Für ein geselliges Miteinander hat die Corona-Krise viele Einschränkungen gebracht. Jedoch hat diese Zeit auch viele Menschen erfinderisch gemacht, wie sie durch Gesang und Musik auf vielfältige Weise "mit Abstand" Gemeinschaft erlebbar machen können und sich und anderen Freude bereiten. In Schonungen verlegten drei Senioren, die sich 2012 zum "Trio Erinnerung" zusammengefunden haben, bei schönem Wetter ihre Musikproben in den Vorgarten von Helmut Gleichmann.
In dessen Wohnzimmer erklingen bei den Proben Oldies von 1920 bis 1980. "Querdurch" sei das Repertoire, erklärt Theo Küfner, der Akkordeonspieler. "Donna Clara, ich hab dich tanzen gesehen", dieser Tango gehört da ebenso dazu wie "Die Fischerin vom Bodensee" oder "Griechischer Wein" von Udo Jürgens sowie "Rote Lippen soll man küssen" von Cliff Richard aus neuerer Zeit.
Dazu spielen Theo Küfner, Helmut Gleichmann und der mit 79 Jahren Jüngste im Trio Werner Fries gerne auch Volks- und Wanderlieder, so das Frankenlandlied, das Steigerwaldlied oder das Röhnwanderlied "Komm mit mein Schatz, nimm an meiner Seite Platz".
Helmut Gleichmann, Autodidakt am Schlagzeug, kennt Werner Fries schon seit frühester Jugend, da dieser bis zu seinem Wegzug nach Schweinfurt auch in Schonungen lebte. "Aber zum Musizieren haben wir uns erst vor 15 Jahren zusammengetan. Beim Wirtshaussingen im ehemaligen Gasthaus Lutz haben wir die Idee dazu bekommen", erinnern sie sich.
Werner Fries lernte das Spielen der Waldzither in seiner Jugend beim privaten Musiklehrer Hugo Schweizer. Dieser kam samstags aus Schweinfurt und gab in der ehemaligen Gaststätte Keller Unterricht. Gitarre, jetzt sein Instrument im Trio, hat er sich selbst beigebracht.
Auch der 84jährige Theo Küfner hatte bei Schweizer während sechs Jahren in der Jugend Unterricht. "Dann habe ich 40 Jahre nicht mehr gespielt. Erst mit 60 Jahren habe ich wieder angefangen. Dass ich solange Pause gemacht habe, ist das Einzige, was ich bereue", versichert er. Rund drei Jahrzehnte konnte auch Helmut Gleichmann, nur ein Jahr älter als Küfner, nicht mehr seinem Hobby Musizieren nachgehen, da er sich um die Pflege seiner kranken Frau kümmern musste.
Freude machen mit ihrer Musik, das ist für die drei Musiker im Seniorenalter nicht erst seit Corona-Zeit ein Anliegen. Gerne präsentieren sie ihre Musikstücke bei Auftritten in Seniorenheimen oder bei privaten Gesellschaften – und das ohne Gage. Manchmal erhalten sie eine kleine finanzielle Anerkennung, "da lassen die Leute gelegentlich den Hut herum gehen", berichtet Gleichmann. "Aber das geht dann von denen aus, nicht von uns", ergänzt Küfner.
So freut es die drei Musiker, wenn sie bei ihren Proben aus der Nachbarschaft mit Beifall nach den Musikstücken belohnt werden, Autofahrer beim Vorbeifahren ihr Tempo verringern oder Vorübergehende mal stehen bleiben und zuhören. "Es kam schon mal einer mit einem Tragerl Bier, als wir musizierten", erzählt Helmut Gleichmann. Gelegentlich bringt jemand aus der Nachbarschaft auch Kaffee und Kuchen. "Aber das Wichtigste ist, dass wir anderen Freude bereiten", versichert er und seine Musikerkollegen nicken zustimmend.