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Schweinfurt
Übung: Was tun, wenn ein Sportboot einen Tanker rammt?
Ein Einsatzleiter bei der Wasserwacht muss nicht nur dafür sorgen, dass Verletzte versorgt werden. Er muss auch mit Gaffern rechnen. Und mit unvorhergesehen Komplikationen.
Bei einer Übung der Wasserwacht ging es auch darum, einen vermissten Sportbootfahrer zu finden.  
Foto: Susanne Wiedemann | Bei einer Übung der Wasserwacht ging es auch darum, einen vermissten Sportbootfahrer zu finden.  
Susanne Wiedemann
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:32 Uhr

Ein Sportboot ist auf dem Main bei Mainberg mit einem Tankschiff zusammengestoßen. Es gibt Verletzte. Ein Mann ist verschwunden. Wahrscheinlich kann er nicht schwimmen.  Die Zeit wird knapp für die Rettungskräfte. Und jetzt werden sie auch noch durch Gaffer behindert.

Der Einsatzleiter der Wasserwacht muss jetzt besonnen vorgehen, mit den anderen Rettungskräften zusammenarbeiten. Und auch darauf gefasst sein, dass noch mehr passieren wird. Zum Beispiel, dass Rettungskräfte verletzt werden. Oder eine Angehörige eines der Sportboot-Insassen kollabiert. Keine einfache Aufgabe, die als Baustein der Einsatzleiter-Ausbildung im Rahmen einer Übung auf dem Main zu bewältigen war.         

Zwei Szenarien bei der Übung 

Ausbildungsleiter Thomas Lindörfer hat sich spannende Szenarien ausgedacht. Fast schon in Spielfilm-Qualität. Auf dem Tankschiff kommt es noch zu einer Schlägerei zwischen den Matrosen, die Sportboot-Besatzung ist zudem etwas angeschlagen: beim Junggesellenabschied auf dem Main ist ziemlich viel Alkohol geflossen. Dann kommt noch eine Meldung, dass jemand einen Ölfilm auf dem Wasser gesehen hat.   Kreativ auch das andere Planspiel, das vor dem Tankschiff-Unfall geprobt wurde.  Ein Sportboot rammt an der Mainlände ein Flusskreuzfahrtschiff. Das Schiff treibt steuerlos in Richtung Schleuse, es gibt Verletzte durch Stürze, dann bricht in der Küche ein Fettbrand aus.    

Der Einsatzleiter wird im Rahmen der Übung immer wieder mit so genannten Ereigniskarten konfrontiert, sagt Lindörfer. Das kann Schlag auf Schlag gehen. Zum Beispiel kommt die Info, dass Gaffer ins Wasser gefallen  sind, einer bewusstlos im Wasser treibt. Oder Schaulustige Bootsfahrer die Suche erschweren.  

Übergabe von Patienten bei Unfällen auf dem Wasser schwieriger 

50 Personen, darunter neun Lehrgangsteilnehmer sind an der Übung beteiligt. Teams aus Miltenberg/Obernburg, Kissingen, Haßberge, Schweinfurt und Würzburg sind im Einsatz. Die verschiedenen Einsatz-Positionen werden durchgespielt. Übergabe von Patienten ist bei Unfällen auf dem Wasser schwieriger als an Land. Es kann sein, dass ein Rettungswagen nur schwer ans Ufer kommt. "Die Übergabe kann über Leben und Tod entscheiden", sagt Lindörfer in der Einsatzzentrale am Stützpunkt der Wasserwacht am Schwimmclub. Auch kann Kälte ein Problem sein, wenn ein Verletzter eine längere Strecke mit dem Boot transportiert werden muss. Die Koordination mit den Landkollegen ist da immens wichtig.

Ein Punkt: Informationen an die Presse weitergeben

Wie war die Zusammenarbeit mit den anderen Rettungskräften?  Gab es Reibungsverluste? Hat jeder sofort die Infos bekommen, die er braucht? Darum geht's dann bei der Nachbesprechung. Zusammenarbeit sehr wichtig, sagt Lindörfer. Deswegen stehen die Fahrzeuge der anderen Einsatzkräfte auch nah beieinander, als Wagenburg. Die Wege sollen kurz sein, Kommunikation so schnell wie möglich gehen. "Mit lauter Alpha-Tieren klappt so was nicht", sagt Lindörfer.   

Eine vermisste Person suchen: Teil einer Übung der Wasserwacht, der der auch Taucher im Einsatz waren. 
Foto: Susanne Wiedemann | Eine vermisste Person suchen: Teil einer Übung der Wasserwacht, der der auch Taucher im Einsatz waren. 

Bei der Übung spielt aber auch noch etwas anderes eine Rolle, das der Einsatzleiter im Alltag auch meistern muss: Auskünfte an die Presse geben. Das Tagblatt hat gerne eine kleine Rolle in der Übung gespielt und den Einsatzleiter nach Informationen gefragt, als in Facebook großes Rätselraten herrschte, was denn da am Main passiert sei. Der Einsatzleiter hat sich Zeit genommen, um sachlich zu erzählen, was passiert ist, bevor eine ausführliche Presseinformation rausging. 

"Hier muss man die Mitte finden", sagt Lindörfer. Nichts sagen, wie es ein Lehrgangsteilnehmer gemacht hat, ist nicht  die beste Lösung.  Da hat sich der Presse-Darsteller halt einfach an einen der Umstehenden gewandt und sich Informationen geholt. Zuviel Details erzählen sei auch kein Weg.  

 
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