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Schweinfurt
Trotz Corona: Die Frohe Botschaft sucht sich neue Wege
Kreative Wege, ungewöhnliche Ideen und viele Emotionen. Wie die Geschichte vom Licht, der Herbergsuche und der Geburt des Kindes 2020 in Schweinfurt zu den Menschen fand.
Wie kann es gelingen Lichter der Hoffnung zu entzünden in schwerer Zeit? Die Ideen, die dazu umgesetzt wurden, waren vielfältig. Beim Krippenweg am Baggersee, auf Pausenhöfen, die zur Kirchenräumen wurden oder beim Hirtenfeuer wurde versucht ein wenig Weihnachtsgefühl zu vermitteln. 
Foto: Anand Anders | Wie kann es gelingen Lichter der Hoffnung zu entzünden in schwerer Zeit? Die Ideen, die dazu umgesetzt wurden, waren vielfältig.
Helmut Glauch
Helmut Glauch
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:56 Uhr

Diese Weihnachtsgeschichte, diese Frohe Botschaft von der Geburt Jesu, hatte es heuer nicht leicht. Sie musste kreative Wege suchen und Menschen die bereit sind diese mitzugehen.  Menschen, die diese Wege vorbereiten, wie zum Beispiel in Form von Krippenstationen am Baggersee. Und Menschen, die kommen und sich darauf einlassen dieser Weihnachtsbotschaft auch unter schwierigen Bedingungen nachzuspüren, sie zu hören und in Form eines Friedenslichts aus Bethlehem oder ganz einfach in ihrem Herzen mit nach Hause zu nehmen.    

Heilig Abend 15 Uhr:  Pastoralreferent Ullrich Göbel müht sich redlich, die dicken Dochte der Flammschalen zu entzünden, die an der ersten Station dieses Rundweges um den Baggersee den Besuchern den Weg zeigen sollen. Dabei ist das schönste Licht bereits entzündet. Die Nachmittagssonne, die sich so halb aus der Deckung traut und ihre wohlgedimmte "Lichterkette" über den See legt, ist eigentlich schon festlich genug. "Die Menschen haben eine tiefe Sehnsucht nach Weihnachten", weiß Ullrich Göbel.  Fünf Stationen hat die Ehe- und Familienseelsorge vorbereitet.

Sterne beschriften kann man bei Gabriel Abb, Pastoralassistent in der Schweinfurter Stadtpfarrei Heilig Geist. Kleine Sterne für den persönlichen Sternstundenhimmel. Geburt eines Geschwisterchens, das Datum eines besonders schicksalsträchtigen Tages, an dem die Weichen für ein Leben neu gestellt werden - jeder weiß selbst für sich was ihm eine Sternstunde ist.   

Da ist der Stern, da geht es zum Licht. Pastoralreferentin Patrizia Sormani hatte mit einem reich bebilderten Buch und Erzählkunst die Weihnachtsgeschichte zum Baggersee gebracht.
Foto: Anand Anders | Da ist der Stern, da geht es zum Licht. Pastoralreferentin Patrizia Sormani hatte mit einem reich bebilderten Buch und Erzählkunst die Weihnachtsgeschichte zum Baggersee gebracht.

Mit einem großen, reich und bunt bebilderten Buch in der Hand, bietet Pastoralreferentin Patrizia Sormani an der nächsten Station Weihnachtsgeschichte-to-go  an. Die Begeisterung mit der sie erzählt, steckt an. Diese Geschichte, uralt und ewig jung, in der Menschen einem Licht folgen um den Erlöser zu finden, spendet einfach Trost. Den hat Patrizia Sormani auch für gestresste Lockdown-Muttis mitgebracht, die Home-Schooling, Home-Office und Haushalt schultern müssen. Es gibt "Was Süßes für die Nerven", für die Kinder - Kinderaugen sollen leuchten - gibt es Wunderkerzen. 

Die Krippe, Jesus, Maria und das Kind, die Weihnachtsgeschichte und einen Weihnachtssegen dann an der Station von Ehe- und Familienseelsorgerin Birgit Kestler. Hier, unter dem Dach eines Baggersee-Pavillons, ist Weihnachten sanft und angenehm aufs Wesentliche reduziert. Das gilt auch, hier in musikalischer Hinsicht, für die Station von Angelika Eirich. Mit Handpan oder Baßblockflöte, schickt sie warme Klänge über den See und hin zu den Menschen. Wer dort angekommen ist, hat nicht nur einiges über den Kern einer entschleunigten Weihnacht in Pandemiezeiten erfahren, sondern auch einen netten Spaziergang um den See gemacht.    

Weihnachtslieder, zu denen auch einmal mitgewippt wurde, und ein Hörspiel mit einer neuer Version der Herbergssuche, standen im Mittelpunkt des ökumenischen Gottesdienstes auf dem Pausenhof der Gartenstadtschule, den vornehmlich junge Christen beider Konfessionen gemeinsam gestaltet hatten.
Foto: Anand Anders | Weihnachtslieder, zu denen auch einmal mitgewippt wurde, und ein Hörspiel mit einer neuer Version der Herbergssuche, standen im Mittelpunkt des ökumenischen Gottesdienstes auf dem Pausenhof der Gartenstadtschule, den ...

Heilig-Abend 16:30 Uhr: So etwas hat es bisher noch nie gegeben. Auf dem Pausenhof der Gartenstadtschule findet ein ökumenischer Festgottesdienst statt. Junge Christen beider Konfessionen, stehen gemeinsam vor den vorher dafür angemeldeten Familien, die sich neben "ihrem Kerzchen an ihrem Kreidekreis" versammelt haben. Pfarrer Wolfgang Weich von der Christuskirche und Pastoralassistentin Raphaela Holzinger sind mit von der Partie bei diesem schwungvollen Gottesdienst Experiment. "Das wichtigste ist, wir feiern Weihnachten", bringt Holzinger das Anliegen auf den Punkt. Es dämmert und es ist frisch geworden, aber das Weihnachtslied Feliz Navidad mit seinem Refrain "I wish you a merry christmas from the bottom of my heart", gesungen und gespielt von jungen Christen, geht dafür auch tief dahin, wo es hin soll - ins Herz. Hände werden in den Himmel gestreckt, im Takt zur Melodie mitgewippt mit Maske und Abstand, und plötzlich ist Weihnachten.            

Sanfte Klänge als Einstimmung auf die Heilige Nacht gab es von Angelika Eirich.
Foto: Anand Anders | Sanfte Klänge als Einstimmung auf die Heilige Nacht gab es von Angelika Eirich.

Dann weitere Lieder und ein von den jungen Leuten geschriebenes Hörspiel in dem es darum geht, wie sich die Herbergssuche in Zeiten der Pandemie zutragen könnte. "Es begab sich zu der Zeit, als Angela Kaiserin von Deutschland war und die Volkszählung in Auftrag gab". Die Pandemie hält die Welt in Atem, aber auch Maria und Josef müssen sich schätzen zu lassen. Die hochschwangere Maria und Josef scheitern auch an der 15. Hotelrezeption - Beherbergungsverbot. Auf einem Ferienbauernhof finden sie Unterschlupf, nicht in einem Zimmer, denn der Bauer hat Angst vor einer Anzeige, aber immerhin im Stall.

Der Engel, der die Frohe Botschaft verkünden soll gerät in eine Verkehrskontrolle und wird als Einreisender aus dem Hochrisikogebiet Himmel zwei Wochen unter Quarantäne gestellt. Die Drei Könige konnten auch nicht kommen, König Markus hatte zwischenzeitlich die Grenzen geschlossen um die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Alle Maßnahmen erwiesen sich letztlich als sinnvoll, die Pandemie besiegt und es bleibt der Kern der Botschaft "Jesus wurde trotz aller Widrigkeiten geboren".    

Fotoserie
Die Hirtenfeuer brannten auf dem Platz vor dem Pastoralzentrum Eselshöhe. Auch dazu gab es Lieder und Geschichten.
Foto: Anand Anders | Die Hirtenfeuer brannten auf dem Platz vor dem Pastoralzentrum Eselshöhe. Auch dazu gab es Lieder und Geschichten.

Heilig-Abend 17:15: Inzwischen ist der halb bedeckte Mond das einzige Licht dieser Heiligen Nacht. Im Pastoralzentrum Eselshöhe halten in eisernen Körben einige Hirtenfeuer dagegen. Diakon Joachim Werb hat dazu eingeladen, sich daran nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich ein wenig zu wärmen in schwerer Zeit. Seine Frau Martina schlüpft in die Rolle des Schafes Molly, um die Ankunft des Herrn aus der Sicht eines Schafes, die wie Ochs und Esel zur Weihnachtsgeschichte gehören, zu berichten. Sie berichtet wie ihre Hirten dem Funkeln des Sterns vertrauen und sich auf den Weg zum Licht machen. Garniert wird dieses Hirtenfeuer mit Wunderkerzen und Lichterglanz für den Gabi und Gerhard Treutlein sorgen und Liedern zu denen der junge Trompeter Mario Rapsch spielt.

"Ich muss den Gesang heute für euch mit übernehmen", hat Joachim Werb eingangs verkündet, die Hygienenregeln lassen keinen Gemeindegesang zu. Das gelingt ihm hervorragend mit seiner angenehmen Stimme. Wenn er im "Kommet ihr Hirten" zu "Fürchtet Euch nicht" kommt, dann ist da tatsächlich Hoffnung und die glimmenden Hirtenfeuer werden zu dem, was man einen Funken Hoffnung auf eine bessere Zeit nennen könnte. Zum Mitnehmen gibt es Wunderkerzen. Kleine Funken der Hoffnung für zu Hause und für diese besondere Weihnacht 2020.  

Nähe finden in Zeiten, in denen Abstand geboten ist. Auf dem Pausenhof der Gartenstadtschule versammelten sich die Haushalte um ihre Kerze.
Foto: Anand Anders | Nähe finden in Zeiten, in denen Abstand geboten ist. Auf dem Pausenhof der Gartenstadtschule versammelten sich die Haushalte um ihre Kerze.
 
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  • werbj
    Sehr interessanter und einfühlsamer Artikel. So anders kann Weihnachten sein - aber nicht unbedingt "schlechter". Vielen Dank für die vielen guten Ideen!
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