Wenn die zweite Bürgermeisterin Moltke zitiert, verschlägt's dem eher Leibertüchtigung denn Kunst Zugewandten zunächst die Sprache. Wen wundert's, dass Sven Schröter, der Moderator der Schweinfurter Sportgala, erst Luft holt, dann Sorya Lippert mit geneigtem Haupt in die Augen blickt: „Ich sehe, Sie kommen aus der Kultur, da müssen wir Sportler erst einmal darüber nachdenken.“
Der Preis: Ein Schweinchen aus Bronze
Nun, Geistes- und Sportwissenschaften sind rasch beieinander. Zeit für die Felixe, jene drolligen Bronzeschweinchen, die zum 13. Mal die bedeutendsten Athleten und Funktionäre der Stadt mit nach Hause nehmen dürfen. Jana Vollert und Fabian Sagstetter sind die Sportler des Jahres, der FC 05 die Mannschaft.
Doch bevor's ans Eingemachte geht, muss man beinahe Angst um Lippert haben. Sportlich-gedeckt in grau-braun, ist sie offenbar gewillt, sich als Vertreterin des erkrankten, bekanntermaßen sportaffinen, OB Sebastian Remele um Kopf und Kragen zu reden: „Ich habe mir immer gedacht: Warum über etwas springen, wenn ich außen herum laufen kann?“ Die Sportgemeinde erkennt den Schalk, Eis gebrochen, auf zum Ehren und Gedenken. Und Schaulaufen.
Schaulaufen auf der Bühne
Die U13 des FC 05 zeigt, dass sie im goldenen Lernalter ist; beim Wettschießen auf ein Minitor verwandelt auch Sportreferent Jürgen Montag mit elegantem Schnürschuh. Später darf der Nachwuchs des Hockeyclubs ran; da staunt selbst Rollhöckerer Jan Eberlein, wie schwer das kleine Plastikding ins Netz zu hauen ist – und trifft die in quietschbunten Anzügen steckenden Musiker der Leipziger Rock'n'Roller „The Hornets“.
Wie aus vier Stunden 20 Minuten werden
Was einst eine Vier-Stunden-Orgie war, ziehen Schröter und Klaus Schuler, der neue Vorsitzende des Stadtverbandes für Sport, anno 2017 in 20 Minuten durch: die 65. Sportlerehrung der Stadt zu der Tennis-Oldie Harald Vollbach bereits zum 47. Mal erscheinen darf – und Vasile Chirila zum ersten Mal, seine Sportart Standup-Paddling ist neu im Programm.
Da ist selbst Jens Weißflog schwer beeindruckt
Schwer beeindruckt zeigt sich Ehrengast Jens Weißflog, der angesichts der geballten Erfolge beinahe schüchtern die Bilder seiner größten, seiner zwei Einzel-Olympiasiege, kommentiert: „Es war eine tolle Erfahrung, zwei unterschiedliche Hymnen dabei zu hören“ – die der DDR (1984) und der Bundesrepublik (1994). Der 53-Jährige, der heute in seiner Heimat Oberwiesenthal ein Hotel betreibt, erinnert sich auch an das Mannschaftsgold von Lillehammer: „1993, als wir Probleme mit dem neuen V-Stil hatten, sprach die Bild-Zeitung von den deutschen Brathühnern, ein Jahr später waren wir die Gold-Adler.“ 1996 sauste er letztmals eine Schanze herunter, dann war Schluss. „Höchstens mit einer Pistole im Rücken“ würde er es Kollegen von damals gleichtun, die auf einer Masters-Serie noch munter hupfen.
Meistertitel und Rekorde
Eine klassische Einzelkämpferin ist Jana Vollert. Die Leichtathletin der TG 48 Schweinfurt ist bayerische A-Jugend-Meisterin über 3000 Meter in der Halle und im Crosslauf, sowie Vizemeisterin über 1500 Meter – und seit Freitag auch Sportlerin des Jahres. „Fünf bis sechs Mal trainiere ich die Woche“, erzählt sie, und dass sie auch „nebenher“ ihr Abitur macht.
Bei den Männern nimmt den Felix ein Mannschaftssportler mit, schon zum fünften Mal – Rekord. Fabian Sagstetter spielt beim TV Oberndorf Faustball und hat mit der deutschen Nationalmannschaft die World Games gewonnen. „Die Felixe stehen alle in einem Regal im Wohnzimmer – und da ist auch noch Platz für mehr“, schließt er weitere nicht aus. Selbstbewusstsein ist eh kein Fremdwort für Sagstetter, der zum zweiten Mal das Silberne Lorbeerblatt des Bundespräsidenten verliehen bekommen hat und augenzwinkernd berichtet von Frank-Walter Steinmeiers Debüt als Überreichendem: „Er hat das ganz gut gemacht.“
Die Mannschaft des Jahres
Nicht ganz so alte Hasen auf der Gala-Bühne, wenngleich Profis in ihrem Fach, sind die Fußballer des FC 05. Der Gewinn des bayerischen Verbandspokals und das Erreichen der zweiten DFB-Pokal-Runde gegen Eintracht Frankfurt reichten aber lässig zum Titel als Mannschaft des Jahres. Da kann man schon mal euphorisch werden, denkt sich Trainer Gerd Klaus: „Wir wollen schon noch Erster werden“ – auch wenn postwendend ein paar „Abers“ folgen.
Der Felix für besondere Verdienste im Jugendbereich geht an die DLRG, für die Vorsitzende Mandy Samotta gleich einmal Werbung macht: „Sobald Kinder im Schwimmbecken stehen können, dürfen sie zu uns kommen.“ Einen Sonderpreis gibt es auch, er geht an das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium für das Praxisseminar „Laufschilder“. Die Schüler haben ein digitales Netzwerk für Jogger und Walker geschaffen. Für Philipp Vollmuth, den Jungen mit knallroten Socken und Fliege, die ideale Verbindung von Nützlichem und Angenehmem: „Wir haben das Wirken in der Natur nicht als Schule gesehen.“
Der Felix für ein Lebenswerk
Während das Schweinfurter Tagblatt (vertreten durch Redakteur Simon Snaschel), die Stadtwerke (Thomas Kästner), die AOK (Frank Dünisch) sowie die Sparkasse (Johannes Rieger) eher die Jüngeren mit Felix und Barem beglücken, zieht Michael Radler (SWG) neben dem Scheck auch seinen Hut: vor Wolfgang Schmidt. Der 80-Jährige erhält den Felix für sein Lebenswerk. Seit 1965 gehört sein Herz dem Turnen und der TG 48, wo er als Trainer und im Vorstand wirkte und immer noch in der Halle sein Wissen vermittelt – „verbal, an den Geräten muss ich nicht mehr herumhampeln.“