Wie kommt man von Taube vor Kirche zu Jachthafen am Mittelmeer? Oder von Lastern auf Raststätte zu bunter Stadt am Fluss? So weit sind die Wege nicht, wenn man die Stationen kennt.
Zum Abschluss seiner vielfältigen Jubiläumsaktivitäten zum 50-jährigen Bestehen zeigt der SKF-Fotokreis nun im Kunstsalong des Kunstvereins das Gemeinschaftsprojekt „Stille Post der Bilder“. Mitgemacht haben Mitglieder des SKF-Fotokreises, der Schwarz/Weiß-Arbeitsgemeinschaft Süd und der Schweinfurter Radierwerkstatt.
Zu sehen sind nun bis 20. Dezember drei Bilderserien mit acht, neun und 13 Motiven – Fotografien und Radierungen. Gegenüber, an der Fensterwand, sind weitere, thematisch unabhängige Arbeiten aufgehängt, die weitere Einblicke in die Arbeit der drei Gruppen geben.
Doch das Zentrum bilden die Serien. Ähnlich dem bekannten Spiel mit Wörtern oder Sätzen war immer je ein Bild eines Mitglieds des Fotokreises, der Arbeitsgemeinschaft und der Radierwerkstatt Ausgangspunkt. Dieses bekam je ein anderer Teilnehmer – Fotograf oder Radierer –, um es mit einer eigenen Arbeit zu kommentieren. Diese ging dann wiederum eine Station weiter. Jeder Teilnehmer kannte immer nur das Bild, auf das er binnen zwei Monaten antworten sollte.
Rüdiger Horeis, Leiter des Fotokreises und der Arbeitsgemeinschaft, wies in seinen Dankesworten darauf hin, dass das Projekt „in dieser großen Art und Weise wohl erstmalig in Deutschland realisiert wurde“. Ideengeber Andreas Perlick, Mitglied der Schwarz/Weiß-Arbeitsgemeinschaft Süd, erklärte das Konzept: Es gehe darum, „mehr zu erleben, als nur einzelne Bilder anzusehen“. Die Vorgabe, auf ein Vorgängermotiv zu antworten, führe dazu, dass der Betrachter etwas über Weltsicht, Gefühle und Interessen der Künstler erfahre.
Dabei helfen außerdem Erläuterungen neben jedem Bild: „Fotografen kucken sonst immer sparsam, wenn man sie bittet, über ihre Arbeit zu sprechen“, so Perlick, der „unglaublich stolz“ darauf ist, dass es gelungen sei, das Projekt nicht nur mit Fotografen umzusetzen. Tatsächlich ist es die Kombination aus Motivwahl und -gestaltung selbst und mehr oder weniger ausführlicher oder poetischer Bildlegende, die es erlaubt, Gedankenspiele, Assoziations- und Schaffensprozesse nachzuvollziehen.
So schreibt Birgit Seiler zu ihrer Antwort auf Gisela Pragers „Werden aus Bewegung“ (siehe oben): „Das Bild ist sehr abstrakt, aber ich dachte gleich an Wasser, Wellen in verschiedenen Formen, Wasserspiegelungen und glitzernde Wasseroberflächen mit ihren Farbspielen.“ Oft sind die Antwortideen verblüffend einleuchtend, nicht selten überraschend. Da wird die Taube zum Börsenstier umgedeutet oder das Stundenglas zum Eierbecher: vom Vergänglichkeitssymbol zum Aufbruch in einen neuen Tag – Carpe Diem, fordert Robert Darmietzel.
Das Spannendste aber ist, dass immer auf vielen Ebenen gleichzeitig geantwortet wird: Es gibt formale, farbliche, symbolische, philosophische, emotionale Anspielungen.
Zur Aktion ist ein Buch erschienen, das in drei Ausstattungs-Versionen erhältlich ist: www.skf-fotokreis.de