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Lindach
Trotz Corona werden Traditionen wieder gepflegt
Weithin sichtbar in der Umgebung überragt die Echternadel der Filialkirche die Dachlandschaft Lindachs. Wenn sich das Bauernjahr dem Ende zuneigt, feiert der Kreuzpfadort seine Martini-Kirchweih.
Foto: Kurt Albert | Weithin sichtbar in der Umgebung überragt die Echternadel der Filialkirche die Dachlandschaft Lindachs. Wenn sich das Bauernjahr dem Ende zuneigt, feiert der Kreuzpfadort seine Martini-Kirchweih.
Kurt Albert
 |  aktualisiert: 06.11.2021 02:44 Uhr

Endlich wird wieder Leben auf dem Dorfangerplatz im Winzer-, Spargel- und Obstbauerdorf Lindach herrschen. Am kommenden Wochenende wird nach einjähriger Pause, wenn auch unter Corona-Auflagen, die Martinikirchweih gefeiert. Am Samstag ab 14 Uhr fährt die Dorfjugend des Kulturvereins die Kirchweihbäume mit Traktorgespannen mit viel Hallo und Gaudi durch das Dorf. Anschließend werden die „kleinen Sünden“, die die Lindacher im fast abgelaufenen Jahr so begingen, in glossierter Form dem hoffentlich zahlreich anwesenden Publikum durch die Kirchweihprediger verkündet.

Anschließend stellt die Dorfjugend die Kirchweihbäume an der Kirche, an den beiden Wirtshäusern und vor den Anwesen der beiden örtlichen Gemeinderäte auf.  Am Abend, ab 20 Uhr, lädt dann die Kirchweihjugend zu einer Plattenparty mit Tanz in den Sportheimsaal ein. Die beiden örtlichen Gasthäuser und das Sportheim sind von Freitag bis Montag bestens für die Gäste gerüstet. Ortspfarrer Andreas Engert lädt die Gläubigen am Sonntag ab 10.30 Uhr zum Kirchweihgottesdienst in die St. Antonius-Kirche ein.

Die Martini-Kirchweih war in „normalen“ Jahren ohne Corona sicherlich ein gesellschaftlicher Höhepunkt im Angerdorf. Offizieller Anlass dieses Höhepunktes war die Weihe der Sankt Antonius-Kirche vor genau 330 Jahren. Lange Zeit vor dem heutigen Kirchenbau stand auf dem Platz eine in Holzbauweise errichtete kleine Ganerbenkapelle, die von der begüterten Adelsfamilie Seinsheim erbaut wurde. Im späten 15. Jahrhundert errichtete man daneben einen steinernen, viergeschossigen Turm, der in den frühen 1600er Jahren mit einem weitum sichtbaren Julius-Echter-Spitzhelm bekrönt wurde. Erst 1691 errichtete man das Langhaus der heutigen Kirche, dem die Vorgängerkapelle nach einem Brand vollends weichen musste.

In den damals recht unsicheren Zeiten diente der steinerne Turm wohl der damaligen Bevölkerung als letzte Zufluchtsstätte, wenn marodierende wilde Kriegshorden die Gegend unsicher machten und das Leben der Menschen bedrohte. Viele Kirchtürme der damaligen Zeit versah man mit der achteckigen, spitzen Echternadel. Diese Bezeichnung geht auf den damaligen Würzburger Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn zurück, der immerhin 44 Jahre lang, von 1573 bis 1617 das Bistum regierte. Der Anbau des Langhauses an den Echterturm war damals der Anlass für die Kirchenweihe. Diese wurde aber viel später vollzogen. Zusammen mit der Weihe der kleinsten, gleichzeitig aber der ältesten Glocke von insgesamt dreien, weihte man an Martini des Jahres 1695 das Gotteshaus samt Glocke ein, wie ein Chronist berichtet.

 
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