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SCHWEINFURT
Überfall auf Wertpaket-Transporter
Nicolas Bettinger, Volontär, Mediengruppe Main-Post
Nicolas Bettinger
 |  aktualisiert: 11.12.2019 21:38 Uhr

Es ist drei Uhr nachts am 25. Oktober 2017. Ein Kurierfahrer aus Baden-Württemberg erreicht mit seinem Wertpaket-Transporter eine Entladestation in Bad Kissingen. Er steigt aus und sieht plötzlich drei mit Sturmhauben maskierte Menschen auf sich zu rennen. Sie packen den Fahrer, ringen ihn gewaltsam zu Boden und zwingen ihn, in den Laderaum des Sprinters einzusteigen. Dort fesseln sie ihn mit Klebeband an Händen und Füßen und verbinden ihm Mund und Augen. Unterdessen fährt einer der drei Angeschuldigten das Fahrzeug an einen Waldrand, um den Sprinter dort unbeobachtet nach Wertgegenständen zu durchsuchen.

Am besagten Waldrand reißen die Angeschuldigten, heute 24, 27 und 33 Jahre alt, dem Opfer das Klebeband von den Händen und fesseln ihn mit Kabelbindern. Dann entwenden sie unter anderem Goldmünzen, Armbanduhren und Ringe aus der Transportladung. Anschließend fliehen sie mit Waren im Gesamtwert von über 44 000 Euro und lassen den Kurierfahrer auf der Ladefläche des Transporters gefesselt zurück. Das geht aus der Anklageschrift der Schweinfurter Staatsanwaltschaft hervor.

Dümmste Entscheidung seines Lebens

Dafür standen die drei Angeklagten am Montag vor dem Schweinfurter Landgericht. Schwerer Raub und gefährliche Körperverletzung werden ihnen vorgeworfen. Zwei der Angeklagten werden mit Handschellen, einer mit Fußfesseln in den Saal geführt. Sie räumen die Tat weitestgehend ein und entschuldigen sich später beim Opfer. „Das Erlebnis und die Schmerzen tun mir leid. Ich hätte nicht mitmachen dürfen und muss nun dafür eine Strafe bekommen“, sagt die Angeklagte. Ihr Bruder, einer der beiden mutmaßlichen Mittäter, ergreift daraufhin ebenfalls das Wort und spricht von der dümmsten Entscheidung seines Lebens. Der dritte Angeklagte schließt sich diesen Worten an.

Der geschädigte Transportfahrer bedankt sich bei ihnen, erklärt aber, noch heute unter dem Ereignis zu leiden. „Ich hatte vor allem in den Wochen danach Angst, alleine nachts zu arbeiten“, so der 37-Jährige. Ein als Zeuge geladener Kaufmann aus dem Allgäu hatte mit den angeklagten Geschwistern bereits einige Male Kontakt. Sie kamen zu ihm wegen Goldankauf und brachten ihm die entwendete Ladung. „Sie meinten damals, sie hätten die Goldbarren von ihrem Opa oder von Haushaltsauflösungen“, so der Zeuge.

Zerbrochener Goldbarren

Aufmerksam wurde der Verkäufer des Betriebs für An- und Verkauf von Edelmetallen erst, als ihm ein gewaltsam zertrennter Goldbarren vorgelegt wurde. „Die Bruchteile ergaben zusammen genau eine Unze (Gewichtsmaß). Das Zerteilen ist total unüblich“, so der Verkäufer. Ein weiterer Zeuge, ein Juwelier, habe keinen Verdacht geschöpft und hielt die Angeschuldigten für „vermögende Jungunternehmer“.

Ein psychiatrisches Gutachten klärte anschließend noch über die Persönlichkeiten der beiden angeklagten Männer auf. Neben unterschiedlichen Problemen im Sozialverhalten, attestiert der Psychiater beiden Männern einen Hang zur Sucht nach Drogen. Diese soll aber keinen entscheidenden Einfluss auf die Planung und die Durchführung der Tat gehabt haben. Mit den Plädoyers ist am Donnerstag zu rechnen.

 
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