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SCHWEINFURT
Türöffner für Landsleute sein
Da strahlt Oberbürgermeister Sebastian Remele inmitten der neuen Bildungslotsen, Dolmetscher und Gesundheitsmediatoren. Sie helfen andren Migranten durch den Dschungel deutscher Bürokratie.
Foto: Ursula Lux | Da strahlt Oberbürgermeister Sebastian Remele inmitten der neuen Bildungslotsen, Dolmetscher und Gesundheitsmediatoren. Sie helfen andren Migranten durch den Dschungel deutscher Bürokratie.
Redaktion
 |  aktualisiert: 11.12.2019 10:13 Uhr

SCHWEINFURT (ul) „Ich lebe gerne in Deutschland“, so das Bekenntnis von Oberbürgermeister Sebastian Remelé. Nicht nur weil Deutschland seine Heimat sei, sondern auch, weil es ein ausgesprochen gutes Gesundheits- und Bildungssystem habe, erklärte er. Aber beides sei „kompliziert“.

Anlässlich einer kleinen Feierstunde überreichte er frisch ausgebildete Bildungslotsen, Gesundheitsmediatoren und Dolmetscher ihre Zertifikate. Diese Migranten aus aller Welt helfen anderen Zuwandereren und Flüchtlingen, sich in den komplizierten deutschen Systemen zurechtzufinden. Theresa Geyer, die bayerische Landesprojektkoordinatorin des Projekts MiMi, (Mit Migranten für Migranten - Interkulturelle Gesundheit in Bayern), bescheinigte dabei den Schweinfurtern eine Vorzeigefunktion. Dieses Projekt „lebe vom Engagement vor Ort“, betonte sie und gerade das IBF (Internationale Begegnungszentrum für Frauen) engagiere sich hier vorbildlich. Seit Mitte 2008 werden Migranten bayernweit an zwölf 12 Standorten geschult. 400 Gesundheitsmediatoren habe man so schon ausgebildet, 50 davon in drei Kursen allein in Schweinfurt. Das IBF beispielsweise habe zusätzlich Nordic-Walking-Kurse angeboten und einiges mehr.

Bildungslotsen ausgebildet

Außerdem ist das ehemalige ABBI-Projekt weiterentwickelt worden. Konzeptionell orientierte sich dies am MiMi-Projekt. Erstmals wurden jetzt sogenannte Bildungslotsen (BILO) ausgebildet, die ihren Landsleuten den Weg durch den Dschungel des deutschen Bildungssystems weisen. Susanne Berweck vom IBF, das Projektträger ist, stellte das neue BILO-Projekt vor. Vom Kindergarten über die Schule bis hinein in den Beruf geben die Lotsen Hilfestellung, denn „Bildung ist der Schlüssel zur Integration“, betonte Berweck. Sie dankte der „Mutter der Bildungslotsen“ Projektkoordinatorin Anne Wolf-Montag und der Stadt, die „dafür Geld in die Hand nimmt“.

Doch damit noch nicht genug. 13 Migranten ließen sich auch noch zu Dolmetschern ausbilden. Gerade in Schweinfurt, wo die „Zuwanderung erheblich“ sei, ein wichtiges Anliegen, meinte Remelé. Allein durch die Flüchtlinge habe die Stadt im vergangenen Jahr 2000 Neubürger bekommen.

50 Stunden Ausbildung

Die Bildungslotsen absolvierten eine 50-stündige Ausbildung. Sie haben 2017 insgesamt 21 Informationsveranstaltungen zu verschiedenen Themen, drei begleitete Besuche zu Berufsinformationsmessen und mehrere Einsätze als Sprach- und Kulturvermittler in Schulen bewältigt. Dadurch konnten 211 Migranten direkt angesprochen werden. Die Ausbildung zu Gemeindedolmetschern umfasst 32 Stunden. Schulungsschwerpunkte waren die Besonderheiten des Gemeindedolmetschens und die örtlichen Versorgungsstrukturen im Gesundheitsbereich. Hierzu waren die Dolmetscher jeweils zu Gast in den Schweinfurter Krankenhäusern Leopoldina und St. Josef. Inzwischen gibt es Dolmetscher für folgende Sprachen: Arabisch, Englisch, Kurdisch, Persisch, Rumänisch, Russisch, Somali, Türkisch, Twi.

Dankbar für das Gelernte

Margaret Krizek Asiedu kam 1988 aus Ghana und wurde über die Frauenfrühstücke beim IBF auf die Bildungsangebote aufmerksam. Sie hat den Dolmetscher- und den Bildungslotsenkurs absolviert und ist „dankbar für alles, was ich gelernt habe“.

Die Kurse motivierten sie auch beim Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten eine Ausbildung als Hauswirtschafterin zu machen. „Ich kann meinen Meister machen“ verkündet sie stolz.

Auch Muhannad Sarradeh hat beide Kurse absolviert. Er war Apotheker in Syrien und erfuhr, dass in Deutschland alles „ganz anders ist als in der Heimat“. Wenn er auf das vergangenen Jahr zurückblickt ist er ein bisschen stolz. „Ich habe vielen arabischen Leuten geholfen. Wenn ich jemandem in seiner Muttersprache erzähle, wie er sich bewerben kann, dann öffne ich eine Tür für ihn.“

Daten & Fakten

Die erfolgreichen Absolventen, MiMi-Mediatoren: Cornelia Ameln, Ghalia Bilal, Olga Boos-Blasius, Homa Madabadi, Khadar Omar Mohamed, Muhannad Sarradeh, Tanveer Sohail, Osman Yalcin, Mohamed Yusuf Muhumed, Lilian Njamen, Ljulia Eichfelder; Bildungslotsen: Ahmad Almohamad, Malek Hassan, Abd Alrazzak Iskaf, Margaret Krizek Asiedu, Mahmoud Marouf, Raeef Omar Qasem, Muhannad Sarradeh, Osman Yalcin, Bayan Shukri, Snur Mohamed Aziz; Dolmetscherschulung: Filiz Acar, Ghalia Bilal, Olga Boos-Blasius, Gülistan Cinkilic, Eter Karojan, Margaret Krizek Asiedu, Lusine Kunke, Homa Madabadi, Khadar Omar Mohamed, Muhannad Sarradeh, Ana Schmadl-Orzescu, Sikalda Walika, Mohamed Yusuf Muhumed.
 
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