Die Seniorenvorstellung war ausverkauft, an der Theaterkasse drängten sich die Optimisten, die noch auf eine zurück gegebene Karte hofften. Tatsächlich, für dieses turbulente Lustspiel hätte sich jede Mühe gelohnt. Das Ensemble der "Komödie an der Steinstraße" Düsseldorf machte seinem Namen alle Ehre: Neun brillante Komödianten führten "Drei Männer im Schnee" von Erich Kästner zum rauschenden Erfolg.
Den gleichnamigen Roman schrieb Erich Kästner 1934, brachte ihn allerdings unter dem Pseudonym Robert Neuner als Komödie "Das lebenslängliche Kind" heraus. Kästner war zu jener Zeit bei den Nationalsozialisten schon in Ungnade gefallen und mit Publikationsverbot belegt. Wunderbar, wie dieser Klassiker und seine fein gesetzten Pointen auch heute noch zünden. Selten konnte man bei einer Seniorenvorstellung so viel Lachen und spontanen Zwischenapplaus hören, der Freude und Begeisterung verriet.
Der exzentrische Geheimrat Tobler (Christof Düro), Millionen schwerer Chef der Putzblank-Werke, will die Menschen kennenlernen. Er beteiligt sich unter dem Namen Schulze an dem Preisausschreiben seiner Firma, gewinnt den zweiten Preis: einen Aufenthalt in einem alpinen Grandhotel. Dorthin fährt Tobler in betont abgerissener Kleidung. Als Begleiter nimmt er seinen Diener Johann (Michael Schäfer) mit, der im Hotel als reicher Reeder Kesselruth auftreten und Tobler nicht kennen soll.
Erstklassige Komödianten
Toblers besorgte Tochter Hilde (Kerstin Bruhn) verständigt das Hotel von der Ankunft eines verkleideten Millionärs und dessen Gewohnheiten, vergisst aber, den Namen zu nennen. Dadurch wird der neue Gast Dr. Fritz Hagedorn (Slim Weidenfeld), erster Preisträger, für den verkappten Millionär gehalten und entsprechend hofiert. Hoteldirektor Kühne (Volker Conrad) und Portier Polter (Stefan Leonhard) treiben ihre Beflissenheit auf die Spitze: versorgen ihn mit einem warmen Ziegelstein im Bett, Massagen und siamesischen Katzen – Toblers Vorlieben. Hagedorn kann sich nur wundern und fragt: "Gibt es in allen Zimmern Tiere?"
Sind die Dialog- und Situationskomik, die blitzenden Pointen ein Teil der gelungenen Aufführung, zum Leben erweckt werden sie von den erstklassigen Komödianten, zu denen noch Ute Stein als Toblers Haushälterin gehören sowie Michaela Klarwein und Christiane Hecker, die beim falschen Millionär Hagedorn unter vollem Körpereinsatz in den Clinch gehen.
Und wie geht es dem Echten, Geheimrat Tobler als armem Schlucker? Er wird in eine Kammer ohne Heizung gesteckt, vom Personal herablassend behandelt und zu Gelegenheitsarbeiten verdonnert. Man versucht sogar, ihn mit Bestechung aus dem Hotel zu ekeln. Jetzt lüftet Tobler sein Inkognito, und der Herr Hoteldirektor und das Publikum erfahren, dass Tobler bereits das Hotel gehört. Die Zeit der Abrechnung ist gekommen. Ungewohnt langer Beifall signalisiert den Gästen aus Düsseldorf: "Bitte wiederkommen."