"Filibuster-Unternehmen", Umsturzversuche von See her, haben in Südamerika eine lange Tradition. 1929 sorgte der Hamburger Frachtdampfer "Falke" für Aufregung, als er eine Ladung Revolutionäre und Waffen nach Venezuela transportierte, um Diktator Gomez abzusetzen. Bei einem Zwischenstopp wurde das Schiff von den Rebellen übernommen, am Ende kämpften einige Matrosen auf deren Seite mit: was in Deutschland zu einem aufsehenerregenden Prozess führte, mit dem Vorwurf, der Frachter sei für fremde Zwecke gekapert worden.
Angeblich Gefangennahme von Präsident Maduro geplant
Mancher politische Beobachter in Venezuela fühlt sich derzeit an den "Falke-Zwischenfall" erinnert, angesichts einer gescheiterten Kommandoaktion in der Macuto-Bucht, am 3. und 4. Mai dieses Jahres. Nahe der Hafenstadt La Guaira sollen zwei Mitarbeiter der US-Sicherheitsfirma Silvercorp, Luke Denman und Airan Berry, sowie bewaffnete Exil-Venezuelaner festgenommen worden sein, bei einem Landeversuch mit Schnellbooten. Angeblich wollten die "Invasoren" Regierungschef Nicolás Madurogefangen nehmen, auf den Donald Trump ein Kopfgeld von 15 Millionen Dollar ausgesetzt hat. Die Umstände der "Operation Gedeón" sind verworren, im Umfeld kam es wohl auch zu einem Feuergefecht. In den venezuelanischen Medien wurden Fotos von persönlichen Dokumenten Airan Berrys präsentiert: Unter anderem ein Führerschein, der in Schweinfurt ausgestellt worden ist.
Tatsächlich lebt US-Staatsbürger Berry seit 2013 in der Kugellagerstadt, wo der Ex-GI mal stationiert war. Seit 19 Jahren ist das frühere Mitglied der "Special Forces" mit Melanie Berry verheiratet. Das deutsch-amerikanische Paar hat zwei Kinder. Die Schwiegermutter betreibt ein kleines Einrichtungshaus in Schweinfurt. Die ganze Familie wohnt in durchaus gutbürgerlichen, seriösen Verhältnissen in einem Vorort, inklusive kleinen Hunden. Beim Pressegespräch sind auch die beiden Geschwister von Melanie Berry anwesend.
Gefangene als "Handlanger der US-Imperialismus" vorgeführt
Fernab von Schweinfurt weckt die Regierung in Caracas Erinnerungen an Kennedys Schweinebucht-Debakel, beim Putsch gegen Kubas Revolutionsführer Castro 1961. In mehreren Videos wurden die gefangenen "Söldner" als Handlanger des US-Imperialismus vorgeführt: Trump und SilverCorp hätten gewaltsam versucht,Gegen-Präsident Juan Guaidó an die Macht zu bringen, so der Vorwurf. Andere Stimmen tippen auf eine Inszenierung des Sozialisten Maduro, der den Staatsstreich-Versuch frühzeitig infiltriert haben soll, im ölreichen, aber bitterarmen Krisenland: wo jeder Vorwurf, mit den USA zusammen zu arbeiten, die Opposition schwächt.Iran, Kuba, Russland mischen in Venezuela ("Klein-Venedig") ebenfalls mit, das vor 500 Jahren auch von bayerischen Konquistadoren kolonialisiert worden ist.
Meinungsmache und Krieg der Informationen
Was ist Wahrheit, was Gerüchteküche und Meinungsmache, im Informationskrieg? "Airan war kein Söldner, sondern hat für eine Sicherheitsfirma gearbeitet", betonen sowohl Ehefrau als auch Schwiegermutter. Von der Verhaftung hat Melanie Berry aus den Nachrichten erfahren. Die einzigen Lebenszeichen seien seither die Videobilder gewesen. Die besorgte Familie fühlt sich vollkommen überrollt. Nun erfährt sie, dass ihr vertrauter Angehöriger für SilverCorp Maduro-Gegner in Kolumbien ausgebildet haben soll, im Auftrag des in Florida ansässigen Firmenchefs Jordan Goudreau. Denman, Berry und Goudreau kennen sich von der gemeinsamen Zeit in Stuttgart, bei den 10th Special Forces oder "Green Berets", einer Truppe für "unkonventionelle" Spezialaufträge: "De oppresso liber" lautet der Anspruch der Eliteeinheit, "Freiheit den Unterdrückten".
Militär-Techniker mit künstlerischer Ader
Längere Abwesenheit und diskrete Missionen waren im Familienleben des Irak-Veteranen Berry nichts Ungewöhnliches, in seinen aktiven Jahren. Eine Zeitlang hat er Kampftaucher in Key West ausgebildet. Die dilettantische Aktion von La Guaira passe überhaupt nicht zu ihm, sagen die Verwandten: "Nur 90 Prozent gibt es bei ihm nicht." Bei der Installateurfirma in einer anderen Landkreisgemeinde, wo er seit 2019 gearbeitet hat, galt er als guter Monteur. Im Januar hatte er sich ins heimatliche Texas verabschiedet, um sich um den kranken Vater und dessen Haus zu kümmern. Für die Zeit nach dem Corona-Lockdown war im Betrieb mit der Rückkehr des handwerklich versierten ehemaligen "Engineer Sergeants" (Militär-Techniker) gerechnet worden. Der Hobby-Tätowierer hat auch eine künstlerische Ader. Ende 2018 gab Berry einen Tattoo-Kurs in einer Schweinfurter Sprachschule, wo er seine Deutschkenntnisse aufgebessert hat.
"Alles andere als ein Söldnertyp"
Eine diplomatische Vertretung unterhalten die USA in Venezuela nicht mehr. Unterstützt wird Melanie Berry vom Bruder von Luke Denman, einem Juristen: "Für mich ist es wichtig, dass sie beide gemäß Menschenrechtsnormen behandelt werden." Airan sei Familienvater, ein guter Mensch, alles andere als ein Söldnertyp. Natürlich würden seine Kinder ihn schmerzlich vermissen, vor allem die Tochter. Was die Familie besonders irritiert, sind abstruse Behauptungen im deutschen Internet. Laut einer Facebook-Verschwörungstheorie soll der ehemalige Security-Mitarbeiter hierzulande Demonstranten misshandelt haben, in Polizeiuniform, mit Berliner Bär als Wappen. "Das ist eindeutig nicht er", sagen die Vertrauten zu den Fotos. Auch das T-Shirt mit dem Aufdruck "Moscow Russia", das er in einem Verhörvideo trägt, sei definitiv nicht sein Stil. In Venezuela drohen Airan Berry bis zu 30 Jahre Haft, wegen "Terrorismus", "Verschwörung" und "Waffenschmuggel". Am Freitag wurde der inhaftierte Kriegshandwerker aus Schweinfurt 42 Jahre alt.
- Wer ist der Auftraggeber?
- Wer finanziert das?
- Was war eigentlich der Auftrag?
Wenn Venezuela ( ein Land, von dem noch nie ein Krieg ausging) sich vor Menschen in Militärkluft ( siehe Fotos von der Festnahme) schützen will, ist das doch nur verständlich.
Hätte Venezuela kein Rohöl, würden sich die Amerikaner auch kaum dafür interessieren.
Die Welt braucht keinen weiteren Imperialismus!
Der Mann ist Söldner - niemand hat ihn zu dieser Aktion in Venezuela gezwungen. Aufgrund seiner "Karriere" wusste er sicherlich um die Gefahr.
Kann gut sein das er daheim in SW ein netter, geselliger und "anständiger" Mann ist - aber jede Medaille hat zwei Seiten.
Und die zweite Seite dieser Medaille scheint doch sehr "sonderbar" zu sein.
Natürlich ist Venezuela inkl. seines Regimes alles andere als eine Demokratie; ein einwirken eines "privaten Sicherheitsunternehmens" ist allerdings ebenso verwerflich! Insbesondere die USA versuchen durch die Auslagerung diverser auf "private Sicherheitsunternehmen" eine weiße Weste zu wahren.
Der harmlose Begriff "Sicherheitsunternehmen" beschreibt hier keine Türsteher oder Aufpasser sondern eher ein modernes Söldnertum.
Außerdem weiß ich nicht genau was sie mir vorwerfen wollen was noch nachzuprüfen wäre - denken sie etwa er ist beim Angeln versehentlich vor der Küste Venezuelas gelandet?
Dafür das man über die Hintergründe nichts weiß ein Wort das ich als Angehöriger wohl kaum in der Zeitung lesen möchte...
Da stand wohl nicht der Mensch im Vordergrund...
Ich sehe das etwas anders, denn zu viele haben sich schon Freiheitskämpfer genannt und waren in Wahrheit nur Söldner die gerade für den gearbeitet haben, der das meiste Geld auf den Tisch legt.
In Venezuela können (... schon geographisch) keine Drogen angebaut werden.
Das geht nur in Trumps Kolumbien. Um die Drogen zu exportieren brauch man Venezuela bestimmt nicht!
...ein Aufenthalt in Venezuela mit sehr fragwürdigem Hintergrund war sicherlich spannender für den "Kriegshandwerker" als sich im um Frau und Kinder zu kümmern oder um seinen kranken Vater...
Ganz ehrlich: da lässt jemand Frau, Kinder, Vater und Arbeitgeber im Stich; seiner Familie ist scheinbar nur ein Teil seiner Tätigkeiten bekannt bzw. "beschönigt" sie sein "Handwerk" - muss halt jeder selbst wissen ob man jemanden mit derartigen "Lebensgeheimnissen" verteidigen muss...
...es spricht Bände wenn schon ein befreundeter Jurist in erster Linie darauf hofft das "Menschenrechtsnormen" eingehalten werden - der Verweis auf eine mögliche "Unschuld" fehlt völlig...
In so einem Land kann jetzt alles passieren: von der plötzlichen Freilassung bis hin zur heimlichen Hinrichtung...
Was soll der Artikel bewirken? Soll man Mitleid haben? - an schönen Be- und Umschreibunben mangelt es im Bericht ja nicht...
Der Mann hat genau gewusst auf was er sich einlässt, mit wem er sich einlässt usw. - "gedeckt" war seine Tätigkeit durch ein "biederes Familienleben in Deutschland".
Jeder entscheidet selbst was er aus einen Leben macht und in welche Länder ihn seine Überzeugungen führen!
Vielleicht sollte auch der dt. Staat ermitteln ob diese in Deutschland lebende Person mit seinen Tätigkeiten gegen deutsche Gesetze verstoßen hat?
Wie dem auch sei - mit den Vorwürfen die gegen ihn vorliegen möchte ich mich nicht in Venezuela befinden...