Drei Jahrzehnte haben sie es bereits miteinander ausgehalten, zumindest, was das gemeinsame Musizieren betrifft: Mit einem Konzert in der Kunsthalle feierte das Fagottensemble "Windessenz" seinen 30. Geburtstag und viele Zuhörerinnen und Zuhörer feierten mit. Christian Jackel, Ralf Müller, Fabian Schnaidt und Jörg Schöner haben beim gleichen Lehrer studiert und sind heute als Orchestermusiker oder Musiklehrer erfolgreich.
Von gegenseitigem Respekt, Humor und Freude an der Musik hatte Jörg Schöner gesprochen, als er auf die gemeinsamen Jahre blickte. Dieser Humor, die Freude, aber auch großes künstlerisches Können prägten die Jubiläumsmatinee, zur der als Rezitator der Schauspieler, Regisseur und Dozent Rainer Streng passende Gedichte beitrug. Unter dem Motto "Lebensbuntheit" durchwanderte man musikalisch und literarisch die Themenbereiche "Die Philosophie des Lebens", "Durch die Welt", "Von Mensch zu Mensch" und "Tierisches".
Rainer Streng rezitierte mit durchgehend ausgeprägter Ausdrucksstärke und überaus tragender Stimme, egal ob es sich um Heiteres von Christian Morgenstern, Joachim Ringelnatz und Eugen Roth handelte, um Philosophisches, Nachdenkenswertes, genüsslich aufgespießte und sezierende Gesellschaftskritik von Kurt Tucholsky, oder auch um seelenvolle Romantik von Joseph von Eichendorff. Einige Requisiten, wie ein Bumerang oder ein Plüschtier, und gezielter schauspielerischer Einsatz, etwa als Schildkröte oder Schnecke, erweiterten seine darstellerische Spielwiese.
Perfektes Zusammenspiel und augenzwinkernder Humor
Den vier Fagottisten merkt man das langjährige gemeinsame Musizieren und die große Bühnenerfahrung an. Ihr Zusammenspiel ist perfekt, die Abläufe bestens eingespielt, dennoch gelingt ihnen frisches und spontan mitreißendes Musizieren. Augenzwinkernder Humor blitzte aus dem vergnüglichen Quodlibet "Die vier fidelen Nachtwächter", sehr stilecht getroffen die Charaktere von Foxtrott, langsamem Walzer, One Step und Tango in Hans Poseggas Tanzsuite.
Große Freude hatte man am pfiffig interpretierten "Humoristischen Scherzo" von Serge Prokofjew, dessen Manuskript der Komponist übrigens ein Zitat des Dichterkollegen Gribojedow vorangestellt hatte: "Und jener Krächzer, Würger, das Fagott..." – das passte nun gar nicht auf die eleganten Klangzaubereien der vier Musiker, die sogar Farben von anderen Blasinstrumenten so darzustellen vermögen, dass man an Jazz-Trompeten erinnert wird und ein Gershwin-Medley im Bigband-Sound ganz authentisch erklingt.
Hörbarer Spaß beim Blubbern, Klappern und Pusten
Hörbar Spaß hatten die Vier bei der lautmalerischen Interpretation von Agnes Dorwarths Vertonung von "Der Hecht" (Morgenstern). Sie blubberten, klapperten, pusteten den in rhythmisches Sprechen und Spielen zerlegten Text, um schließlich treuherzig in einem pastoralen "Heilig"-Choral zu enden – ein köstliches Vergnügen!
Egal ob lateinamerikanischer Brazil (Ary Barroso), expressiv beschwingter Gospel, romantische Weisen (Lorelei von Friedrich Silcher), Mancinis Ohrwurm "Baby Elephant Walk" – das Ensemble Windessenz ist in allen Bereichen zuhause und mehr als souverän.
Präsentiert wurde das kurzweilige Konzert übrigens von der Schlaraffia Schweinfurt, deren Wappentier, der Uhu, das treffende Schlusswort sprechen durfte: "Juhu!"