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SCHWEINFURT
„Unser Wahrzeichen ist ein Folterinstrument“
„Ein musikalisches Opfer“ von Johann Sebastian Bach erklang am Karfreitag in der St. Johanniskirche.
Foto: Elke Tober-Vogt | „Ein musikalisches Opfer“ von Johann Sebastian Bach erklang am Karfreitag in der St. Johanniskirche.
Bearbeitet von Elke Tober-Vogt
 |  aktualisiert: 01.04.2016 03:26 Uhr

Das Kreuz als Symbol des christlichen Glaubens erschließe sich nicht so leicht, so Pfarrer Andreas Grell in seinen Gedanken im Rahmen der diesjährigen Veranstaltung „Zur Todesstunde Jesu“ in der St. Johanniskirche. Es sei tatsächlich ein Folterinstrument und die theologische Botschaft sperrig. Doch, so der Pfarrer weiter, allein der Mensch sei an sinnlosen Opfern schuld.

Zuvor hatte Grell das Leid in diesen Tagen angesichts von Terror und Hass, die Hilflosigkeit gegenüber einer Spirale der Gewalt thematisiert. Angst, Not, Zweifel, zu Zeiten Jesu aktuell wie heute, stünde das Kreuz als Symbol des Glaubens gegenüber. Es schaffe eine Verbindung zu Hingabe, Liebe, Hoffnung, gebe Kraft und sei eine Herausforderung.

Die musikalische Ausgestaltung hatten Cornelia Maria Lechner (Flöte), eine kleine Besetzung des Kammerorchesters Pfaffenhofen mit Konzertmeister Manfred Leopold und Kirchenmusikdirektorin Andrea Balzer am Cembalo übernommen.

Johann Sebastian Bachs „Ein musikalisches Opfer“ stellte alle Mitwirkenden vor große Herausforderungen, ist es doch zum einen von der Gesamtanlage her eine sehr heterogene Abfolge von Ricercaren, Canones, einer Fuge und einer Triosonate in loser Reihenfolge, dazu nicht durchgängig in festgelegter Besetzung.

Des weiteren herrschen über weite Strecken komplizierte, differenzierte Satzstrukturen, in denen gut abgestimmte Intonation gefordert ist und sich die Stimmen komplex verweben, was das Ensemble mehrmals an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit brachte. Die Ausführenden wählten jedoch überwiegend zurückhaltende Tempi und strahlen auch bei nicht ganz souverän wirkenden Abschnitten viel Ruhe aus. Schön die luftigen, gar virtuosen Passagen der Flöte in ihrer Farbgebung, leicht erfassbar der Kanon „Suchet, so werdet ihr finden“, von Cembalo und Violoncello ausgeführt.

Auch Musik könne in dieser Zeit eine Hilfe sein, hatte Pfarrer Grell zu Beginn formuliert. In dieser Stunde waren den zahlreichen Besuchern interessante Formen und Verarbeitungen wie Krebskanon, modulierendem Zirkelkanon, Rätselkanon, Umkehrung, imitierenden Stimmen, strengem Kanon in der Quint begegnet. Sie hatten Zeit geschenkt bekommen, die Gedanken schweifen und die Seele zur Besinnung kommen zu lassen. Elke Tober-Vogt

 
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