zurück
GEROLZHOFEN
Treibt sich ein Wolf in der Gegend herum?
Norbert Vollmann
Norbert Vollmann
 |  aktualisiert: 29.02.2024 15:30 Uhr

Stromert im Raum Gerolzhofen ein Wolf umher oder war er zumindest hier unterwegs? Nach Aussage von Margit Endres, der Leiterin der Polizeiinspektion in Gerolzhofen, ist dies nicht auszuschließen. Konkrete Beweise für seine Existenz durch den Nachweis von DNA-Spuren gebe es bislang allerdings noch nicht. Die Polizeichefin macht aber auch deutlich: „Wir haben schon den einen oder anderen Hinweis auf einen Wolf bei uns.“

Der inzwischen wieder weit verbreitete Biber oder der Luchs, der es bereits bis in die Haßberge geschafft hat, haben in hiesigen Breiten den Anfang gemacht. Nachdem er in Mitteleuropa durch den Menschen nahezu ausgerottet war, erobert sich seit etwa 15 Jahren der ebenfalls unter Naturschutz stehende Wolf seinen alten Lebensraum zurück.

So häufen sich auch in Unterfranken die Meldungen über Sichtungen angeblicher Wölfe. Erstmals hat dabei vor wenigen Tagen das für die Wolf-Beobachtung im Freistaat zuständige Bayerische Landesamt für Umwelt die Existenz eines freilaufenden Wolfes im Landkreis Main-Spessart anhand der von ihm gemachten Handy-Fotos bestätigt.

Das Tier war am Freitag, 9. Juni, auf der Strecke zwischen Urspringen und Karbach unterwegs.

Meist sind es junge Einzelgänger

Ein ganzes Wolfsrudel kommt aufgrund der benötigten Reviergröße sicher nicht für die Gegend um Gerolzhofen in Betracht. Denkbar sind aber auch im hiesigen Raum durchziehende Wanderwölfe. Diese Einzelgänger, meist männliche Jungtiere, legen auf der Suche nach einem eigenen Revier oft weite Strecken zurück. Auch bei dem im Spessart von Experten erstmals zweifelsfrei identifizierten Wolf hat es sich um ein relativ abgemagertes Jungtier gehandelt.

Mehrere gerissene Rehe

Auffällig und nicht von der Hand zu weisen ist, dass in der jüngeren Vergangenheit wiederholt teils trächtige Rehe im Bereich der Gerolzhöfer Polizei gerissen wurden. So im Februar bei Obereuerheim, im März an der Kartbahn bei Gerolzhofen oder im Mai auf der Alitzheimer Seite des Hörnauer Waldes.

Zeuge ist sich absolut sicher

Insbesondere bei dem an der Kartbahn getöteten Reh geht man aufgrund des Verletzungsbildes davon aus, dass die Bissspuren eher auf einen Wolf als auf einen großen Hund hindeuten, so Margit Endres. Dazu gebe es einen Zeugen, der sich „zweihundertprozentig“ sicher sei, am Dienstag, 4. April, an der B286 in Höhe von Unterspiesheim einen Wolf gesehen zu haben und keiner Verwechslung aufgesessen zu sein.

Aufgrund der Vorkommnisse habe man vorsichtshalber die Staatsanwaltschaft und die Untere Jagdbehörde am Landratsamt Schweinfurt informiert, so Margit Endres.

Volker Conrads Einschätzung

Nach Einschätzung von Volker Conrad, dem Revierleiter im Gemeinsamen Bürgerwald Gerolzhofen-Dingolshausen sowie im Gerolzhöfer Stadtwald, ist mittlerweile nirgendwo in Deutschland auszuschließen, dass ein Wolf auftaucht, somit auch nicht in der hiesigen Gegend. Letztendlich könne man sich aber nur sicher sein, wenn ein genetischer Nachweis etwa in Form von Speichel oder Haaren an gerissenen Rehen oder von Wolfskot vorliege.

In Gebieten, in denen sich der von Haus aus scheue, sowie dämmerungs- und nachtaktive Wolf seit längerem fest etabliert habe, sei festgestellt worden, dass er sich, da er den Menschen nicht mehr als Feindbild hat, sehr schnell an dessen Nähe gewöhne. Das könnte seines Erachtens auf Dauer das größte Konfliktpotenzial darstellen. In skandinavischen Ländern oder in Osteuropa, wo der Wolf noch in gewissen Maßen bejagt werde, da er als Nahrungskonkurrent auftrete, sei diese Nähe zum Menschen nicht so festzustellen, so Volker Conrad.

Außerdem könnten Kreuzungen zwischen Wolf und Hunde auftreten. Diese Tiere seien zum einen genetisch schwer zu unterscheiden, so der Jäger und Förster. Zum anderen würde ihnen die Scheue zum Menschen in dem Maß fehlen, wie sie der Wolf habe. Auch ausgesetzte Tiere aus illegalen Gehegen seien schon in Erscheinung getreten, erklärt Volker Conrad weiter.

Wolfsichtungen ans LfU melden

Hinweise auf Wölfe (Sichtungen, Spuren, Kot, gerissene Tiere) sollten immer an die zuständigen Behörden gemeldet werden, damit diesen nachgegangen werden kann.

In Bayern ist das Landesamt für Umwelt (LfU) die zuständige Stelle, an die man sich sofort direkt oder über Polizei und Landratsamt wenden sollte.

Noch keine offiziell bestätigen Wolfsichtungen im Landkreis, ausschließen will sie keiner

Für den Landkreis Schweinfurt liegen dem LfU für 2017 zwei nicht bestätigte Hinweise auf einen Wolf vor, ist dort in Erfahrung zu bringen.

„Wölfe werden oft mit ähnlich aussehenden Hunden verwechselt, aber ganz auszuschließen ist es auch nach Aussage meiner wildbiologisch versierten Kollegin Dr. Frauke Fischer nicht, dass ein Wolf in der hiesigen Gegend auftaucht“, bestätigt auch Dr. Dieter Mahsberg, Biologe am Biozentrum der Universität Würzburg.

„Uns liegen keine Kenntnisse über mögliche Wolfshinweise in der Region des Steigerwalds vor“, erklärt Projektleiterin Vanessa Ludwig vom Kontaktbüro „Wölfe in Sachsen". Die offiziellen Informations- und Aufklärungsstelle zum Thema Wolf in Sachsen nimmt über den dortigen Freistaat hinaus Wolfhinweise auf und bewertet sie.

Generell könne gesagt werden, dass sich überall in Deutschland jederzeit ein Wolf blicken lassen könne, so Vanessa Ludwig. Ob dieser nur auf der Suche nach einem geeigneten eigenen Territorium durchzieht oder dort sesshaft wird, werde nach jedem Wolfsnachweis zu klären sein.

Auch auf der aktuellen Wolfsverbreitungskarte des Freundeskreises freilebender Wölfe mit Sitz im nordrhein-westfälischen Much-Marienfeld sind bislang keine bestätigten Sichtungen von Wölfen im Steigerwald oder Steigerwaldvorland zu finden. Das müsse aber nichts heißen, da Wölfe sehr umtriebig seien, so die Aussage von Susanna Lopez-Kostka vom dortigen Servicebüro.

Hunde sicherheitshalber an die Leine nehmen

Wölfe gelten, wie erwähnt, als scheu und daher als ungefährlich für Menschen. Fachleute raten, bei einer Begegnung mit einem Wolf den nötigen Respekt vor dem Tier zu haben und Abstand halten. Man sollte Ruhe bewahren und keine Panik aufkommen lassen, um den Beute- und Jagdinstinkt des Tieres nicht zu wecken. Hunde sollten in jedem Fall an der Leine geführt werden.

Infos des LfU zum Wolf und zu Wolfsichtungen in Bayern

Viele Informationen zum Wolf und seinem Monitoring in Bayern finden sich im Internet auf der Seite des Bayerischen Landesamtes für Umwelt unter:

www.lfu.bayern.de/natur/wildtiermanagement_grosse_beutegreifer/wolf/index.htm

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Gerolzhofen
Alitzheim
Unterspiesheim
Norbert Vollmann
Haushunde
Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Umwelt
Wölfe
Wölfe in Unterfranken
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Veraltete Benutzerkennung
    Tut mir leid, das glaub ich nicht !
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • S. K.
    @ amokdoc: ja dann reißt er eben ein Reh, ein Schaf, ein Kleinkind - was solls? Oder wie?!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Seid so gut, und lasst der Natur einfach mal ihren Lauf. Warnung vor dem Wolf hier, Warnung da! Und warum? Weil keiner mehr weiß, mit so einer Sache umzugehen. Schlussendlich kriegt die "German Angst" nur noch mehr Futter. Dann reißt er halt, hier und da ein Reh! Was solls! Ist eben so! Ist nur natürlich! Wahrscheinlich kriegt er demnächst einen GPS Sender reingeballert, und jeder kann über Google Maps sehen, wo er sich gerade aufhält, und seinen freien Sonntag in genau der entgegengesetzen Richtung planen. Servus! Over and out!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • S. K.
    Wohl wieder ne Sommerloch-Story. Allerdings brauch ich keine freilaufenden Wölfe im Wald, ebensowenig wie Bären, mir reichts schon wenn, wie vor einiger Zeit geschehen, ne Rotte Wildschweine direkt vor meiner Nase durchs Dickicht bricht und an mir vorbeistürmt...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. G.
    Was brauchen wir überhaupt Tiere im Wald? Die stören doch nur beim Cross-Biken, beim Cross-Joggen und allen anderen Freizeit-Aktivitäten mit denen sich die gestressten Zweibeiner erholen wollen. Mein Vorschlag: Alle Tiere in ein Reservat, wo sie alle penibel registriert werden, einen Personalausweis bekommen, den sie dann ab sofort ständig mitzuführen haben. Wenn ein solcher Reservatbewohner dann doch mal ausbüxt und ein zartes Menschlein erschreckt oder gar umrennt, dann weiß der/die Geschädigte wenigstens, wer verklagt werden kann. LEUTE, LASST DOCH DIE KIRCHE IM DORF UND VERHALTET EUCH IN DER NATUR ENTSPRECHEND - nicht der Wolf ist das gefährliche Raubtier, das ohne wirklichen Grund oder Notlage angreift. Wenn er aber Junge hat und die in Gefahr wähnt.... wie geht doch der Spruch? Da werden Weiber zu Hyänen! (Sorry Mädels, nichts gegen Frauen, aber schon mal eine Mutter erlebt, die wegen Sorge um ihr Kind ausgeflippt ist? Passiert auch Vätern...)
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • D. K.
    An der Kartbahn war es ein freilaufender Hund lt. Erich Pfister. Da sind die Gewehre schon bereit auf Hunde oder Wölfe.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • g. r.
    Dann hat er wohl schon am längsten gelebt ...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten