Mit ihrem beeindruckenden und inspirierenden Reisevortrag fesselte Lotta Lubkoll die Zuschauer vom ersten bis zum letzten Moment.
Der Saal des Frei:Raums war bis auf den letzten Platz gefüllt, als die 26-jährige Lotta Lubkoll nicht nur von einer ungewöhnlichen Reise, sondern auch von einer eindrücklichen Lebenserfahrung und der Suche nach sich selbst berichtete. Nach dem Tod ihres Vaters, den sie intensiv durch seine schwere Krankeit begleitet hatte, spürte die ehemalige Bischwinderin den tiefen Drang, sich eine Lebenstraum zu erfüllen und diesen auch nicht, wie es so viele machen, immer wieder aufzuschieben.
Schon als kleines Mädchen hatte sie davon geträumt, einen Esel zu besitzen und sich mit diesem auf Wanderschaft zu begeben. Also lernte sie alles über Eselhaltung, kündigte eine Festanstellung, suchte einen Platz, wo man mit einem Esel leben kann und wurde schließlich über eine Kleinanzeige Besitzerin des Esels "Jonny", der für eine ganze Weile ihr wichtigster Wegbegleiter wurde.
Wanderschuhe für den Esel
Von München aus startete die gelernte Schauspielerin im Juli 2018 zu Fuß mit Jonny in Richtung Alpen. Zu ihrer Ausrüstung gehörten neben einem mobilen Elektrozaun, einem Zelt und einem Sack voller Heu auch "Wanderschuhe" für Esel Jonny, um dessen empfindlichen Hufe zu schonen.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten wurden die beiden schnell ein eingespieltes Team und so legten sie in 80 Tagen insgesamt 600 Kilometer zurück. Im gemächlichen Tempo schafften sie 10 bis 15 Kilometer am Tag und gelangten über den Reschenpass und Südtirol mit Meran, Bozen und Trento bis ans Mittelmeer bei Chioggia. Täglich musste Lotta Lubkoll für sich und Jonny aufs Neue einen Schlafplatz suchen, meist fragte sie einen Bauern, ob sie ihr Zelt und Jonnys kleine Weidefläche auf dessen Feld aufschlagen darf. Überhaupt erlebte sie sehr viel Gastfreundlichkeit und bekam auch häufig etwas zu Essen für sich oder Jonny geschenkt.
Fasziniert lauschten die Zuhörer den lebhaften Schilderungen von Lotta über die praktischen Schwierigkeiten, die das Reisen mit Esel so mit sich bringt, oder über die vielen Begegnungen mit anderen Menschen, die zumeist sehr positiv auf sie und Jonny reagierten.
Gänsehautmomente gab es vor allem, wenn Lotta sehr offen über den tieferen Sinn dieser Reise sprach und über das Leben im Hier und Jetzt, das so viele von uns verlernt haben. Sich Wünsche zu erfüllen, Lebensziele zu verwirklichen, loslassen zu können und Risiken einzugehen sind Dinge, die in unserer Gesellschaftsordnung häufig schwierig zu realisieren sind. Dass sich dies aber durchaus lohnen kann, zeigt das Beispiel Lotta Lubkoll in eindrücklicher Weise.
Lotta Lubkoll lebt heute zusammen mit ihrem Esel Jonny in der Nähe von München und wird im kommenden Jahr auch ein Buch über ihre ungewöhnliche Reise veröffentlichen.