Wie ein Lauffeuer verbreitete sich in den Dörfern rings um St. Ludwig anfangs der Woche die traurige Nachricht, dass Schwester Agnella nach kurzer und schwerer Krankheit verstorben ist. Als junge 27-jährige Sozialarbeiterin und Ordensfrau kam sie 1968 ins Kloster St. Ludwig.
Dort durfte sie in der heilpädagogisch-therapeutischen Einrichtung bei Wipfeld – dem heutigen Antonia-Werr-Zentrum – in verschiedenen Funktionen ihr ganzes Ordensleben hindurch wirken, zuletzt als Oberin des Schwesternkonvents. Jeder, der sie in ihrer entschlossenen Art erlebte, konnte ihre fürsorgliche mütterliche und bestimmte Art im entschiedenen Einsatz für die Würde von jungen Mädchen und Frauen deutlich spüren. In Theilheim im Landkreis Schweinfurt 1941 geboren, trat sie schon im jugendlichen Alter von 16 Jahren in die Gemeinschaft der Oberzeller Franziskanerinnen bei Würzburg ein.
Die Ordensschwestern engagieren sich nach dem Vorbild ihrer Gründerin Antonia Werr bis heute für benachteiligte und traumatisierte Mädchen und Frauen. Anfangs war Schwester Agnella als Gruppenleiterin tätig, 1983 übernahm sie die Gesamtleitung für St. Ludwig. Mit ihrer klaren wie menschenfreundlichen pädagogischen Handschrift prägte sie über 30 Jahre lang die weit über Bayern hinaus bekannte Einrichtung, ehe sie 2014 den Leitungsstab übergeben konnte. Und zwar an Anja Sauerer, die in diesen Tagen des Abschieds über Schwester Agnella voller Dankbarkeit sagt: "Immer standen die Mädchen und jungen Frauen im Mittelpunkt ihres Engagements. Es berührte sie, was sie an lebensgeschichtlichen Belastungen und traumatisierenden Erfahrungen mitbrachten und ließ sich von ihrer Lebenswirklichkeit berühren", aber auch "deren Fähigkeiten und unentdeckten Qualitäten, an denen neues Selbstbewusstsein wachsen kann, nahm sie fürsorglich in den Blick."
Tief verwurzelte Spiritualität
So sei die innere Haltung Schwester Agnellas bespielhaft gewesen, wenn sie "mit hoher Wertschätzung, Anteilnahme und Achtung jedem Mädchen begegnete, jeder jungen Frau und allen Mitarbeitenden." Durch ihre tief verwurzelte Spiritualität, aus der sie lebte und die sich vor allem am Vorbild ihrer Ordensgründerin Antonia Werr orientierte, habe sie eindrücklich vorgelebt, in jedem Menschen eine unwandelbare Mitte zu sehen.
Am Freitag, 16. Juni, 14 Uhr, wird sie in der Klosterkirche Oberzell nach dem Requiem in der dortigen Gruft beigesetzt. Am Montag, 3. Juli, wird um 17 Uhr in der Klosterkirche in St. Ludwig bei Wipfeld ein Gedenkgottesdienst für sie gefeiert.