Längst ist die Unterfränkische Überlandzentrale (ÜZ) nicht mehr nur der alte, klassische Stromversorger. Denn längst ist die ÜZ in neuen Geschäftsfeldern engagiert wie Elektromobilität, moderne Messeinrichtungen (Smart Meter), Erzeugung von Strom über regenerative Energiequellen, Digitalisierung, Breitbandversorgung und Nutzung von Erdwärme bei der Erschließung von Neubaugebieten.
Es hat sich also viel getan in der Unternehmensstrategie und der Ausrichtung auf die Zukunft. Nur der schlichte Name ÜZ Lülsfeld ist geblieben. Das hat sich zum 1. September geändert. Das Unternehmen heißt jetzt ÜZ Mainfranken mit dem Untertitel „Heimat trifft Fortschritt“. Das neue ÜZ-Logo prangt jetzt auf einem kräftigen, türkisgrünen Untergrund. Das soll dafür stehen, dass das Unternehmen bei der Stromerzeugung aus nachhaltigen Ressourcen weit vorangekommen und in Bayern auch weit vorne steht.
Deutlicher Schnitt im Außenauftritt
Vorstandsvorsitzender Elmar Henke sagte in einem Pressegespräch über die Neuausrichtung, die ÜZ sei zwar auch nach über 100 Jahren ihres Bestehens grundsolide geblieben und werde nicht ständig umfirmiert oder verkauft. Trotzdem wolle man jetzt einen deutlichen Schnitt im Außenauftritt, weil eben so viel Neues dazugekommen sei.
Der neue Name werde aber nichts daran ändern, dass die ÜZ an ihrem ursprünglichen Ziel, für gleiche Lebensverhältnisse in Stadt und Land zu sorgen, festhalte. In den vergangenen fünf Jahren habe das Unternehmen 50 Millionen Euro in Netz und Netzsicherheit investiert, „gemessen am Umsatz eine Riesensumme“.
Bessere Verortung
Den neuen Außenauftritt haben 15 Mitarbeiter aus allen Bereichen des Hauses, unterstützt von einer externen Beraterfirma, ausgearbeitet, berichtete Pressesprecherin Eva Gerhart. Bei einer Umfrage habe sich gezeigt, dass der Ortsname Lülsfeld als Bestandteil der bisherigen Firmenbezeichnung vielen Menschen nichts sagt. Deshalb habe man sich für ÜZ Mainfranken entschieden. „Das ist eine bessere Verortung“, sagte Gerhart. Denn das Versorgungsgebiet decke große Teile Mainfrankens ab.
Obwohl der Begriff Heimat durchaus einen etwas altbackenen Anstrich hat, hat sich die ÜZ für ihn entschieden. Denn das Unternehmen investiere in die Heimat zwischen Steigerwald und Main. Der Begriff Heimat zählt auch zu den sechs Markenkernwerten, die die ÜZ-Mitarbeiter für ihr Unternehmen herausgearbeitet haben. „Wenn wir den Begriff Fortschritt nicht mit Heimat in Verbindung bringen, hat Heimat keinen Sinn“, sagt geschäftsführender Vorstand Gerd Bock dazu.
Eine Marke für alle Altersgruppen
Unternehmensstratege Daniel Reichel nannte als eine der Zukunftsfragen, wie es gelingen kann, mit einer einzigen Marke an verschiedene Altersstrukturen heranzukommen. „Die Jungen gucken in eine App, um zu sehen, wo der billigste Anbieter ist“, sagte Reichel. Ziel sei es aber, Kunden langfristig an die ÜZ zu binden.
Eine Möglichkeit, das zu erreichen, sei die Digitalisierung sowohl nach innen als auch draußen beim Kunden zu forcieren. Intern stehen den Monteuren jetzt über die GIS-App (Geo-Informationssystem) alle Netzdaten per Tablet zur Verfügung und erleichtern die tägliche Arbeit. Auch das Ablesen der Stromzähler werde künftig über eine App bewerkstelligt. Und nach außen arbeitet die ÜZ mit Hochdruck am Ausbau des Glasfasernetzes.
Rekord bei EEG-Strom
Ein strategische Frage sei ferner, wie sich die ÜZ bei der zukünftigen Energiewende aufstellen soll vor dem Hintergrund der Tatsache, dass sie bei den regenerativen Energien jetzt schon die Ziele erreicht hat, die bundesweit für 2050 angesetzt sind. Im Jahr 2017 wurde mit 454 Millionen Kilowattstunden erstmals mehr Strom aus EEG-Anlagen eingespeist als verbraucht (108 Prozent). In Deutschland liegt dieser Wert nur bei 33 Prozent. Allerdings finden Einspeisung und Verbrauch oft nicht zeit- und/oder ortsgleich statt. Deshalb wird zu manchen Zeiten zu viel eingespeister Strom verkauft und dann wieder Strom zugekauft, wenn der Verbrauch höher ist als die Einspeisung.
Mit Gemeinden kooperieren
Im Schulterschluss mit den Gemeinden im Versorgungsgebiet sieht Marketing-Beauftragter Dr. Benjamin Geßlein einen nächsten Schritt in der Energiewende. Es soll dabei ein Energieeffizienznetzwerk entstehen. Netzwerkträger wird die ÜZ Mainfranken mit Geßlein als Koordinator sein. Hintergrund: Zur Erreichung anspruchsvoller energiepolitischer Ziele fördert der Bund das Werben um Kommunen für die Einrichtung eines Energieeffizienznetzwerks sowie die mehrjährige, professionell betreute Netzwerkzusammenarbeit von Kommunen.
Das Förderprogramm „Energieberatung und Energieeffizienznetzwerke für Kommunen und gemeinnützige Organisationen“ ist Bestandteil des Nationalen Aktionsplans Energieeffizienz (NAPE). Es soll den Partnern des Versorgers die Möglichkeit geben, wirtschaftlich sinnvolle Investitionen in die Energieeffizienz zu tätigen.
Versorgung frei von Treibhausgas als Ziel
Um in den Bereichen Stromanwendung, E-Mobilität und Wärme noch schneller auf dem Weg zur treibhausgasfreien Energieversorgung voranzukommen, hat die ÜZ zusammen mit Professor Markus Brautsch (Hochschule Amberg-Weiden), ein Konzept für eine Modellregion entworfen. Bisher hat die ÜZ 43 politische Kommunen im Versorgungsgebiet angesprochen, 33 haben bereits eine positive Rückmeldung für das kostenlose Angebot gegeben.
Abgesehen von der Namensänderung, wird sich für die rund 55 000 Kunden der ÜZ selbst nichts ändern.