5 Uhr: Das Krankenhaus erwacht. Bei Hubert Küllstädt unten in der Müllverarbeitung rauschen die Container an. Petra Müller, die Reinigungs-Nachtschicht, sieht einige Kollegen. In der Cafeteria fährt Evelyn Tate die Kaffeemaschinen hoch. Sie und ihre Kollegin Linda Hartmann sind schon gut eine halbe Stunde da. Croissants und andere Backwaren aufbacken, Brötchen belegen, einpacken, in die Vitrine legen: Bald kommen die ersten Mitarbeiter zum Frühstücken. Oder um sich etwas mitzunehmen auf die Station oder an den Schreibtisch. Salami, Wurst, Käse, Schinken, Thunfisch: "Für jeden ist etwas dabei", sagt Linda Hartmann. Sie macht das ebenso effizient wie liebevoll. "Es soll ja auch schön aussehen."
Corona hat den Alltag auch hier gewaltig verändert. Nur noch Mitarbeiter, keine Besucher oder Patienten dürfen rein. Lange war der Außenbereich geschlossen. Und die Tische waren mit einigem Abstand aufgestellt. Auch das Büffett gab's nicht mehr. Dafür in Servietten eingepacktes Besteck. Offene Behälter mit Messer, Gabel, Löffel, in die jeder reinfassen kann. Das war mal. Das gilt für die Leo-Cafeteria genau wie für andere Kantinen.
6 Uhr: Die Küchenmannschaft fängt an. Acht Köche arbeiten in der Küche, dazu kommen vier Diätassistentinnen. Insgesamt versorgen hier 25 Leute 700 Patienten. Dazu kommen die Mitarbeiter der Klinik. Die Leo-Küche beliefert aber auch Kindergärten, Schulen, die Kantine der Stadtwerke. Das Essen auf Rädern der Johanniter kommt von hier. Außerdem werden auch Firmenevents und Veranstaltungen ausgerichtet. Das Essen für die Kitas und Schulen kommt in Container, ähnlich wie im Flugzeug. Der Container muss an die Steckdose, so wird das Essen warm.
Die Häppchen für den Neujahrsempfang der Stadt, auch das Büfett bei der traditionellen Mitarbeiterehrung der Stadt kommen aus der Leo-Küche. "Durch Corona ist einiges weggebrochen", sagt Volker Röder, Geschäftsführer der Leo-Service-Gesellschaft, zu der die Abteilung gehört. Im Sommer wurde auch gerne mal draußen gegrillt, oder es gab an der sogenannten Aktionstheke frische Pasta. "Da hat uns Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht."
2000 Essen gehen hier im Normalfall am Tag raus, dazu kommen 700 Frühstücke und 700 Abendessen. Kein Wunder, dass die Gerätschaften riesig sind: Schneebesen und Kochlöffel wie Paddel, Siebe wie Hängematten. Und der Kartoffelsalat wird in badewannenähnlichen Behältern angemacht.
Alle vier Wochen wiederholt sich übrigens der Speiseplan. Der Profi weiß daher, wann wieder Cordon-Bleu-Tag ist: Das scheint das Lieblingsessen vieler Mitarbeiter zu sein. Deswegen wird auch paniert, was das Zeug hält.
2000 Essen gehen am Tag raus
In der Küche wird nicht nur gekocht, es wird auch gespült. 30 000 Teile am Tag, sagt Volker Röder. In zwei Schichten, von 9 bis 21.45 Uhr wird gespült. Pro Schicht sind sechs bis sieben Mitarbeiter im Einsatz, die nur die Spülmaschinen ein-und ausräumen. Einige Logistik steckt auch hinter den Essen, die die Patienten bekommen. Wer schon mal im Krankenhaus war, kennt den Zettel auf seinem Tablett, auf dem der Name des Patienten steht und was er bestellt hat. Das wird hier in der Küche in einer Art Fließbandsystem bearbeitet: Eine Kollegin legt die Zettel auf das Tablett, andere belegen dieses mit dem Gewünschten, zum Schluss prüft jemand, ob alles stimmt. Das sei gerade bei Allergien oder spezieller Ernährung wichtig, so Röder.
Zum Team gehören auch zwei Logistiker. Sie kontrollieren die Lieferungen. Besonders achten sie auf die Temperatur von angelieferten Lebensmitteln. Stimmt die nicht, geht ein Transport auch schon mal zurück, sagt Volker Röder. Liefer-Engpässe habe es in der Corona-Hochzeit nicht gegeben. "Es hat funktioniert." Vor allem die regionalen Anbieter hätten sich enorm angestrengt, um das Krankenhaus zu beliefern.
Röder zeigt einen Kühlschrank mit kleinen Döschen. Von jedem Essen wird eine Probe genommen und konserviert. So kann man ausschließen, dass zum Beispiel eine Salmonellen-Vergiftung durch das Klinik-Essen ausgelöst wurde. Die Proben werden hier mindestens zwei Wochen aufgehoben, oft kommen auch noch zusätzlich Proben in die Tiefkühlung, erklärt Röder.
24 Stunden im Leopoldina-Krankenhaus: Im Rahmen einer Serie stellen wir das Krankenhaus vor, in dem 24 Stunden an den unterschiedlichsten Orten und Bereichen Betrieb ist. Von A wie Apotheke bis Z wie Zentrale Notaufnahme. Dabei geht es auch an Orte, die Patienten und Besucher nicht sehen.