
Ein stationäres Hospiz in Schweinfurt, mit zehn Betten für die Menschen in der Region Main-Rhön. Lange Jahre war das der Traum des Hospizvereins. Die Johanniter wurden als Träger gefunden, die Finanzierung geregelt. Die Stadt Schweinfurt und die Landkreise Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld sagten finanzielle Unterstützung zu. Spenden wurden gesammelt. Der Hospizverein war ebenfalls bereit, sich personell und finanziell zu engagieren. 2024 hätte die Eröffnung sein können. Ein Zusatzangebot zu den Hospizen in Würzburg, Alzenau und Meiningen hätte das oft lange Warten auf einen Platz für die Menschen in der Region erleichtert. So war das gedacht.
Doch am 20. Februar gaben die Johanniter bekannt, aus dem Projekt auszusteigen. Grund: Es wurde kein geeignetes Grundstück gefunden. Wie geht es jetzt weiter? Sucht der Hospizverein einen neuen Träger? Im Gespräch mit den Vorsitzenden, Dr. Johannes Mühler und Susanne Ritzmann, zeigt sich, dass der Verein nicht aufgibt.
Die Nachricht vom Rückzug der Johanniter sei erstmal ein Schlag gewesen, meint Ritzmann. Doch der Verein lässt sich nicht entmutigen. "Das ist nicht das Ende, wir kämpfen weiter", sagt Johannes Mühler. Der Verein ist bereits mit einem möglichen Träger für das Projekt in Kontakt, so Susanne Ritzmann. Auch die Spenden, die für das Hospiz eingingen, seien eine Verpflichtung weiterzumachen. Und ein Ansporn. "Die Bevölkerung sieht das Hospiz als wichtig an", hat Susanne Ritzmann beobachtet.
Johannes Mühler, früher Neurologie-Chefarzt am Leopoldina-Krankenhaus, gewinnt dem allem etwas Positives ab, obwohl das Auf und Ab nicht einfach gewesen sei. Schließlich sei das Projekt ja schon auf der Zielgeraden gewesen. "Wir fangen nicht bei null an, wir haben viel gelernt", sagt er. Ziemlich viel Gedankenarbeit sei in das Projekt Hospiz gesteckt worden. Davon könne man profitieren. "An der Notwendigkeit hat sich nichts geändert", so Mühler.

Die Johanniter favorisierten generell einen Neubau für das Hospiz. Trotzdem war die ehemalige Knüppfer-Klinik in der Neutorstraße, lange Sitz der Palliativstation, im Gespräch. Doch das scheiterte unter anderem an zu hohen Umbaukosten, zum Beispiel für Brandschutz.
Mühler könnte sich vorstellen, dass ein neuer Träger stärker auf den Umbau eines bestehenden Gebäudes setzen könnte. Vielleicht eine abgespeckte Version im 20-Kilometer-Umkreis von Schweinfurt? Besser als nicht zu bauen, sei es, einen Kompromiss zu machen. Klar sei es mit überall gestiegenen Preisen und zunehmender Bürokratie nicht einfach, so ein Projekt umzusetzen. Darunter sollten aber nicht die Schwächsten leiden. Deswegen sei auch die Hospizbewegung entstanden.
Stationäres Hospiz als der letzte Puzzle-Stein
Ein stationäres Hospiz sei der letzte Puzzle-Stein in der Versorgung neben stationärer Behandlung, Palliativstation, ambulanter palliativer Versorgung, ambulanter und stationärer Hospizversorgung, betont Mühler. Mühler und Ritzmann haben eine Botschaft von Susanne Röder, der Chefärztin der Palliativstation am Krankenhaus St. Josef, mitgebracht. "Es fehlt essenziell das Hospiz in unserer Region. Wir hoffen sehr, dass sich ein Träger findet, der sich dieser wichtigen und wertvollen Aufgabe annimmt. Es ist ein gesellschaftlicher Auftrag", so die Chefärztin.

Was unterscheidet eigentlich Palliativstation und Hospiz? Johannes Mühler hat das bei einem früheren Pressegespräch so formuliert: Hospiz und Palliativstation richten sich an unterschiedliche Menschen, ergänzen sich aber im Angebot, sind keine Konkurrenz.
An wen richtet sich ein Hospiz?
"Ein Hospiz richtet sich an Menschen, deren Lebensende absehbar ist, deren Erkrankung nicht geheilt werden kann." Voraussetzung für eine Aufnahme in ein Hospiz ist auch, dass keine ambulanten Strukturen vorhanden sind, um die Betroffenen bis zum Tod zu begleiten. "Es geht um den letzten Weg, die Begleitung, nicht um Medikamente", sagt Mühler. Die durchschnittliche Verweildauer beträgt fünf Wochen. Gut 90 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner sterben im Hospiz. Wie für das Krankenhaus braucht man für ein Hospiz eine Einweisung. Ein stationäres Hospiz helfe auch, Einweisungen am Lebensende in ein Krankenhaus zu vermeiden. Im Hospiz könne man sich besser um Menschen kümmern, die keine Heilbehandlung brauchen, sondern "Begleitung auf dem letzten Weg", so hieß es 2022 in einem Beitrag dieser Redaktion, als es so aussah, als könnte es richtig losgehen mit dem Projekt nach Corona.