Gisem ist 14 Jahre alt und Schülersprecherin der Auenschule. Heute hat sie eine besondere Aufgabe zu erfüllen, denn es ist Wahltag. Sie überreicht den Schülern der achten und neunten Klassen jeweils einen Stimmzettel und hakt die Namen auf ihrer Liste ab.
Die Auenschule ist eine von acht Schweinfurter Schulen, die sich an der U-18-Wahl zehn Tage vor der Bundestagswahl beteiligt. Hier dürfen die Jugendlichen zur deutschen Parlamentswahl ihre Stimme abgeben - fast wie bei einer richtigen Wahl. „U-18 liefert damit ein politisches Stimmungsbild der jungen Menschen kurz vor der eigentlichen Bundestagswahl“, so Phillipe Heinelt, stellvertretender Vorsitzender des Stadtjugendrings. Das Projekt ist ein bundesweites.
Im Unterricht Wahlplakate besprochen
Lehrerin Christin Keß ist begeistert von der Aktion. „Es ist eine tolle Sache, die Schüler so auf das Thema Wahlen vorzubereiten.“ Natürlich habe man sich vorher im Unterricht die Positionen der Parteien angeschaut und auch Aussagen auf den Wahlplakaten besprochen. „Letztendlich muss sich nun jeder seine eigene Meinung bilden.“
Und das tun die Jugendlichen, auch wenn manch einer vielleicht am Vortag nicht richtig zugehört hat. „Wo ist denn jetzt die Miss Merkel auf der Liste?“, meint ein Schüler und kichert. Für Gisem ist es klar, dass man die Partei wählt, deren Ideen man am besten findet. Ihr sei die Gleichberechtigung von Frauen und Männern sehr wichtig.
Die Partei, die sie gewählt hat, will sie aber nicht verraten. „Es ist ja schließlich eine geheime Wahl“, ergänzt Schüler Emir. Er selbst habe sich auch durch Videos der einzelnen Parteien informiert. Yinus indes geht offener mit seiner Stimmabgabe um. „Ich stehe dazu und habe die SPD gewählt. Ich finde, sie ist eine gute Partei.“ Zuhause sei auch viel über Politik gesprochen worden, das helfe bei der Entscheidung, sagt er.
Acht Schulen haben gewählt
Insgesamt haben in der Stadt Schweinfurt 996 Schüler im Alter zwischen 11 bis 17 Jahren gewählt, beteiligt waren die Albert-Schweitzer-Mittelschule, die Auen-Mittelschule, das Celtis-Gymnasium, die Montessori-Schule, die Pestalozzi-Schule, die Private Wirtschaftsschule O. Pelzl sowie die Walther-Rathenau-Realschule mit Gymnasium.
Laut des Zweitstimmen-Ergebnisses ist die CDU/CSU mit 21,9 Prozent stärkste Partei, dicht gefolgt von der SPD mit 20,4 Prozent. Auch die Grünen liegen mit 19,3 Prozent dicht auf. Die Linke schneidet mit fast 11 Prozent ab (10,9), gefolgt von der AfD mit fast 7 Prozent (6,9). Die FDP hat die Fünf-Prozent-Hürde gerade so geschafft (5,8). Die sonstigen Parteien kommen auf 14,4 Prozent. Dabei haben 33 Schüler die Piratenpartei gewählt, 40 Schüler entschieden sich für die Tierschutz-Partei.
Heinelt freut sich, dass die U-18-Wahl so gut angenommen wurde, vor allem da sie so kurz nach den Ferien stattfand. „Das motiviert uns, auch bei den nächsten Bundestagswahlen wieder dabei zu sein.“ Das zersplitterte Ergebnis überrasche ihn nicht. Themen wie Umwelt, Soziales, Gerechtigkeit und auch das Thema Migration und Flucht hätten die Schüler beschäftigt. Natürlich spiele auch der Bekanntheitsgrad der Partei eine Rolle. „Damit konnten gerade die großen Partein punkten“, so Heinelt.
Auch im Landkreis wurde gewählt
Im Landkreis Schweinfurt organisierte indes der Kreisjugendring die U-18-Wahl. Mit dabei waren die Mittelschulen in Gerolzhofen, Bergrheinfeld, Poppenhausen, Sennfeld und Niederwerrn sowie die Heideschule in Schwebheim. Zentrales Anliegen sei es, den Kindern und Jugendlichen politische Bildung zu vermitteln und ihr politisches Interesse zu wecken, so die Geschäftsführerin des Kreisjugendrings, Sabrina Leske. „Dabei sollten sie die Möglichkeit haben, sich mit aktuellen Themen auseinanderzusetzen, um anschließend eine eigene Wahlentscheidung treffen zu können.“
Insgesamt gaben im Schweinfurter Land 607 Schüler ihre Stimmen ab, 13 davon waren ungültig. Auch hier ist die CDU/CSU mit 31,8 Prozent stärkste Partei, gefolgt von der SPD mit fast 20 Prozent (19,8). Die Grünen kommen auf 15,2 Prozent der Stimmen, die AfD auf 7,6 und die Linke auf 6,4 Prozent. Nicht über die Fünf-Prozent-Hürde schaffte es die FDP (3,6), knapp verpasst wurde die Hürde von der Piratenpartei (4,4) und der Tierschutzpartei (4,7).
Kleinere Parteien wie beispielsweise die Bayernpartei oder die Partei für Gesundheitsförderung bekamen nur vereinzelt Stimmen.
Anja Weisgerber weit vorne
Während in der Stadt die Erststimme nicht ausgewertet wurde, zählte der Landkreis sie mit: So bekam Anja Weisgerber (CSU) für die Wahl des Wahlkreisabgeordneten satte 256 Stimmen, gefolgt von SPD-Mann Markus Hümpfer mit 125 Stimmen. Barbara Pfeuffer von den Grünen konnte 85 Wähler für sich gewinnen. AfD–Kandidat Christian Herbert Klingen schaffte es auf 49 Stimmen sowie Klaus Ernst (Die Linke) auf 31 von 607 Stimmen. Andreas Sulzbacher von der FDP konnte nur 25 Wähler überzeugen. Kandidaten weiterer Parteien konnten nur vereinzelt Stimmen sammeln.