Darauf legt Ulrich Mergner bei seinen Autorenlesungen wie jetzt im prall gefüllten Café Ton in Fabrikschleichach Wert: Sein Buch über das Trittsteinkonzept ist keines pro und kontra Nationalpark, wenngleich dies die kritische Auseinandersetzung mit der Frage, wie effizient in den Wäldern mit dem Natur- und Artenschutz umgegangen wird, keinesfalls ausschließen soll. Und doch lässt sich das die Bevölkerung seit Jahren im Steigerwald spaltende Thema Nationalpark gerade bei ihm, der seit 2005 den damals aus den Forstämtern Ebrach, Burgebrach, Gerolzhofen und Eltmann hervorgegangenen Forstbetrieb der Bayerischen Staatsforsten in Ebrach leitet, nicht abtrennen.
Ulrich Mergner steht für das maßgeblich von ihm entwickelte Gegenmodell zum Nationalpark in Gestalt einer vom Natur- und Artenschutz geprägten und, um fachlich fundiert unterwegs zu sein, von der Wissenschaft begleiteten Bewirtschaftung der vom Menschen genutzten staatlichen Laubwälder im Nördlichen Steigerwald. Dafür hat sich der Name „Trittsteinkonzept“ eingebürgert. Und dafür wirbt er in dem gleichnamigen Buch.
Ein Verbund aus vier Biotoparten macht die Mischung. Es sind der einst nach dem Motto "Das Gute bleibt, das Schlechte fällt" todgeweihte Biotopbaum, das im Wald liegengelassene, früher ebenfalls verfeuerte Totholz, die aus der Nutzung genommenen am großen grünen "T" auf den Bäumen zu erkennenden ökologisch wertvollen Waldtrittsteine samt der Waldränder sowie als vierte Komponente Naturwaldreservate als "unschätzbare Freilandlaboratorien" (Mergner).
Ulrich Mergner macht auch in Fabrikschleichach keinen Hehl aus seiner Vorliebe für den Biotop- oder Habitatbaum, wie er auch aufgrund seiner Baummikrohabitate genannt wird, indem er sagt: "Müsste ich unter diesen vier Arten auswählen, ich würde ihn wählen."
Diese Bäume, die aufgrund ihrer Holzfehler wirtschaftlich nicht interessant sind, bieten andererseits vielen Tierarten in Höhlen, der Rinde oder in den Kronen die von ihnen benötigten Lebensräume an. Davon profitieren vor allem viele Vögel, aber auch Fledermäuse, holzbewohnende Käfer oder Pilze. Der Biotopbaum darf aufgrund seines ökologischen Wertes stehenbleiben, bis er eines Tages umstürzt. Ihn bewohnen dann wiederum in der "großen Recyclingstation Wald" (Mergner) weitere Tier-, Pilz- und Moosarten, bis sich der biologische Kreislauf mit dem Zerfall zu Humus endgültig schließt.
Der hinter dem "Trittsteinkonzept" steckende Ansatz besagt, dass der über den Wirtschaftswald verteilte Verbund aus miteinander vernetzten Biotopen der vier genannten Komponenten unter dem Strich mehr für die biologische Vielfalt an Tieren, Pflanzen und Pilzen bringt als ein reiner Nationalpark. Anders ausgedrückt: Viele kleine ökologische Inseln bewirken mehr als ein großes Waldschutzgebiet. Für Ulrich Mergner ist deshalb das "Trittsteinkonzept" die effizientere und intelligentere Strategie, um mehr Waldnaturschutz auf die gesamte Fläche zu bringen.
Es ist ganz klar das „Nutzen und Schützen“, das den Forstmann Ulrich Mergner als Praktiker und Pragmatiker dabei umtreibt. Etwa wenn er angesichts des weltweit hohen Holzverbrauchs vom Kompromiss zwischen den Zielen des Menschen mit seinem großen Holzhunger und der Artenvielfalt spricht. Spätestens aber, wenn er schreibt, dass sich auch der Naturschutz die Frage nach der Wirtschaftlichkeit stellen muss.
Da es aber unwahrscheinlich sei, dass einerseits die Holznutzung in Deutschland deutlich gesteigert oder andererseits der Holzverbrauch drastisch gesenkt werde, laute die Frage deshalb, so Mergner: Wie viel Holz und Waldfläche billigt die Gesellschaft der Biodiversität, sprich Artenvielfalt zu? Umso wichtiger sei es, die betroffene Bevölkerung auf dem Weg mitzunehmen, mehr Holz für die Artenvielfalt im Wald zu belassen.
Dabei nimmt Ulrich Mergner kein Blatt vor dem Mund, wenn er sagt und schreibt: "Der Städter, der rumänisches Brennholz im Kaminofen verheizt, kann den Landbewohner, der seit Generationen gleich hinter seinem Dorf Holz macht, schwerlich davon überzeugen, den heimischen Wald aus der Nutzung zu nehmen. Die heile Welt auf dem Lande zu suchen, aber selbst einen riesigen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen, ist nicht glaubwürdig."
Efizienz im Wald bedeutet für den Autor: Die ungenutzte Holzmenge muss eine höchstmögliche Wirkung erzielen. Demzufolge könne, wie beschrieben, eine vielfach größere Flächenwirkung bei der Sicherung der Artenvielfalt erzielt werden, wenn die Stilllegungsfläche eines Großschutzgebietes von mehreren Tausend Hektar in kleinen Portionen auf eine größere Waldlandschaft verteilt werde.
Was dabei im Großen vom Forstbetrieb Ebrach praktiziert werde, funktioniere Mergner zufolge ebenso im Kleinen. Er unterstreicht in dem mit vielen Tipps für die Praxis angereicherten Buch: "Der Kleinwaldbesitzer kann auf seiner Waldparzelle genauso zum Waldartenschutz beitragen wie der Tausende von Hektar große Staatswald".
Ulrich Mergner wirbt in seinem Buch zugleich für mehr gegenseitiges Verständnis zwischen dem Waldnutzer auf der einen und dem Waldschützer auf der anderen Seite. Überzeugen statt bekämpfen lautet sein Credo.
Mergner bedauert in diesem Zusammenhang bestimmte "Auswüchse" wie gerade in der jüngeren Vergangenheit, warnt aber zugleich davor, alle Naturschützer und Waldfreunde über einen Kamm zu scheren. "Einige reiben sich an uns, andere wiederum setzen sich mit uns konstruktiv-kritisch auseinander, statt den Förster zum Feindbild zu erklären und mit Verdächtigung, Argwohn und Kontrolle zu begegnen", macht er deutlich. Für ihn steht fest: "Wir müssen alle Gruppen wieder näher zusammenbringen."
So wie es kein Buch pro und kontra Nationalpark sei, handele es sich übrigens auch um kein Wohlfühlbuch, das vor allem Städter den Wald neu entdecken lässt, so Mergners Hinweis. Es solle vielmehr ein Fachbuch und Nachschlagewerk für Waldbesitzer, Forststudenten und Forstkollegen, aber auch für an Waldökologie interessierten Natur- und Waldfreunden sein.
Als Sohn eines Forstmeisters in Ruppertshütten im Spessart ist Ulrich Mergner, Jahrgang 1955, von Kindesbeinen auf im und mit dem Wald aufgewachsen. Sein Studium der Forstwissenschaft in München fällt in die Zeit der ökologischen Aufbruchstimmung mit der Abkehr von der Kahlschlagwirtschaft und der fortan ganzheitlichen Sicht des Waldes. Von dieser Welle wird er erfasst. Ein Gaststudium führt in zu Professor Hans Leibundgut nach Zürich. Der Schweizer Waldbauprofessor gilt als einer der ersten Urwaldforscher. Später besucht Mergner selbst die Urwälder Osteuropas und auch des Irans.
Ulrich Mergner ist seit Jahrzehnten Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft und hat sich lange im Bund Naturschutz als Sprecher des Arbeitskreises Wald engagiert. Er räumt ein, dabei in den vergangenen 15 Jahren nochmals einen gewaltigen Umdenkungsprozess durchgemacht zu haben.
Ulrich Mergner: Das Trittsteinkonzept; 138 Seiten, 35 Abbildungen; ISBN: 978-3-00-059743-5; 16 Euro (zuzüglich Versandkosten); zu beziehen über Euerbergverlag (Ulrich Mergner,Glashüttenstr. 6, 96181 Rauhenebrach-Fabrikschleichach,Tel. (09554) 1577, Email: ulrich.mergner@gmx.de.
Wer mit 16 Jahren die Natur retten möchte, bemüht sich mit 30 Jahren wenigstens keine Umweltsau zu sein, weil er verstanden hat.
Wer aber mit 40 Jahren immer noch meint, er könne "Natur Natur sein lassen" und dann werde alles gut, der hat nichts verstanden und ist auch nicht mehr lernfähig. Deswegen ist es sinnlos, alle rebniks, legals und geowiss dieser Welt überzeugen zu wollen.
Nur dann kann ich in den Spiegel schauen und auf ein wenig Gerechtigkeit im Jenseits hoffen.
Es wundert mich nicht,
dass Sie lieber Herr Rebnik den Versuch von Herrn Mergner die Parteien aufzurufen aufeinander zuzugehen ignorieren.
Aber, dass Sie Herrn Vollmann für diesen und Herrn Vogt „unverschämte Parteilichkeit“ für ihre wertneutrale objektive Berichterstattung unterstellen, zeigt ihre Unfähigkeit andere Mitmenschen zu verstehen.
Herr Legal,
auch ihr Kommentar zeigt eindeutig auf, dass es ihnen nicht um die Natur, sondern nur um das Projekt NP3 geht.
Denn, anstatt das weltweit einmalige und einzigartige Trittsteinkonzept hier im Steigerwald zu unterstützen und dafür zu sorgen das es in alle Welt exportiert wird, torpedieren Sie es und glauben auch noch ernsthaft daran, dass der Rest der Welt es dann aufgreifen wird!?
Also lassen Sie uns ganz nach Erich Kästner das Trittsteinkonzept zusammen voranbringen und etwas „Gutes“ für die Umwelt und der Region Steigerwald „tun“.
Gruß
Für den Rest Ihres absurden Kommentares kann ich Ihnen nur raten, sich weniger von Ihrer Fantasie leiten zu lassen und abwegige Interpretationen zu vermeiden!
Vielleicht kann man Ihre Kommentare dann in Zukunft auch ernst nehmen!
Sie können nicht über den Tisch gezogen werden, weil Sie kein Verhandlungspartner von irgendwem sind.
Suchen Sie sich Mehrheiten, die Ihre Ziele politisch durchsetzen können oder lassen Sie es.
Aber es könnte den Staatsforsten so passen, dass wir auf Herrn Mergners Gesäusel eingehen. Dann hätten sie den Nationalpark Steigerwald verhindert, das Schutzgebiet Hoher Buchener Wald beseitigt und die lebhafte Debatte beendet, indem sie die Nationalparkbefürworter mit Friede Freude Eierkuchen eingewickelt hätten.
So nett und einfach werden wir es ihnen jedoch nicht machen.
Ehrliche Antwort!
Gruß
Bis heute sind wir dem Nationalpark nicht nähergekommen, das Schutzgebiet Hoher Buchener Wald wurde aufgehoben und nun auch noch massive Baumfällungen.
Die Staatsregierung macht also keinerlei Anstalten, auch nur ein Jota auf die Nationalparkbefürworter zuzugehen. Sollen die mal den Hohen Buchenen Wald wieder zum Schutzgebiet machen, dann könnten wir übers aufeinander zugehen schon eher reden.
Bevor aber dahingehend nichts geschieht, reden wir weiter offensiv über den Nationalpark. Das Trittsteinkonzept wollen wir nicht, weil wir es für eine Mogelpackung halten. Da kann Herr Mergner noch so viele Bücher schreiben!
Außerdem tun lebhafte Debatten der demokratischen Kultur gut und sind oft auch sehr unterhaltsam. Sie sind bestens geeignet um im Steigerwald mal ordentlich durchzulüften!
Gruß
Mir geht es nicht um einen Nationalpark im Steigerwald. Ich wäre auch damit sehr zufrieden, wenn dort 10000 ha Staatswald gesichert dauerhaft aus der Nutzung genommen würden, ganz ohne jeden Titel und der damit verbundenen Beleidigung eines Teils der Bevölkerung, die sich deswegen als zurückgebliebene Hinterwälder verstanden glauben und fühlen.
Können Sie oder sonstwer etwa die Frage beantworten, warum dieses tolle Konzept sogar international hochgelobt aber sonst nirgendwo nachgelebt wird?
Nur weil ich es nicht bejubele, daß kann doch wirklich nicht der Grund sein!
Ein "Nationalpark light", der nur zum Zwecke entwickelt werden durfte, ein entsprechendes Schutzgebiet zu verhindern, ist und bleibt ein schlechtes Surrogat!
Solange die Ziele des Trittsteinkonzeptes lediglich im Steigerwald verfolgt werden, wird ein vernunftbegabter Mensch diese schmucke Mogelpackung durchschauen.
Da halte ich es mit dem Herrn Magerl von den Grünen, der bei der Debatte um die Lex Steigerwald im Landtag sagte, das sei wohl eher ein Bewirtschaftungskonzept für einen Wirtschaftswald.
Es interessiert mich nicht, weil ich finde, dass in den Buchenwäldern des Steigerwald ein Nationalpark eingerichtet gehört! Machen Sie doch Ihr Trittsteinkonzept in Wäldern, die nicht so naturnah sind! Dort macht es Sinn!
Außerdem nervt es mich gewaltig, wieviel Gelegenheit der Mergner hier immer eingeräumt bekommt, um seine Ideen unters Volk zu bringen. Ist die Mainpost jetzt schon das Hausblatt des Forstbetriebs Ebrach?
Besonders unverschämt fand ich deswegen auch, dass Klaus Vogt in einer Pressemitteilung des Vereins Nationalpark Steigerwald die Botschaft des Vereins zusammenkürzte und dann auch noch eine ellenlange Stellungnahme des Herrn Mergner einfügte!
So sehr müssen Sie Ihre Parteilichkeit durchaus nicht heraushängen lassen, Herr Vogt!!!
Der Verein sollte begreifen, dass er weder fachlich noch institutionell auf einer Ebene mit dem Forstbetrieb steht.
Warum muss die Gegendarstellung vom Forstbetrieb Ebrach in der Pressemitteilung des Nationalparkvereins stehen und dann auch noch doppelt so lang und mit abschließendem Resümee!?
Das ist ne Unverschämtheit!
Wir vom Verein Nationalpark Steigerwald sind überzeugt, dass man sich auch als Laie einen guten Einblick ins Fach verschaffen kann und dass der Forstchef nicht qua Amt im Recht ist. Vielleicht bedauert es Herr Mergner ja im Stillen, dass er Chef eines öffentlichen Forstes geworden ist und sein Trittsteinkonzept eben nicht frei von einer kritischen Öffentlichkeit als Nationalparkersatz etablieren kann.
Der Wille der Öffentlichkeit steht über der fachlichen Expertise der Staatsförster! Mit dem Trittsteinkonzept wird dem nicht Genüge getan.
Und dass es ernst war mit dem Steigerwaldmob, wie Sie schreiben, beweist ja, dass die Polizei ein paar Beamte dort hingeschickt hat.
wenn die Polizei gerufen wird, dann muss sie kommen, bisher wurde noch kein Befürworter verletzt, das wird auch so bleiben.