"Erstmals haben wir bei unserem Treffen keine neuen Probleme", sagte Jochen Schenk bei einer Waldeinsicht der Mitglieder des Zweckverbandes "Waldpflege - Gemeinsamer Bürgerwald Gerolzhofen-Dingolshausen". Im Mittelpunkt der mehrstündigen Exkursion stand das Thema Klimawandel, das den Förster und seine Mitarbeiter zurzeit am meisten beschäftigt.
Die Waldinspekteure trafen sich am Forsthaus in Gerolzhofen, in Dingolshausen vervollständigte sich der Tross. Auf ihrer ersten Etappe fuhren die Vertreter der Kommunalpolitik nach Geusfeld. In dem Steigerwaldort ging es rechts ab und dann zwei Kilometer hinauf in das Waldgebiet Schmerber Berg, einem weitgehend vitalen Buchenbestand. Zwei Mitarbeiter der Forstdienststelle waren dort bereits bei der Holzernte im Einsatz. Jeweils 2000 Festmeter mit Harvester und per Hand sind hier als Einschlag geplant zu Lasten der abgängigen Kiefer. 140 Festmeter Buchenstammholz seien außerdem bereits verkauft und abgefahren.
Für die Bereitstellung von Buchenstammholz bis Ende Oktober gab es einen Frühlieferbonus von sieben Euro und 50 Cent. Auffällig an der ersten Station der Tour waren mehrere Bäume, auf denen leuchtend grüne Spechte aufgemalt waren. "Pro Hektar weisen wir fünf Biotopbäume aus, die wir so gekennzeichnet haben", erläuterte Förster Jochen Schenk die Auswirkungen des klimaangepassten Waldmanagements. Hauptsächlich auf Kieferstämmen leuchten die farbigen Spechtvögel. Denn die Kiefer habe hier ein großes Vitalitätsproblem, so Schenk.
Wald gegen Hitze und Trockenheit widerstandsfähiger machen
Zusammen mit dem Bereichsleiter Forsten vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Schweinfurt klärte er über die aktuelle Situation im Bürgerwald auf, während sein zweijähriger Deutschlanghaar-Rüde Lupo die Gegend erschnüffelte. Die Grundidee für eine künftige sinnvolle Waldbewirtschaftung sei es, den Wald gegen Hitze und Trockenheit widerstandsfähiger zu machen. In der Fläche sollen überwiegend nicht nur Buchen wachsen. Viele vorhandene dünne Eichen seien aufgrund der großen Buchenkronen nicht in der Lage, selbst eine ordentliche Krone zu bilden. Schenk teilte mit, dass die Waldböden aktuell immer noch viel zu trocken seien. Nur wenige Zentimeter unter der Erdoberfläche fange es beim Aufgraben zu stauben an. An Pflanzungen sei deshalb zum momentanen Zeitpunkt nicht zu denken.
Ein Zwischenfazit zog Schenk bei der Begutachtung eines Bestandes in der Abteilung "Waldschwindsteig". Hier wurde vor vier Jahren ein Holzeinschlag durchgeführt. Der Revierförster berichtete, dass infolge der Holzentnahme keine Trockenschäden am verbleibenden Bestand entstanden sind. Auch sei bereits die Hälfte des damals entnommenen Holzes wieder zugewachsen. Das Waldstück befinde sich aktuell in einer sogenannten Hiebsruhephase bis zum nächsten Holzeinschlag, der vermutlich erst in etwa sechs Jahren stattfinden wird. In dieser Zeit würden andere Arbeiten in diesem Teil des Waldes durchgeführt. So wurden bereits kleine Weißtannen unter die stehenden Bäume gepflanzt. In den entstandenen Lücken wachsen jetzt Elsbeeren, Kirschen und Speierlinge.
Bunt gemischte Naturverjüngung
Der Anwuchs unter dem Schirm der Altbäume sei gut gelungen, so Schenk, "ein guter Grundstein für die nächste Generation". Der zukünftige Bestand werde damit gemischter werden als der jetzige. Im weiteren Verlauf der Waldeinsicht wurde eine Fläche in Augenschein genommen, auf der der Borkenkäfer vor einigen Jahren einen großen Teil der Fichten zum Absterben brachte. Innerhalb des Zaunes wächst eine bunt gemischte Naturverjüngung aus vielen Baumarten, allen voran Eichen. Neben der Einzäunung ist allerdings keine Verjüngung zu finden. "Diese wird dort vom Rehwild so stark verbissen, dass sie verschwindet", erklärte der Förster.
Deswegen wurde in diesem Teil des Reviers das Jagdsystem jetzt umgestellt, wie das Gremium bereits letztes Jahr einstimmig beschlossen hat. Dass diese Umstellung erfolgreich sein kann, wurde beim letzten Exkursionspunkt deutlich. Hier wurde bereits vor vier Jahren das neue, waldbauorientierte Jagdkonzept eingeführt. Auf der Fläche, auf der auch der Borkenkäfer den Vorbestand aus Fichte zerstört hat, haben sich über 15 Baumarten ohne Zaunschutz angesammelt. Wieder ist die Eiche die häufigste Baumart und hat es in den letzten vier Jahren auf eine stattliche Höhe gebracht, nicht selten über zwei Meter.
Neben der Naturverjüngung wurden noch einzelne Exemplare von Speierlingen, Wildapfel und Edelkastanie gepflanzt, die in Zukunft auch trockene Jahre unbeschadet überstehen sollen. Diese Kombination aus vielfältiger Naturverjüngung, ergänzt mit solchen "Trockenspezialisten", stelle die bestmögliche Variante dar, um zukünftige Bestände auf den Klimawandel vorzubereiten, betonte Stephan Thierfelder zum Abschluss.