
Im Erdgeschoss gibt's ein Ritterzelt, in dem Kinder Ritterrüstungen an- und ein Ritterdiplom ablegen können. Zur Ausstellung im ersten Stock geht es über eine (Zug-)Brücke unter einem mittelalterlichen Torbogen mit den Initialen FR durch.
Das Museum Georg Schäfer hat sich einiges einfallen lassen, um die neue Ausstellung „Ritter und Nazarener – Friedrich Rückert und die Mittelalterfantasien“ bis 31. Juli stimmungsvoll zu präsentieren.
Monatelang hat eine Malerfirma die Räume des Gemäldetrakts umgestaltet: Jetzt haben Wände scheinbar gemauerte Sockel, unter der Decke laufen romanische Arkaden (dem Bamberger Dom entlehnt) entlang. „Wir sind uns bewusst, dass das ein Tabubruch ist, heutzutage sollen Museumsräume ja möglichst neutral sein“, sagt Museumsleiter Wolf Eiermann. In diesem Fall machen Eiermann und Grafikkuratorin Karin Rhein eine Ausnahme: Es geht nicht um historische Exaktheit, sondern um eine stimmungsvolle Kulisse für Burgen- und Ritterromantik und Madonnenbilder.
„Nazarener“ war ein Spitzname, denn die Maler um Johann Friedrich Overbeck, Peter Cornelius, Franz Pforr oder Julius Schnorr von Carolsfeld trugen – wie Rückert selbst auch – die Haare nach altdeutscher Manier, wie das damals hieß, lang und mittelgescheitelt und erinnerten damit eben an Jesus von Nazareth.

Der Dichter und die Künstler freundeten sich an, trafen sich im Caffe Greco, tauschten sich aus, inspirierten einander. Sie teilten, kurz nach dem Sturz Napoleons, die Hoffnung auf einen deutschen Nationalstaat, vor allem aber die schwärmersche Begeisterung für deutsches Sagengut und edle Ritter als verklärte Vertreter vermeintlich besserer, weil klarerer Zeiten. Die Maler hatte zudem ihre Verehrung für katholische Mystik nach Rom geführt.
Rückert brachte die gemeinsame Basis auf die Formel „Tugend, Gott und Vaterland“. Mit „Sulamith und Maria“ malte Pforr 1811 das programmatische Bild der Bewegung, in dem sich Raffael und Dürer stilistisch begegnen, die beiden künstlerischen Vorbilder, die allerdings nicht eins zu eins nachgeahmt wurden.

Die dreiteilige Ausstellung mit den Kapiteln Mittelalter, Italien und Bibeldarstellungen, ist ein weiterer Beitrag des MGS zum Rückert-Jahr. Sie zeigt je rund 50 Gemälde und Zeichnungen, die sich fast alle in direkten Bezug zu Rückerts dichterischem Schaffen jener Zeit bringen lassen – Reiseeindrücke, kaum verschlüsselte politische Appelle, Empfindsames. Im Mittelpunkt stehen dabei die „Gedichte von Rom“, zitiert sind aber auch die Ritornelle oder der Zyklus „Unter deutschen Künstlern in Rom“. Im Nebeneinander von Poesie und Bild kann der Besucher Rückerts Rom erleben. Und natürlich hat der auch die Freunde bedichtet:
Dieses Blut aus deutschen Landen, Das den weiten Weg gereist, Die sich hier zusammen fanden All' beseelt von Einem Geist; Diese strebenden Gemüter, In der Heimat ließen sie Ihre Lieben, ihre Güter; Was zu sehen, sind sie hie? Auf Erobrung ird'scher Schätze Ist ihr Trachten nicht gestellt; Aufgethan sind andre Plätze Dazu in der neuen Welt.

Die Erfüllung seines Traums eines geeinten Deutschland erlebte Friedrich Rückert nicht mehr. Sein nationaler Eifer war in den Jahrzehnten, nachdem 1849 Friedrich Wilhelm IV. die deutsche Kaiserkrone abgelehnt hatte, ohnehin erkaltet. Rückert starb 1866 – fünf Jahre, bevor am 18. Januar 1871 in Versailles das Deutsche Reich gegründet wurde.
Die Ausstellung wird am heutigen Samstag, 15 Uhr, eröffnet. Thomas Kerzel singt Rückert-Lieder von Peter Cornelius.



