Seit die Wernecker Brauerei bekannt gegeben hatte, dass sie ihren Betrieb zum 30. September 2020 einstellen wird, gehen Michael Schmitt viele Gedanken durch den Kopf. Der 62-Jährige ist Pächter des Brauereigasthofs, sein Verpächter ist die Brauerei. Wie geht es mit dem Betrieb nach deren Schließung weiter? Die meisten Fragen sind noch offen, aber eines weiß Schmitt sicher: Es wird weitergehen, er will nach Corona wieder öffnen und trotz der Brauereischließung weitermachen.
Noch bis Ende September wird die Brauerei ihm Bier liefern. Doch wie geht es weiter für die verpachteten Gaststätten der Brauerei, die sie die ganzen Jahre beliefert hat? Michael Schmitt weiß es nicht, schockiert sei er im ersten Moment über den Entschluss der Brauerei gewesen, erzählt er in dem Telefonat mit dieser Redaktion. Er bedauere es sehr, schließlich sei es ja ein gutes Produkt gewesen, hinter dem er immer gestanden hatte. "Wir stehen jetzt nicht nur ohne Kunden da, wegen der Coronakrise, sondern auch ohne Brauerei in einem halben Jahr. Die Gaststätten, die die ganzen Jahre Wernecker Bier verkauft haben, wollen wissen, was sie als nächstes verkaufen", sagt Schmitt.
Nachfolgelieferant wird durch Brauerei bestimmt
Denn sich eigenständig eine neue Brauerei suchen, die ihn beliefert, könne er nicht, sagt er. "Uns sind die Hände gebunden. Wir haben einen Pachtvertrag und da müssen wir schauen, dass wir den erfüllen." Dazu gehöre auch, dass die Brauerei nach ihrer Schließung über einen Nachfolgelieferanten bestimmen könne. "Der Zulieferer bricht uns weg und kann trotzdem sagen, ihr müsst das Produkt nehmen, das wir euch suchen", sagt Schmitt, der das Anwesen seit 26 Jahren gepachtet hat. Das Schlimmste für ihn wäre, "dass man ein Produkt bekommt, von dem man nicht überzeugt ist."
Familienbetrieb bevorzugt
Die Wernecker Brauerei indes hat zum jetzigen Zeitpunkt noch keine konkreten Pläne für die Zukunft, habe aber bereits mit mehreren Brauereien gesprochen, was mögliche Nachfolgelieferanten für die Gaststätten angeht. "In Absprache mit dem Pächter werden wir einen passenden Bierlieferanten suchen, der ihn beliefern wird", erklärt Christine Lang, Tochter des Inhabers Hans Jörg Lang, auf Anfrage dieser Redaktion. "Wir sind uns sicher, dass es ein Familienbetrieb sein wird, weil wir selbst einer sind."
Viele Brauereien in der Region hätten der Familie in dieser schweren Zeit ihre Unterstützung angeboten und sich solidarisch und verständnisvoll gezeigt. "Es wird sicherlich an einen Familienbetrieb gehen, der jetzt zu uns hält", sagt Lang. Die Brauerei wird nach 400 Jahren in Familienhänden ihren Betrieb einstellen.
Der Brauereigasthof, der aus einer Gaststätte und einem Hotel mit 30 Betten besteht, ist aktuell wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Seine zwölf Mitarbeiter haben zum Teil Resturlaub genommen, für die anderen hat Schmitt Kurzarbeit angemeldet. "Man will die Mannschaft beieinander halten, es ist ein gutes Team", sagt er. Trotz der ungewissen Situation sei er "sehr zuversichtlich, dass es gut weitergeht."