Erstmalig traf sich in diesem Jahr der gemeinderätliche Umwelt- und Klimaausschuss im Röthleiner Rathaus. Im Mittelpunkt stand der aktuelle Bericht aus dem Gemeindewald – eine Premiere für Felix Reichelt, der seit Februar 2023 als Bereichsleiter im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) auch für den 105 Hektar großen Röthleiner Gemeindewald zuständig ist.
Der Revierleiter umriss ausführlich die aktuelle Waldsituation mit vielen Herausforderungen, verursacht durch das hochkomplexe Zusammenspiel verschiedener Faktoren wie Trockenheit, Hitze, Insekten und schwerer Böden, die zur Schädigung des regionalen Walbestandes führten.
Verschiedene Maßnahmen, um den Wald zukunftsfit zu machen
Dabei nannte er vor allem die besonders stark betroffenen Baumarten Esche und die Eiche. Erstere leide unter dem, von einem Pilz verursachten "Eschentriebsterben", letztere werde zunehmend durch den "Zweipunkt-Eichenprachtkäfer" geschädigt. Die Folge: Bäume sterben ab, das macht die vielfältige Nutzung des Waldes gefährlicher für Forstarbeitende, aber auch Freizeitnutzende.
Deshalb seien laut Reichelt verschiedene Maßnahmen geplant, um den Wald für die Zukunft fit und klimastabil zu gestalten. Er nannte hier die "blockweise" Entnahme von absterbenden Bäumen, eine intensive Jungbestandspflege und umfangreiche Verjüngungsmaßnahmen mit möglichst vielen Baumarten, die – und das ist mit Blick auf den zunehmenden Wildverbiss laut Reichelt unumgänglich – durch Zaunbau geschützt werden müssen.
Uneinigkeit über Zaunbau im Röthleiner Wald
Die Verbisssituation ist laut Revierförster immer noch zu hoch. Es gilt das Prinzip "Wald vor Wild" mit staatlich festgelegten Abschusszahlen. Doch eine Anpassung wird seit Jahren diskutiert, auch weil das Wild kaum noch auf natürliche Feinde trifft. Die Kommunikation zwischen Fachbehörden, Gemeinde und den Jagdpächtern ist deshalb äußerst wichtig, wie Detlev Reusch feststellte. Reusch wies zudem immer wieder darauf hin, dass es auch "ohne Zaunbau" klappen könnte. Eine Meinung, die Forstexperte Reichelt nicht teilte und so sind aktuell 1,7 Hektar Zaunbau für den Röthleiner Gemeindewald geplant. Dabei werden etwa 5000 Euro pro Hektar fällig, dazu sollen 4500 Pflanzungen durchgeführt werden.
108 Festmeter Holz – so der Rückblick – wurden 2023 geerntet; die Esche zum größten Teil als Brennholz, bei der Eiche konnten 50 Prozent als Stammholz geerntet werden, die andere Hälfte als Brennholz, wie Andreas Hetterich nachfragte.
Vorstellung des Förderprogramms
Reichelt stellte dann noch – passend zu einem Antrag Reuschs zum "Klimaangepassten Waldmanagement" – das dazugehörige Förderprogramm vor, das in Bezug auf Röthlein mit über 100 Hektar Gemeindewald an zwölf Kriterien gebunden ist und in den ersten zehn Jahren jährlich 10.5000 Euro Förderung bringen würden, so die grobe Schätzung von Reichelt. Sein Fazit: Viele Kriterien, wie die vorgeschriebenen Verjüngungsmaßnahmen sind zwar "voraussichtlich erfüllbar", manche Fördervorgaben aber auch mit großem Interpretationsspielraum formuliert.
Als entscheidungsrelevantes Kriterium bezeichnete Reichelt den vorgeschriebenen Verzicht auf Düngemittel und nannte die Sorge vor dem Schwammspinner, der sich dann ungebremst vermehren und dem Wald großen Schaden zufügen könnte. Aber auch die für das Förderprogramm erforderlichen Aufwendungen der Kommune, wie zum Beispiel die Markierung von 525 Habitatbäumen, müssten berücksichtigt werden.
Im Mittelpunkt der anschließenden Diskussionen stand die Zukunft des Waldes, für die schon vieles getan wird, wie der stellvertretende Bauhofleiter Andreas Schmee betonte. Auch Reichelt stellte fest, dass "die vorbildliche Waldwirtschaft in Röthlein gesichert ist", die auf den Säulen Natur, Erholung und Wirtschaft fußt, auch wenn sich Reusch eine stärkere Fokussierung auf die Natur wünschte. Doch auch die sinnvolle Verwertung des Holzes, wie Bürgermeister Peter Gehring betonte, ist Aufgabe der Gemeinde und im Bayerischen Waldgesetz verankert.
Einstimmige Entscheidung für den Forst-Finanzplan
Abschließend votierten die Ausschussmitglieder dann einstimmig für den vorgestellten Forst-Finanzplan mit Einnahmen (47.500 Euro) und Ausgaben (64.284 Euro) inklusive überplanmäßiger Ausgaben für Verjüngungsmaßnahmen (knapp 30.000 Euro). Darüber hinaus wurde festgelegt, dass es in diesem Jahr noch einen Wald-Begehungstermin für den Gemeinderat geben soll.
Außerdem sind regelmäßige Forstberichte geplant sowie ein Blick auf die wichtige Wasserrückhaltesituation im Gemeindewald. Eine Teilnahme am Förderprogramm ist vorerst nicht anvisiert, deshalb zog auch Detlev Reusch seinen Antrag zurück. Abschließend sprach Simon Stock den forstwirtschaftlichen Bauhofmitarbeitern sein Vertrauen aus.
Natur-Erlebnis-Garten nach Vorbild der Bundesgartenschau in Mannheim
Ein weiterer Antrag Reuschs betraf dann die Installation eines Natur-Erlebnis-Gartens nach Vorbild der Bundesgartenschau in Mannheim. Laut Reusch hat der örtliche Bund Naturschutz bereits Unterstützung signalisiert und würde auch den Pflanzplan erstellen. Die Kosten bezifferte er auf insgesamt 50.000 Euro; ein Großteil könnte über das KfW-Programm "Schaffung von Naturoasen" gefördert werden. 5000 Euro könnten durch Eigenleistungen gestemmt werden, 5000 Euro müsste die Gemeinde investieren.
Als favorisierten Standort nannte er die Schule oder deren nähere Umgebung. Dort wird allerdings in den nächsten Jahren gebaut und so wurde schließlich auf Antrag von Martina Braum entschieden, die Aufnahme des Projektes in die gemeindlichen Projektliste bei der nächsten Beratung zur Diskussion zu stellen. Abschließend bestätigte das Gremium, dass die gemeindliche Förderung für Photovoltaikanlagen wie beschlossen zum 31. Juli 2024 ausläuft. Allerdings wurde eine Erweiterung beschlossen, sollte der "Fördertopf" nicht ausreichen. Die Umsetzung der bewilligten Anträge muss bis zum 31. Juli 2025 erfolgen.