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".  .  .  und dann rief Rolf an!"
oberschwarzach Die allermeisten können eines seiner Lieder summen. Aber kaum einer weiß, dass sich Rolf Zuckowski, Kinderliedermacher aus Hamburg, im Süden des Landkreises sozial engagiert.
Von unserer Mitarbeiterin anne bauerfeld
 |  aktualisiert: 03.12.2006 22:29 Uhr
Rolfs Vogelhochzeit, "Wie schön, dass Du geboren bist" oder "...und ganz doll mich" kennt fast jeder. Auch in unseren Breiten. Dass er in der Nähe von Oberschwarzach ein Projekt aus Stein und Begeisterung, aus Mörtel und Mut, bewohnt von acht Jugendlichen des Erich Kästner Kinderdorfs, unterhält, ist dagegen kaum bekannt.

Der "KästnerHof" wurde 1997 aus der Taufe gehoben. In den Kinderdorf-Familien lebten damals wie heute Kinder mit schwierigen Biographien. Die meisten von ihnen hatten zwischen Pflegefamilien in psychiatrischen Einrichtungen hin und her gewechselt.

Lebens- und Arbeitswelt in einem

Entsprechend mühsam und langwierig war es, durch lange Jahre Geduld und intensive Betreuung diesen Kindern wieder ein Quäntchen Vertrauen zu schenken, damit sie menschlichen Kontakte und Beziehungen überhaupt zulassen können.

Viele litten unter Lernstörungen oder Lernbehinderungen. Dem Lebensalter nach schon fast erwachsen und doch noch nicht reif genug, um die "normalen" Wege in die Selbständigkeit zu gehen. Wer gerade erst mühsam gelernt hat, sich selbst und anderen zu vertrauen, ist noch unsicher, hat wenig Selbstwertgefühl, spürt Schwächen und Defizite.

"Wir wussten: Um das auszugleichen, bräuchten wir eine Art Bauernhof, der Lebens- und Arbeitswelt in einem ist", erinnert sich Gunda Fleischhauer, Leiterin des Erich-Kästner-Kinderdorfs. Dort könnten schwächere Jugendliche in einer schützenden Hofgemeinschaft ihre Fähig- und Fertigkeiten üben und trainieren.

"Wir waren begeistert von der Idee, aber wie sollten wir so ein Projekt überhaupt realisieren?", schildert Fleischhauer die Bedenken. Schließlich galt es, ein Gelände und geeignete Mitarbeiter zu finden und vor allem eine Finanzierung auf die Beine zu stellen. Die Fragen blieben, trotz engagierter Diskussion mit Freunden und Bekannten, offen. "Und dann rief ganz unverhofft Rolf an," sagt Gunda Fleischhauer. Die Verbindung zu Rolf Zuckowski hatte das Kinderdorf schon einige Jahre zuvor mit einem Brief begonnen, in dem sich die Kinder für Zuckowskis Musik bedankten. Die wird nämlich im Kinderdorf besonders gerne gehört und gesungen.

Zuckowski erfuhr von dem großen Traum vom Bauernhof und trug einen gewaltigen Teil dazu bei: Er unterstützte den Kästner-Hof finanziell, ideell und gab ihm sogar einen Namen.

Einblick in verschiedenste Berufe

Ab 1. Mai 1997 gehörte die ehemalige Wiesenmühle offiziell zur Kinderdorf-Familie. "Es gab und gibt noch sehr viel Arbeit für unsere Jugendlichen, und das ist genau richtig so", sagt Gunda Fleischhauer, die für ihr Engagement für die Kinder mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde. "Hier lernen sie Land- und Hauswirtschaft, mit Holz und Stein zu arbeiten, führen Baumaßnahmen und Gartenarbeiten durch oder helfen bei der Kleintier-Versorgung, kurz: sie bekommen einen großen Einblick in die verschiedensten Berufe", so die Kinderdorf-Leiterin. Zudem lernten die Kinder und Jugendlichen bei Veranstaltungen wie der Kästner-Woche auch den richtigen Umgang mit Gästen in der Gastronomie.

In enger Zusammenarbeit mit ortsansässigen Betrieben werden die Fortschritte des einzelnen auch in Form von Praktika überprüft. Und dabei winkt die Aussicht auf eine Fachwerker-Ausbildung oder eine Anstellung als Hilfskraft.

Rolf Zuckowski, der ihnen diese Chance erst möglich gemacht hat, schaut gerne im KästnerHof vorbei, redet mit den Jugendlichen, sieht sich um, erkennt Fortschritte und sieht, wo man noch ein wenig mehr anpacken kann.

Schock über Gasexplosion

Angesichts einer so engagierten Arbeit saß der Schock tief. Bei der schweren Gasexplosion im KästnerHof in der Nacht vom 5. auf den 6. Mai wurden vier der dort lebenden Jugendlichen schwer verletzt und mussten in Spezialkliniken eingewiesen werden. Inzwischen befinden sich zwar die vier Jungen auf dem Weg der Besserung, dennoch wird ihre Behandlung und Genesung noch Monate in Anspruch nehmen. Im Erich Kästner Kinderdorf entschied man sich deshalb gemeinsam mit Rolf Zuckowski, das geplante Fest zum 30-jährigen Jubiläum am 1. Juli ausfallen zu lassen. Zu groß ist die Bestürzung über das schlimme Unglück bei Kindern, Jugendlichen und Betreuern.

Aber Rolf Zuckowski will auch beim Wiederaufbau des KästnerHofes wieder kräftig mit anpacken. Deswegen gibt er am Samstag, den 26. Juni, ein großes Benefiz-Konzert in der Oberschwarzacher Steinmühle. Das im Anschluss geplante Spielfest soll jedoch nicht stattfinden. Der gesamte Erlös des Konzertes kommt dem "KästnerHof" zu Gute.

Karten kann man unter
Tel.  (0 93 82)  31 46 97 bestellen oder
bei der Firma Karg in Gerolzhofen
kaufen.

 
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