„Bei uns wird es keine Erotik-Artikel zu kaufen geben.“ Das wollen Günter Kirchner und Dominik Gehringer von der Schweinfurter Jugendkirche "kross" klarstellen. Nicht ganz ernst gemeinte Anfragen in diese Richtung haben sie schon bekommen. Dass die Jugendkirche am Valentinstag eine „Erotik-Messe“ veranstalten will, hat manch einen doch verwirrt. Der Begriff ist eher als Marktplatz für Sex-Utensilien bekannt als aus der katholischen Kirche. Und die ist mit dem Dekanat Schweinfurt Träger der Jugendkirche.
Dass das Wortspiel ein solches Signalwort für die Öffentlichkeit sein würde, damit hätten Jugendseelsorger Kirchner und Studentenseelsorger Gehringer nicht gerechnet. „Aber wenn es Interesse weckt, warum nicht?“ Zur Valentinstags-Messe 2015 unter dem Titel „Sinnlich“ waren nur wenige Gläubige gekommen.
Mehr als 1200 Leute interessieren sich für die Veranstaltung auf Facebook
Das dürfte sich dieses Jahr ändern. Auf Facebook hat die Veranstaltung bis Aschermittwoch rund 370 Zusagen bekommen und 1200 Menschen, die zumindest daran interessiert sind. Nicht jeder davon wird tatsächlich den Weg in die Kirche finden, so realistisch ist Kirchner. Er rechnet mit rund 200 Gottesdienst-Besuchern, für bis zu 700 ist die Kirche Sankt Kilian ausgelegt.
Wie der Gottesdienst, der sich an junge Erwachsene ab 18 Jahren richtet, im Detail ablaufen wird, will Kirchner nicht verraten. Liturgische Grundstruktur werde wie bei anderen Gottesdiensten die Eucharistie und das Lesen aus der Bibel sein, in diesem Fall Auszüge aus dem Hohelied Salomos aus dem Alten Testament. Im Hohelied gehe es um das Annähern zweier Liebender, sagt Gehringer. „Wir werden keine obszönen billigen Dinge verlesen.“
„Wir tun nichts, was unkatholisch wäre“
Ein Blick in die Bibelstelle: „Mit Küssen seines Mundes bedecke er mich / Süßer als Wein ist deine Liebe“, heißt es da etwa. Der neu angelegte Gottesdienst zeige, sagt Gehringer, dass Kirche nicht prüde sei. „Wir tun nichts, was unkatholisch wäre.“
Dass sich die Jugendkirche an das Thema wagt, das seiner Meinung nach „in der kirchlichen Tradition zu kurz gekommen sei“, hält auch Dekan Stefan Redelberger für eine „mutige Sache“. Mit der Zeit habe sich in der volkskirchlichen Praxis eine Leibfeindlichkeit eingeschlichen.
Dekan Redelberger kann nicht kommen
Auch mit dem – wie er selbst sagt – „reißerischen Titel 'Erotik-Messe'“ hat Redelberger kein Problem. Die Jugendkirche hat ihm vor kurzem ausnahmsweise den Ablauf vorgelegt, und er kann darin keine Grenzüberschreitungen erkennen.Bisher habe sich ihm gegenüber zum Thema auch noch kein Kritiker zu Wort gemeldet. Aber selbst wenn sich eine Diskussion daraus ergäbe, würde er das begrüßen. „Es liegt in der Natur der Jugend, dass experimentiert wird“, sagt Redelberger. Er selbst kann am Sonntag nicht in die „Erotik-Messe“ gehen, aber er wird sich erkundigen, wie sie angekommen ist.
Die Erotik-Messe findet am Sonntag, 14. Februar 2016, in der Kirche Sankt Kilian statt. Beginn ist um 18.30 Uhr.