
Das frühere DGB-Haus an der Ecke Wilhelm-Leuschner-/Friedrich-Ebert-Straße ist 2008 an den Integrations- und Bildungsverein (IBV) verkauft worden. Wegen der Enge im angestammten Gemeindehaus am Bergl hatte sich der islamische Verein schon länger nach einer Alternative umgeschaut. Angekündigt war damals ein großer Umbau.
Von einem Baufortschritt ist aber trotz des langen Zeitraums nichts zu sehen. Außerdem ist der IBV nicht mehr Eigentümer des ehemaligen DGB-Hauses. „Aus wirtschaftlichen Gründen“ hat der Verein das Haus an den Verband Islamischer Kulturzentren (VIKZ) verkauft.
Vorsitzender Tasin Sali bestätigte gegenüber dieser Zeitung den Verkauf. Aus finanziellen Gründen habe der Vorstand 2012 beschlossen, das Gebäude dem Dachverband mit Sitz in Köln zu verkaufen. VIKZ habe sich im Gegenzug verpflichtet, als neuer Besitzer die Umbaumaßnahmen vorzunehmen und dem IBV zugesichert, das Gebäude als Mieter „für unsere religiösen und sozialen Dienste nutzen zu können“.
Man habe den Verkauf an den Dachverband sogar „zu unseren Gunsten abgeschlossen“, erklärte Sali. Wie berichtet und seinerzeit auch bestätigt, erhielt der Verein den Zuschlag von der Gewerkschaftstreuhand für 650 000 Euro.
An den Plänen, die auch Grundlage der von der Stadt erteilten Umbaugenehmigung war, habe sich nichts geändert. „Es ist aber keine klassische Moschee mit Minarett und Kuppel, sondern es gibt zwei Gebetsräume für Männer und Frauen“, erklärte Sali.
Sehr detailliert gab er freilich Informationen zu den vorgesehenen Raumnutzungen und -größen. Die Gebetsräume haben demnach eine Größe von 300 Quadratmetern. Für Schlafräume sind 200 Quadratmeter reserviert. Des weiteren gibt es eine Kantine (65 qm), Küche (30 qm), Aufenthaltsräume (zusammen 250 qm), Büro- und Verwaltungsräume (40 qm), Schulungsräume (100 qm), eine Bibliothek (60 qm) und einen Gruppenübungsraum mit circa 100 Quadratmetern. Auf die Frage, warum es so lange nicht sichtbar vorangeht, erklärte der Vorsitzende, dass sich der Auszug der ehemaligen Mieter hingezogen habe und man außerdem die Baugenehmigung habe abwarten müssen. Mittlerweile seien aber die Maler-, Putz- und Fliesenarbeiten vorangeschritten.
„Es gibt aber noch weitere Arbeiten im Bereich Gebetsraum, Küche, Kantine und Sanitäranlagen. Wir versuchen die finanziellen Mittel effektiv zu nutzen und viel Eigenarbeit zu leisten“, bestätigte Sali die Zeitverzögerung. Man sei eben aufs Ehrenamt angewiesen, deshalb auch dauere „die Fertigstellung länger, als wenn man eine Firma direkt beauftragt“. Die noch nötigen Investitionen bis zur endgültigen Fertigstellung bezifferte Sali auf „circa 150 000 Euro“.
Sali kündigte ein offenes Haus für die Schweinfurter Bürger an. Der Verein als künftiger Nutzer habe sich die Bildung auf seine Fahne geschrieben und verstehe sich im Dienst der Menschen. Sali bezeichnete den Verein und seine Mitglieder „gläubige Muslime, die ihren Glauben im Rahmen der demokratischen deutschen Gesellschaft leben wollen. Wir sind ein Teil von ihr.“ Der Vereinsname, Integrations- und Bildungsverein, komme nicht von ungefährt, man gedenke auch nicht, „den Namen zu ändern“. IBV zählt laut Sali noch immer rund 150 Mitglieder. Über die Zukunft des Vereinsheims in der Sudetenstraße werde nach dem zeitlich noch offenen Umzug entschieden.
Die Stadt hat aufgrund steter Baukontrollen Kenntnis von der allerdings tatsächlich „seltenen Verzögerung“, meinte auch Baureferent Jochen Müller auf Anfrage. Eine erteilte Baugenehmigung würde nach vier Jahren verfallen. Das sei aber hier nicht der Fall, zumal es – wenn auch schleppend – vorangeht. Dass der IBV nun Mieter und nicht mehr Eigentümer sei, spiele keine Rolle.