“.

Und in dem Song „I just want to make love to you“ wünscht sich ein Mann eben dies – nicht aber, dass seine Frau für ihn wäscht oder putzt.

Der Song „Have you ever had the blues“ von Lloyd Price gehört Yvonne Isegrei, den sie mit packender Intensität gestaltet.

Die Band begeistert durch ihren homogenen kraftvollen Sound, immer vom vorwärts drängenden Rhythmus befeuert. Großer Beifall und Zugaben für ein Konzert voller Hochspannung. Manfred Herker

 
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