"Ich möchte doch etwas von meinem Leben haben", hörte ich eine Besucherin hinter mir in der Warteschlange zu einer Bekannten sagen. "Darum gehe ich am Nachmittag ins Theater, da ist es noch hell, wenn ich mich auf den Heimweg mache."
Der Andrang war immens, die Nachmittagsvorstellung restlos ausverkauft. "Die Katze lässt das Mausen nicht" von Johnnie Mortimer und Brian Cooke stand auf dem Tourneespielplan des Ohnsorg-Theaters, Lustspiel zur besten Unterhaltungszeit also. Bevor noch der Vorhang aufging war die Stimme Frank Sinatras zu hören mit einem seiner bekanntesten Lieder "Love and Marriage". Da heißt es in der letzten Strophe "Liebe und Ehe, Liebe und Ehe, passen zusammen wie Pferd und Wagen. Vater bekam es von Mutter gesagt:Du kannst nicht nur eins von beiden haben. Du kannst nicht keins von beiden haben. Du kannst nicht das eine ohne das andere haben!"
Wie ist das also mit der Liebe und der Ehe? Wir finden zwei Paare, die ganz unterschiedliche Bedürfnisse an ihre Beziehung haben und doch nicht voneinander lassen können, die sich mit den Marotten ihrer Angetrauten abgefunden haben und dabei große Sehnsüchte haben, die sie mit ihren Partner nicht leben können Doch wie lässt sich daraus ein Lustspiel für die Boulevardbühne basteln? Wohl am besten damit, indem die Autoren altbekannte Klischees bedienen. Weil Schorsch nicht mit seiner Frau Milda zur zweiten Hochzeitsreise nach 25 Jahren Ehe aufbrechen will beschließen Milda und ihre Schwester Edda stattdessen zu fahren.
Strohwitwer auf Abwegen
Die Schwäger Schorsch und Hubert bleiben als Strohwitwer zurück und versuchen die Situation zu einem erotischen Abenteuer zu nutzen. Doch alles geht schief: die Ehefrauen kehren unerwartet zurück, die Freundinnen entpuppen sich als Reinfall, die beiden Paare versuchen es über Kreuz miteinander. Am Ende drücken alle ein Auge zu, schicken die angeschleppten Freundinnen Schörlie und Schantall davon und wenden sich in großherzigem Wohlwollen wieder einander zu.
Existenzielle Fragen über das Vertrauen
Dazwischen gibt es viele leicht schlüpfrige Andeutungen, mit steigendem Alkoholpegel sinkt das Niveau der Späßchen. Ein gelüpftes Kleidchen und ein rutschender Strumpf rufen im Publikum Lachsalven hervor. Kurz bevor sich am Ende die Ereignisse überstürzen stellen sich die alkoholisierten Protagonisten ganz existentielle Fragen über das Vertrauen und das Dasein an sich. Das Ensemble mit Sandra Keck (Milda), Stefan Leonard (Schorsch), Marina Zimmermann (Edda), Till Huster (Hubert), Melanie Kastaun (Schörlie) und Kristina Bremer (Schantall) halten durchgängig das Tempo hoch und lassen keine Langeweile aufkommen.
Dem Applaus nach zu schließen war besagte Besucherin mit der Unterhaltung an diesem Nachmittag zufrieden und nahm vielleicht auch die eine oder andere Erkenntnis mit auf den Nachhauseweg.